- Antigonos der Hasmonäer
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Antigonos (hebräischer Name Mattathias, auch Antigonos Mattathias; † 37 v. Chr. in Antiochia), zweiter Sohn Aristobuls II., war der letzte Herrscher aus der Dynastie der Hasmonäer, welche von 152 v. Chr. bis 63 v. Chr. in Judäa und angrenzenden Gebieten regierten.
Inhaltsverzeichnis
Judäa zwischen den Großmächten
Die Römer hatten bereits 63 v. Chr. unter Pompeius Palästina erobert und Judäa zu einem Klientelstaat gemacht, in dem letztlich sie das politische System und die Regierung bestimmten. Die Römer unterstützten Johannes Hyrkanos II., den Bruder des Aristobulos, der Hoherpriester und König zugleich war.
Antigonos, mit hebräischem Namen Mattathias wie der Stammvater der Hasmonäer, setzte gegenüber dem römischen Machtanspruch die Politik seines Vaters Aristobulos, des großen Rivalen des Hyrkanos, und seines älteren Bruders Alexander fort, die auf eine größtmögliche Eigenständigkeit Judäas in einer unabhängigen Stellung zwischen den Großmächten abzielte. Sein Vater Aristobulos war 49 v. Chr. auf Befehl des römischen Feldherrn Pompeius in Rom vergiftet worden, sein Bruder Alexander wurde im selben Jahr (ebenfalls auf Befehl des Pompeius) in Antiochia enthauptet. Sein Onkel Hyrkanos, gegen den er rebellierte, war dagegen auf Rat seines aus Idumäa stammenden Gouverneurs Antipater, des Vaters des Herodes, bereit, die Oberherrschaft der Römer zu akzeptieren. Antigonos versuchte, seine anti-römische, national-jüdäische Politik mit Hilfe einer Anlehnung an die parthische Großmacht zu verwirklichen. Als diese um 40 v. Chr. die Phase des römischen Bürgerkriegs nutzte, um die römische Provinz Syria zu erobern, hielt er seine Stunde für gekommen.
Hoherpriester und König
Mit der auswärtigen Unterstützung durch die Parther gelang es Antigonos, sich gegen seinen Onkel Hyrkanos und die zu Tetrarchen ernannten Herodes und Phasael durchzusetzen. Nach der parthischen Eroberung Jerusalems ernannte er sich zum König und Hohenpriester. Die Parther ließen sich von ihrem Verbündeten allerdings nicht davon abhalten, zur Feier ihres Sieges die Hauptstadt Jerusalem zu plündern. Antigonos prägte in Jerusalem Münzen, die erstmals in der Geschichte jüdischer Münzprägung religiöse Symbole, nämlich Menora und Schaubrottisch, zeigten.[1]
Seinem Onkel Johannes Hyrkanos II., der von den Parthern gefangen genommen worden war und kurz darauf nach Mesopotamien deportiert wurde, ließ Antigonos die Ohren abschneiden, damit dieser nie wieder in der Lage sein würde, das Amt des Hohenpriesters zu beanspruchen, für das körperliche Makellosigkeit Voraussetzung war. Phasael beging in der Gefangenschaft Selbstmord, Herodes musste mit seiner gesamten Familie aus Jerusalem in die Festung Masada fliehen.
Rom reagiert: Herodes wird König
Auch nach der Ausschaltung des Hyrkanos setzte dessen Gouverneur Herodes den Widerstand gegen Antigonos fort. Er reiste kurz nach der Eroberung Jerusalems von Masada aus eilends nach Rom, wo er - einigermaßen überraschend - durch die Gunst des Triumvirn Marcus Antonius und durch den römischen Senat selbst zum neuen König von Judäa erklärt wurde.
Im Jahre 39 v. Chr. landete Herodes dann in Ptolemais und gruppierte mit römischer Unterstützung seine Truppen. Nach längeren Kämpfen belagerte er gemeinsam mit dem römischen Statthalter in Syrien und Kilikien Gaius Sosius im Frühjahr des Jahres 37 v. Chr. Jerusalem. Nach 40 Tagen nahm er die erste Mauer, 15 Tage später die zweite, kurz danach auch die Oberstadt und den Tempel.
Das Ende einer Dynastie
Antigonus musste sich ergeben, seine sämtlichen Hoffnungen aufgeben und die Sieger um Gnade anflehen. Jedoch vergeblich: Der römische Feldherr Sosius schmähte ihn wegen seines gefühlvollen Auftritts als „Antigone“ und ließ ihn nach Antiochia abführen. Dort wurde er auf Befehl des Marcus Antonius (und möglicherweise dringender Bitten des Herodes) im Herbst 37 v. Chr. mit dem Beil hingerichtet. So endete die Herrschaft der Hasmonäer über das Königreich Juda, und die Herrschaft des Königs Herodes, später auch als Herodes der Große bezeichnet, begann.
Quellen
- Cassius Dio Römische Geschichte
- Flavius Josephus Antiquitates iudaicae 13,37-491
- Flavius Josephus De bello iudaico 1,274-375
Literatur
- Linda-Marie Günther: Herodes der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-15420-7
- Gerhard Prause: Herodes der Große. Die Korrektur einer Legende. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1990, ISBN 3-421-06558-6
- Peter Richardson: Herod. King of the Jews and Friend of the Romans. Verlag T&T Clark, Edinburgh, 1999, ISBN 0800631641
- Louis Ginzberg: Antigonus Mattathias in der Jewish Encyclopedia 1901–1906 (englisch)
Weblinks
- Mahlon H. Smith: Antigonus, Eintrag im Historical Sourcebook (englisch)
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Y. Meshorer: A Treasury of Jewish Coins. Jerusalem 2001; U. Hübner: Tradition und Innovation. Die Münzprägungen der Hasmonäer des 2. und 1. Jahrhunderts v. Chr. als Massenmedien. In: Christian Frevel (Hrsg.): Medien im antiken Palästina. Tübingen 2005, S. 171-187.
Vorgänger Amt Nachfolger Johannes Hyrkanos II. König von Judäa
40-37 v. Chr.Herodes der Große
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