Liste von Zelttypen

Liste von Zelttypen

Diese Liste von Zelttypen stellt Informationen zu verschiedenen Zelttypen bereit.

Inhaltsverzeichnis

Zelte für Trekking und ähnliche Aktivitäten

Moderne Zelte haben ein Gewicht von weniger als 1500 Gramm pro Person; bei größeren Trekkingzelten für mehrere Personen kann das Gewicht schon mal 800 Gramm pro Person betragen. Diese Gewichtsreduktion wurde erreicht, indem Aluminium- oder Holzgestänge durch besondere Metalllegierungen oder Fiberglas ersetzt wurde. Ebenso wurde im Lauf der Zeit Baumwolle als Zeltstoff durch Nylon oder Polyester abgelöst.

Die Zelte unterscheiden sich vor allem durch ihre Konstruktion, welche wiederum durch das jeweilige Anforderungsprofil bestimmt ist:

  • Kuppelzelt: stabil bei Wind und Schnee, einfach aufzubauen, häufigster Typ für das reine Camping.
  • geodätisches Zelt: sehr stabil bei Wind und Schnee, leicht schwerer als Kuppelzelte.
  • Tunnelzelt: sehr leicht, viel Innenraum für Gepäck und Ausrüstung.
  • Firstzelt: wenig windstabil, hohes Gewicht (bei Baumwolle als Zeltstoff), aber leicht zu improvisieren.

Je nach Fortbewegungsart (zu Fuß, Fahrrad, Auto), Region (Gebirge mit Schneefall und Wind, Wald und Flachland mit wenig Wind), Anzahl Personen und Gepäckmenge sind die verschiedenen Zelttypen mehr oder weniger geeignet: Alpinisten wählen eher geodätische Zelte, Trekking-Reisende eher Tunnelzelte, während man als Autofahrer problemlos ein schweres, altes Baumwollzelt benutzen kann. Auch der Komfort kann eine Rolle spielen: Besonders Tunnelzelte verfügen über eine große Apsis (überdachter Raum außerhalb des Innenzelts), so dass man bei schlechtem Wetter im Zelt kochen kann. Letztlich kann die Materialqualität ein Kriterium sein, wobei diese Eigenschaft eher zwischen den Herstellern variiert als zwischen den Zelttypen.

Geometrie typischer Trekkingzelte: 1. Geodät, 2. Kuppelzelt, 3. Tunnelzelt, 4. Firstzelt, 5. Pyramidenzelt

Kuppel- oder Igluzelt

Ein Kuppelzelt oder auch Igluzelt ist eine moderne Zeltform (Leichtzelt), bei der das Gestänge in zwei Bögen diagonal über der Grundfläche ein Innenzelt aufspannt. Diese Zelte sind freistehend, da die Stangen das Zelt aufspannen, sie können zur Not auch ohne Zeltnägel oder Heringe aufgestellt werden, sofern genug Gewicht (Gepäck etc.) das Zelt gegen den Wind schützen kann.

Diese Art der Konstruktion bietet besseren Schutz gegenüber mechanischer Belastung (Schnee, Wind etc.) als Tunnelzelte, sind jedoch nicht gleich standfest wie geodätische Konstruktionen. Selbige sind allerdings aufgrund der höheren Anzahl der Gestängebögen auch schwerer.

Neuere Entwicklungen sind sogenannte Wurf- oder Sekundenzelte. Hierbei sind die Gestänge ringförmig ausgeführt und direkt mit der Zelthaut verbunden. Im gepackten Zustand sind die Zelte flach zu einer Scheibe zusammengelegt, indem die Fiberglasringe halbiert zusammengewunden sind. Der Aufbau erfolgt dann einfach durch das Lösen der Transportverspannung und Hochwerfen des Zeltes. Die Federkraft der Fiberglasringe entfaltet das Zelt, sodass es von selbst steht. Vorteil ist die Zeitersparnis beim Aufbau, nachteilig ist das große Packmaß (Durchmesser des zusammengelegten Zeltes etwa 50 bis 60 Zentimeter).

Tunnelzelt

Tunnelzelt wird ein modernes Leichtzelt mit mehreren parallelen Gestängebögen genannt. Diese Art von Zelten benötigt unbedingt Heringe zum Stand und ist gegenüber Wind in Querrichtung weniger standfest als ein Kuppelzelt oder eine geodätische Konstruktion. Vorteil des Tunnelzelts ist das geringe Gewicht und die wegen der steilen Wände günstige Nutzung des Innenraums.

Geodät

Ein Geodät ist ein Leichtzelt, das mit drei oder mehr Gestängebögen über der Grundfläche ein halbkugelförmiges Zelt aufbaut. Dieser Zelttyp kann zur Not auch ohne Heringe stehen (genügend Gewicht im Zelt gegen Wind vorausgesetzt) und gilt, gut abgespannt, als besonders sturmsicher. Der Zusammenhang mit Geodät ist durch die so genannte geodätische Linie, der kürzesten Verbindung zwischen zwei Punkten auf einer beliebig gekrümmten Fläche, gegeben.

