Anthony Powell (Schriftsteller)

Anthony Powell (Schriftsteller)

Anthony Dymoke Powell (* 21. Dezember 1905 in London; † 28. März 2000 in Frome, Somerset) war ein britischer Schriftsteller und Literaturkritiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anthony Powell besuchte das Eton College in Eton und studierte in Oxford. Unter seinen Altersgenossen waren Evelyn Waugh, Henry Green, Graham Greene und George Orwell. 1926 trat er in das bekannte Londoner Verlagshaus Duckworth & Co. ein. Sein Aufstieg zum Verleger lag im Bereich des Möglichen. 1934 heiratete er Lady Violet Pakenham. Aus der Ehe gingen die Söhne Tristram (* 1940) und John (* 1946) hervor. 1936 – einige Jahre nach dem Erscheinen seines ersten Romans – übersiedelte Powell aufgrund eines Halbjahresvertrages als Texter bei Warner Brothers Filmstudios nach Hollywood. Hier lernte er F. Scott Fitzgerald kennen, der damals ebenfalls für den Film arbeitete. Ein Jahr später kehrte Powell nach England zurück und schrieb regelmäßig Beiträge für The Spectator und den Daily Telegraph, während er bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges soviel Zeit wie möglich dem Schreiben von Romanen widmete. Während des Krieges diente Powell zunächst bei einem Bataillon der Landstreitkräfte, später beim militärischen Geheimdienst als Verbindungsoffizier zu den Alliierten, besonders zu Belgien und zur Tschechoslowakei. Während dieser Zeit begann er mit der Arbeit an der vielgerühmten - 1948 erschienenen - Biographie über John Aubrey. Nach Kriegsende war er als Literaturkritiker für das Times Literary Supplement tätig, von 1953 bis 1958 als Herausgeber des Magazins Punch. Von 1958 bis 1990 schrieb er regelmäßig Kritiken für den Daily Telegraph.

Sein Hauptwerk ist die zwölfbändige, teils autobiographische Romanfolge „A Dance to the Music of Time“ (1951–1975). Da es sich nicht nur des Umfangs wegen um ein in vielem mit Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit vergleichbares Werk handelt, wird Powell auch als der englische Proust bezeichnet. Zu dem Titel für dieses Werk hat sich Powell durch das gleichnamige Gemälde von Poussin inspirieren lassen. Das Werk schildert den Niedergang der englischen „Upper class“ im 20. Jahrhundert auf eine literarisch anspruchsvolle, manchmal wehmütige, immer aber witzige Weise. Dieses umfangreiche Werk ist nur teilweise ins Deutsche übersetzt.

Daneben verfasste Powell weitere Romane, Stücke, Memoiren und Tagebücher.

Werke

A Dance to the Music of Time

(besteht aus folgenden 12 Bänden:)

  • 1951 A Question of Upbringing
    • Eine Frage der Erziehung, dt. von Heinz Feldmann; Ehrenwirth, München 1985. ISBN 3-431-02722-9
  • 1952 A Buyer’s Market
  • 1955 The Acceptance World
  • 1957 At Lady Molly’s
    • Lady Molly’s Menagerie, dt. von Katharina Focke; Cotta, Stuttgart 1961.
  • 1960 Casanova’s Chinese Restaurant
  • 1962 The Kindly Ones
  • 1964 The Valley of Bones
  • 1966 The Soldier’s Art
  • 1968 The Military Philosophers
  • 1971 Books Do Furnish a Room
  • 1973 Temporary Kings
  • 1975 Hearing Secret Harmonies

Romane, Biografien und anderes

  • 1928 The Barnard Letters
  • 1934 Caledonia: A Fragment (Pamphlet, Privatdruck)
  • 1931 Afternoon Men (Roman)
  • 1932 Venusberg (Roman)
  • 1933 From a View to a Death (Roman)
  • 1934 The Watr'y Glade, in The Old School: Essays by Divers Hands, hg. von Graham Greene
  • 1936 Agents and Patients (Roman)
  • 1939 What’s Become of Waring (Roman)
  • 1948 John Aubrey and His Friends (Biografie)
  • 1983 O, How the Wheel Becomes It! (Roman)
  • 1986 The Fisher King (Roman)
  • 1987 The Album of Anthony Powell’s "Dance to the Music of Time" [Hardcover, with 224 illustrations], Anthony Powell (Preface), Violet Powell (Hrsg.), John Bayley (Introduction)
  • 1988 John Aubrey and His Friends Newly Revised by the Author (Biografie)
  • 2001 A Writer’s Notebook
  • 2011 Caledonia: A Fragment. By Anthony Powell. With an Introduction by Grey Gowrie. Greville Press Pamphlets (Reprint des Privatdrucks 1934; bisher zugänglich in New Oxford Book of Light Verse, 1978, Hrsg. von Kingsley Amis)

Dramen

  • 1971 Two Plays by Anthony Powell. The Garden God & The Rest I’ll Whistle (zwei Bühnenstücke)

Gesammelte Rezensionen, Essays und Briefe

  • 1990 Miscellaneous Verdicts. Writings on Writers 1946-1989
  • 1991 Under Review. Further Writings on Writers 1946-1989
  • 2005 Some Poets, Artists & `A Reference for Mellors`
  • 2011 The Acceptance of Absurdity. Anthony Powell & Robert Vanderbilt: Letters 1952 - 1963. Hrsg. von John Saumarez Smith & Jonathan Kooperstein. Maggs Brothers, London 2011

Autobiografie

  • To Keep the Ball Rolling: Memoirs of Anthony Powell
    • 1976 Infants of the Spring (vol. 1)
    • 1978 Messengers of Day (vol. 2)
    • 1980 Faces in My Time (vol. 3)
    • 1982 The Strangers All are Gone (vol. 4)
    • 2001 To Keep the Ball Rolling: The Memoirs of Anthony Powell (einbändige, vom Autor autorisierte, gekürzte Fassung der vierbändigen Memoiren)

Tagebücher

  • 1995 Journals 1982–1986
  • 1996 Journals 1987–1989
  • 1997 Journals 1990–1992

Literatur

  • zu den 12 Bänden von A Dance to the Music of Time: Hilary Spurling: A Handbook to Anthony Powell’s Music of Time, 1977 („An Invitation to the Dance“)
  • Robert Selig: Time and Anthony Powell. A Critical Study, Cranbury 1991
  • Peter Kislinger: Some Truths Seem Almost Falsehoods and some Falsehoods almost Truths. Erzähltechnik, romaninhärente Poetik und intertextuelles Erzählen als "konstruktiv-ironische" Demonstration der Wahrheit des Romans in Anthony Powells A Dance To The Music of Time. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien 1993
  • Peter Kislinger: Review Article: ISABELLE JOYAU, Investigating Powell’s ´A Dance to the Music of Time´, London 1994. In: Anthony Powell Society Newsletter 3/Spring 2001 (originally published in German in: Sprachkunst, Österreichische Akademie der Wissenschaften, 1996/2)
  • Nicholas Birns: Understanding Anthony Powell, University of South Carolina 2004
  • Michael Barber: Anthony Powell. A Life, London 2004
  • Dirk-Gerd Erpenbeck: So nicht im Baedeker: Helsingval oder Tallifors? Anmerkungen zu Anthony Powell´s baltischem Roman Venusberg, in: Heinrich Bosse (u.a.) (Hg.): Buch und Bildung im Baltikum. Münster 2005, S. 581-598.

Weblinks



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