- Gisela May
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Gisela May (* 31. Mai 1924 in Wetzlar) ist eine deutsche Schauspielerin und Diseuse, die sich vor allem als Brechtinterpretin einen Namen machte.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Gisela May wurde in Wetzlar als Tochter des Schriftstellers Ferdinand May und der Schauspielerin Käte May geboren.
Von 1942 bis 1944 absolvierte sie die Leipziger Schauspielschule.
Erste Engagements hatte sie in Dresden, Görlitz, Leipzig, Halle und Schwerin. Seit 1951 wirkte sie in Berlin, erst am Deutschen Theater, seit 1962 am Berliner Ensemble, dem sie über dreißig Jahre lang angehörte. Ab 1978 spielte sie bis zu ihrem Ausscheiden 1992 Brechts Mutter Courage, der sie eine eigene Interpretation gab – vor ihr hatte „die Weigel“ am Berliner Ensemble die Rolle verkörpert und damit Maßstäbe gesetzt. Neben Brechts Die Tage der Commune und Brecht/Weills Die sieben Todsünden der Kleinbürger spielte sie unter anderem die Titelrollen in Lessings Minna von Barnhelm, Stewart/Herman Hallo, Dolly!, Shaws Frau Warrens Gewerbe, die Mutter Wolfen in Hauptmanns Biberpelz.
1957 erkannte Hanns Eisler bei einem Programm das besondere Talent der May für das Chanson und die Möglichkeiten ihrer Stimme, deren Kraft, Vielseitigkeit, Empfinden, Klugheit, Virtuosität, Eleganz und Schlichtheit, was Gisela May in den folgenden Jahren vervollkommnete.
In eigenen Programmen trägt sie Chansons, politische Songs und Gedichte vor. Sie gastierte in vielen Ländern Europas, in den USA und Australien: Aus vier Jahreszeiten (Bertolt Brecht), Kurt Tucholsky hasst – liebt, Hoppla wir leben (Hollaender, Mehring, Wedekind), Jacques-Brel-Abend, Erich Kästner, Hanns-Eisler-Abend. Ihr künstlerischer Partner war viele Jahre der Komponist und Pianist Manfred Schmitz.
Sie war von 1956 bis 1965 verheiratet mit dem Journalisten und Dokumentaristen Georg Honigmann, dem Vater der Schriftstellerin Barbara Honigmann. Nach der Scheidung lebte sie mit Wolfgang Harich zusammen.
Ab 1963 war sie Präsidentin der deutsch-italienischen Gesellschaft der DDR, ab 1972 Mitglied der Akademie der Künste.
Einem breiten Publikum im Westen Deutschlands wurde sie durch ihre Beteiligung an der Fernsehserie Adelheid und ihre Mörder bekannt.
Auszeichnungen
- 1959: Kunstpreis der DDR
- 1962: Clara-Zetkin-Medaille
- 1963: Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur, III. Klasse
- 1968: Grand Prix International du Disque, Paris
- 1969: Großer Preis der italienischen Schallplattenkritik, Mailand
- 1973: Obie – Preis der Theaterkritiker der USA
- 1973: Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur, I. Klasse
- 1979: Kunstpreis des FDGB
- 1980: Vaterländischer Verdienstorden in Gold
- 1984: Stern der Völkerfreundschaft
- 1987: Deutscher Kleinkunstpreis für Chanson
- 1988: Nationalpreis der DDR für Kunst und Literatur, I. Klasse[1]
- 1991: Filmband in Gold (gemeinsam mit Ilse Werner und Harald Juhnke) und Deutscher Schallplattenpreis
- 1996: Premio Trieste Contemporanea
- 2000: Verdienstorden des Landes Berlin
- 2004: Bundesverdienstkreuz, I. Klasse
- 2005: Stern der Satire und Silbernes Blatt der Dramatiker Union
Filmographie (Auswahl)
- 1951: Das Beil von Wandsbek
- 1955: Hotelboy Ed Martin
- 1955: Sommerliebe
- 1956: Treffpunkt Aimée
- 1957: Die Schönste
- 1958: Tilman Riemenschneider
- 1959: Eine alte Liebe
- 1960: Schritt für Schritt
- 1960: Die Entscheidung des Dr. Ahrendt
- 1962: Tempel des Satans (DFF)
- 1963: Carl von Ossietzky (DFF)
- 1975: Frau Jenny Treibel (DFF)
- 1977: Die Verführbaren (DFF)
- 1978: Fleur Lafontaine (DFF)
- 1983: Zwei Ärztinnen (DFF)
- 1991: Die Hallo-Sisters (TV)
- 1993–2007: Adelheid und ihre Mörder (TV-Serie)
Diskographie (Auswahl)
- 1965: Erich Weinert: Den Gedanken Licht, den Herzen Feuer, den Fäusten Kraft. (Mit Gisela May u.a.)