Firstzelt

Firstzelt

Das Firstzelt ist ein sehr alter Zelttyp und er besteht grundsätzlich aus zwei senkrechten Zeltstangen, einer Zeltplane, Abspannschnüre und Heringe. Die Zeltplane wird so aufgespannt, dass sich ein Dachfirst bildet und das Zelt von vorne gesehen eine Dreiecksform hat. Einige Modelle verfügen auch über eine horizontale Zeltstange. So hängt der Dachfirst nicht mehr durch und die Belastung verlagert sich von den Zeltschnüren auf die Zeltstangen, was das Zelt robuster macht.

Beim Ultraleicht-Trekking ist es beliebt, ein Tarp über ein Seil zu legen, welches man zwischen zwei Bäumen spannt. Alternativ kann man Trekkingstöcke oder Äste als Zeltstangen verwenden.

Vorteil des Firstzelts ist die einfache Konstruktion mit wenigen Materialien, aber weil das Zeltdach im 45°-Winkel vom Boden wegführt, ergibt sich im Vergleich zu Kuppel- oder Tunnelzelten eine schlechte Nutzung des Innenraums. Ebenso ist die Windstabilität verglichen mit anderen Zelttypen geringer. Doppelwandige Firstzelte sind als Gruppenzelte bei Pfadfindern immer noch beliebt, und seit einigen Jahren sind sehr leichte, einwandige Firstzelte als Biwaks im Handel (z.B. "Rajd" von Hilleberg).

Fahrzeugzelte

Ein Autodachzelt ist fest auf dem Dach eines Fahrzeuges montiert und kann für die Fahrt zu einem kompakten Paket gepackt werden. Das aufgestellte Zelt gibt es im Wesentlichen in zwei Bauformen: Zelte, die eine Schlafkabine auf dem Autodach bilden und solche, die neben dem Fahrzeug einen zusätzlichen Wohnraum schaffen.

Ein Zeltanhänger oder Faltcaravan lässt sich aus einem Anhänger heraus- oder herunterklappen, wodurch ein großer Schlaf- und Wohnraum entsteht. Verbunden mit einem Vorzelt werden Raummaße von bis zu 30 m² erreicht. Durch das geringe Gewicht von bis zu 300 kg kann der Anhänger auch von Kleinwagen gezogen werden, je nach Produkt sind Zuladungen bis zu 700 kg möglich. Die Zelte bestehen aus festen Baumwoll- oder Mischgeweben und werden durch ein Stahl- oder Alurohrgestell gestützt. In Zelten, die keinen fest integrierten Boden haben, werden Innenhimmel aus Baumwolle verwendet, um Kondensfeuchtigkeit zu vermindern. Konstruktionsbedingt besteht im Gegensatz zu Steilwandzelten eine hohe Sturmsicherheit. Vorteile gegenüber Wohnwagen sind geringe Unterhaltskosten sowie günstigeres Fahrverhalten durch kompakte Maße in geschlossenem Zustand und tiefen Schwerpunkt.

Militärzelte (Schweiz)

Schweizer Militärzelte werden aus quadratischen wasserdichten Tüchern, sogenannten Militärblachen und Zeltstockeinheiten aus je einem dreiteiligen Zeltstab und 3 Häringen zusammengefügt. Vor allem das Militär und Jugendorganisationen (Pfadfinder, Jungschar, Cevi, Jungwacht Blauring) verwenden diese Zeltarten häufig bei Lagern und bei Wanderungen.

Berliner

Der Berliner ist eine Zeltart, die vor allem als Notbiwak verwendet wird. Die Bezeichnung für dieses Zelt ist Berliner, weil seine Form und der Aufbau an einen Berliner erinnert.

Um dieses Zelt zu bauen benötigt man folgende Utensilien:

  • 8 Militärblachen
  • 4 Zeltstockeinheiten
  • 4 Zeltschnüre.

Der Vorteil des Berliners ist sein wasserdichter Boden und die gute Wärmeisolation. Er bietet für vier bis fünf Personen mit Gepäck Platz. Im Notfall können sogar bis zu acht Kinder darin Schutz finden. Ein Nachteil ist der hohe Materialaufwand pro Person und dass es im Zeltinnern bei starkem Sonnenschein sehr heiß werden kann. Dies kann aber auch ausgenutzt werden, um eine improvisierte Sauna mittels heissen Steinen zu ermöglichen.

Gotthard

Gotthard – Querschnitt und Draufsicht

Der Gotthard ist eine Zeltart, die vor allem zum Biwak in großer Höhe verwendet wird.

Den Namen bekam das Zelt aufgrund seiner sehr flachen Form. Man fühlt sich darin fast so, als ob man in einem Tunnel sitzt (siehe Gotthard-Tunnel).

Um dieses Zelt zu bauen, benötigt man folgende Utensilien:

  • 3 Militärblachen
  • 2 Zeltstockeinheiten
  • 4 Zeltschnüre.

