Litauische Sozialistische Sowjetrepublik

Litauische Sozialistische Sowjetrepublik
Lietuvos Tarybų Socialistinė Respublika
Литовская Советская Социалистическая Республика
Litauische Sozialistische Sowjetrepublik
Flag of Lithuanian SSR.svg Litauische-SSR Wappen.svg
(Details) (Details)
Lithuanian SSR map.svg
Amtssprache offiziell keine; de facto Litauisch und Russisch
Hauptstadt Vilnius
Fläche 65.301 km²
Bevölkerung (1989) 3.689.779
Bevölkerungsdichte 56,6/km²
Zeitzone UTC + 2

Die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik (Abkürzung LiSSR) war von 1940 bis 1990 eine Unionsrepublik der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Landkarte der Litauischen SSR, 1940

Bereits ab Februar 1919 bis Juli 1920 bestand eine gemeinsame Litauisch-Weißrussische Sowjetrepublik, die auch unter dem Namen Litbel bekannt ist. Diese Republik umfasste aber von Litauen nur den Teil um Vilnius. Nach dem Abschluss des Friedensvertrages zwischen der UdSSR und Litauen 1920 wurde der litauische Teil an Litauen zurückgegeben, jedoch kurz darauf von polnischen Truppen besetzt. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besetzte die Rote Armee diesen polnisch besetzten Teil Litauens, um ihn gemäß dem Grenzabkommen von 1920 wiederum an Litauen zu übergeben. Darauf folgte jedoch ein Ultimatum nach Militärpräsenz der Roten Armee in Litauen, dem nachgegeben wurde.

Am 15. Juni 1940 rückte die Rote Armee in Litauen ein. Das Gründungsdatum der Litauischen SSR war der 21. Juli 1940. Nach einer manipulierten Wahl (offiziell mit einer Wahlbeteiligung von 99 %) wurde ein Volksparlament (lit.: liaudies seimas) gewählt, das dem Antrag von Antanas Sniečkus, eine Bitte um Aufnahme in die UdSSR zu stellen, zustimmte.

Von 1941 bis 1945 war Litauen von der Wehrmacht besetzt und gehörte zum Reichskommissariat Ostland.

Im Zuge der Perestroika wurde am 24. Februar 1990 zum ersten Mal in freien Wahlen der Oberste Sowjet (später Atkuriamasis Seimas) der Litauischen SSR gewählt, der am 11. März 1990 die Unabhängigkeitserklärung verabschiedete.

Die UdSSR-Führung versuchte, die Frage der litauischen Unabhängigkeit im Rahmen eines verfassungskonformen Gesetzes über den Austritt von Unionsrepubliken von 3. April 1990 zu lösen, die litauische Führung ging darauf nicht ein. Litauen betrachtete die Mitgliedschaft in der UdSSR als erzwungen und damit als völkerrechtswidrig und nichtig. Aus heutiger litauischer Sicht gehörte Litauen der UdSSR juristisch nicht an. Schließlich hat die UdSSR die Unabhängigkeit Litauens am 6. September 1991 anerkannt, was die Russische Föderation bestätigt hat.

Am 31. August 1993 verließ der letzte sowjetische Truppentransport die Republik Litauen.

Das Deutsche Reich erkannte 1940 die sowjetische Annexion Litauens getreu der Aufteilung der Interessensphären im Hitler-Stalin-Pakt an. Die Bundesrepublik akzeptierte wie einige westliche Staaten westlichen Staaten de facto die sowjetische Annexion der drei baltischen Staaten, betrachtete aber de jure Litauen, Estland und Lettland als eigenständige völkerrechtliche Subjekte. Die Regierung der DDR vertrat die Auffassung der sowjetischen Führung, nach der die baltischen Staaten der UdSSR freiwillig und rechtmäßig beigetreten sind.[1] Diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Litauen wurden jedoch erst am 28. August 1991, also nach dem faktischen Zusammenbruch der Sowjetunion im Augustputsch wiederaufgenommen.

Vorsitzende des Ministerrates

1940/44–1990:

Name Lebensdaten Amtszeit Partei
1 Mečislovas Gedvilas * 1901; † 1981 25. August 1940 – 16. Januar 1956 Lietuvos Komunistų Partija
2 Motiejus Šumauskas * 1905; † 1982 16. Januar 1956 – 14. April 1967 Lietuvos Komunistų Partija
3 Juozas Maniūšis * 1910; † 1987 14. April 1967 – 16. Januar 1981 Lietuvos Komunistų Partija
4 Ringaudas Bronislovas Songaila * 1929 16. Januar 1981 – 18. Januar 1985 Lietuvos Komunistų Partija
5 Vytautas Sakalauskas * 1933; † 2001 18. Januar 1985 – 17. März 1990 Lietuvos Komunistų Partija

Rechtssystem

Siehe auch: Ehe- und Familiengesetzbuch (Litauische SSR) und Zivilprozessgesetzbuch (Litauische SSR)

Siehe auch

Literatur

  • Erhard Stölting: Eine Weltmacht zerbricht. Nationalitäten und Religionen in der UdSSR. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-8218-1132-3.
  • Thomas Schmidt: Die Aussenpolitik der baltischen Staaten. Im Spannungsfeld zwischen Ost und West. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-531-13681-X, (Zugleich: München, Univ., Diss., 2000).
  • Andreas Zimmermann: Staatennachfolge in völkerrechtliche Verträge. Zugleich ein Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen völkerrechtlicher Kodifikationsvorlagen. Springer, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-540-66140-9, (Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht 141), (Zugleich: Heidelberg, Univ., Habil.-Schr., 1998-1999).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helge Dauert: "Anwalt der Balten" oder Anwalt in eigener Sache? Die deutsche Baltikumspolitik 1991-2004. BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008. S. 85

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