- 1966: Gisela May singt Brecht, Eisler, Dessau
- 1966: Gisela May: Brecht/Weill (aus Happy End, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Die Dreigroschenoper)
- 1967: Kämpfendes Vietnam
- 1968: Gisela May singt Erich Kästner
- 1968: Günther Cwojdrak (Auswahl): Im Banne einer blassen Stunde. Trivialliteratur von Hedwig Courths-Mahler, Felix Dahn, Kurt Tucholsky u.a. (mit Gisela May, Elsa Grube-Deister, Fred Düren u.a.)
- 1969: Gisela May u. Wolf Kaiser: Irgendwer hat einmal gesagt... Anekdoten aus aller Welt. Von Plutarch, Kleist u.a.
- 1969: Die spezielle Note: Neue Chansons
- 1972: Brecht-Songs mit Gisela May
- 1972: Gisela May singt Tucholsky
- 1972: Gert Natschinski: Mein Freund Bunbury. Musical nach Oscar Wilde
- 1972: Hallo Dolly!
- 1974: Hoppla wir leben
- 1975: Hanns Eisler. Lieder
- 1976: Gisela May singt Brecht/Dessau
- 1976: Die Mädchen von La Rochelle. Chansons aus dem alten Frankreich. Fania Fénelon, Ruth Hohmann, Gisela May, Vera Oelschlegel, Horst Jakob, Rolf Ludwig, Horst Schulze, Gerry Wolff.
- 1977: Canto General Der große Gesang; Poetisch-musikalische Adaption nach dem literarischen Werk von Pablo Neruda; übertragen von Erich Arendt; mit Aparcoa (Chile)
- 1979: Gisela May: Chansons bleiben Chansons (Jacques Brel)
- 1988: Mikis Theodorakis: Lieder - Gisela May, Thanassis Moraitis
- 2002: MarLeni (mit Gisela Uhlen) - Hörspiel von Thea Dorn CD
- 2004: Bernd Alois Zimmermann: Die fromme Helene - Gisela May, Sprecherin
- 2005: Die May. Gisela May und ihre Schallplattenaufnahmen in einer Edition des akustisch festgehaltenen Lebenswerkes. 8 CD/1DVD mit 170-seitigem Buch. Bear Family Records, ISBN 978-3-89916-155-7.
Zitat
Was aber die May und ihre außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit, ihren Reichtum an Nuancen und Schattierungen betrifft, so wäre man wohl versucht, … von einem Ensemble zu sprechen, selbst wenn es in diesem Falle (unser Glück!) nur aus einer Frau besteht – einer Frau, die freilich mehr zu bieten hat als sieben andere. (Lothar Kusche)
Autobiographie
- Mit meinen Augen. Begegnungen und Impressionen. 1. Auflage 1976. 3. Auflage: Buchverlag Der Morgen, Berlin 1982.
- Es wechseln die Zeiten. Erinnerungen. Militzke, Leipzig 2002, ISBN 978-3-86189-269-4.
Literatur
- Gabriele Baumgartner, Dieter Helbig (Hg.): Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945 bis 1990. Band 2. Saur, Minden 1997.
- Günter Gaus: Zur Person. Band 5: Gisela May, u.a. edition ost im Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2001.
- Rosemarie Killius: Sei still, Kind! Adolf spricht. Gespräche mit Zeitzeuginnen. Militzke, Leipzig 2000.
- Dieter Kranz: Gisela May. Schauspielerin und Diseuse. Der Weg zur Charakterdarstellerin. Bildbiografie. Henschel, Berlin 1973.
- Joachim Reichow, Michael Hanisch: Filmschauspieler A-Z. Henschel, Berlin 1989.
- Renate Seydel: ... gelebt für alle Zeiten. Schauspieler über sich und andere. 5. Auflage. Henschel, Berlin 1986.
Weblinks
- Werke von und über Gisela May im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Webseite
- FemBiografie Gisela May
- Glauben Sie, es ist ein Vergnügen, alt zu sein? – Interview in der Berliner Zeitung, 30. Mai 2009, S. 29
- Gisela May in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Gisela May auf filmportal.de
Einzelnachweise
Kategorien:- Bertolt Brecht
- Schauspieler
- Diseur
- Chansonsänger
- Interpret von Arbeiterliedern
- Chanson (DDR)
- Träger des Vaterländischen Verdienstordens
- Träger des Sterns der Völkerfreundschaft
- Nationalpreisträger (DDR)
- Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
- Träger des Verdienstordens des Landes Berlin
- Geboren 1924
- Frau
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