Dieses Zelt ist vor allem dann sinnvoll, wenn man biwakieren muss – das Material besteht aus lediglich 3 Zeltblachen, die mitgeführt werden müssen. Der Vorteil des Gotthard ist seine geringe Oberfläche und das niedrige Gewicht. Er bietet aber nur wenig Platz. Wenn man zwei weitere Militärblachen zur Verfügung hat kann man die Außenwände verschließen, was die Wärmeisolation erheblich erhöht. Ansonsten muss das Zelt quer zur Windrichtung aufgestellt werden oder die beiderseits offenen Eingänge müssen mit Rucksäcken oder anderem Material verschlossen werden.

Sarasani

Der Sarasani ist ein pyramidenförmiges großes Gruppenzelt. Er wird aus drei Blachenquadraten geknöpft, die an einem Mast oder einem Seil aufgehängt werden. Die Ecken werden nach außen gespannt und verankert. Der Name erinnert an den deutschen Zirkus Sarrasani.

Der Sarasani wird häufig als zentrales Versammlungs- und Esszelt in Jugendlagern verwendet und dient oft als Wahrzeichen. Das Zelt kann vergrößert werden, indem man mehr Blachen und einen höheren Mast verwendet. Eine seltene Ausprägung sind 696 Blachen mit einem 24 Meter hohen Mast (2006 Pfadi Neuburg/Wartensee aus Winterthur).[1]

Sarasani aus 108 Militärblachen in einem Pfadfinderlager
Blachen 12 27 48 75 108
Kante 5 6,6 8,2 9,9 11,6 m
Diagonale 7,1 9,4 11,6 14 16,4 m
Fläche 33 74 131 204 294 m²
Höhe 2,2 3,3 4,4 5,5 6,6 m

(Zur Höhe muss die Höhe der Stangen, die den Abstand der unteren Kante zum Boden erzeugen, hinzugerechnet werden, die Mittelstange ist meist etwa 2,5 m länger)

Der Bau ist mit großem Aufwand und viel Material verbunden und benötigt viel Erfahrung in Pioniertechnik.

Für einen Sarasani benötigt man:

  • je nach Größe 12, 27, 48 oder 75 Blachen (3 mal n²)
  • 1 Mittelpfosten (Baumstamm) mit einer Höhe von etwa 7 Metern, je nach Anzahl verwendeter Militärblachen
    alternativ kann der Sarasani an einem zwischen zwei Bäumen gespannten Seil aufgehängt werden
  • 1 Seilrolle zum Hochziehen
  • 1 Seil (zum Hochziehen)
  • 6 kürzere Seile zum Spannen
  • 6 Pflöcke zum Spannen
  • 6 Stangen als Abstand der Zeltunterkante zum Boden
  • 3 längere Seile als stützende Auflage an den Kanten
Bauvorlage für Sarasani

Ein großer Sarasani ist sehr schwer (trocken bei 75 Blachen bereits 100 kg, bei Regen und Wind deutlich schwerer). Schon geringe Windgeschwindigkeiten entfalten hohe Kräfte. An Ecken werden deshalb die Seile nicht an den Ösen, sondern mit Parallelbund[2] befestigt um ein Ausreißen der Ösen zu vermeiden. Bewährt haben sich zur Entlastung der Knöpfe und Ecken auch drei Seile, jeweils von der Spitze unter der Diagonale der drei Blachenquadrate zu den Ecken des Sarasani, und bei großen Zelten zusätzlich unter den Kanten, nach außen gespannt. Ein 12er Sarasani kann in der Regel noch an den Eckösen der Blachen aufgehängt werden. Bei gleichem Verfahren muss man bei einem 27er schon mit einem Ausreißen der Eckösen rechnen. Dies kann verhindert werden, indem man anstelle der Ösen den Blachenstoff direkt mit dem Seil verbindet.

Die Blachen werden wie Dachziegel übereinander von der Hauptregenrichtung weg geknöpft, damit das Regenwasser abläuft. Eine Blache in der Spitze wird oft als dem Wind abgewandte Rauchöffnung gestaltet, die mit einem Seilzug von unten geschlossen werden kann. Im Sarasani kann auch eine Feuerstelle oder eine Küche eingerichtet werden.

Sonderform Biwakzelt

Eine Sonderform des Zeltes ist das Biwakzelt. Es ist eine Mischform aus Biwaksack und Zelt. Der Körperbereich wird durch einen Biwaksack bedeckt, der über dem Kopfbereich in ein kleines Zelt übergeht. Das Biwakzelt besteht also aus wenig Stoff und sehr wenig Gestänge. Durch diese Bauart, wird ein extrem leichtes Gewicht gewährleistet, bei etwas mehr Komfort als bei einem reinen Biwaksack.

Einzelnachweise

  1. http://www.pfadinewa.ch/weltrekord.html
  2. http://de.scoutwiki.org/Parallelbund

Siehe auch

Jurte, Kohte, Tarpaulin, Tipi

Weblinks


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