- Erich Ponto
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Erich Johannes Bruno Ponto (* 14. Dezember 1884 in Lübeck; † 4. Februar 1957 in Stuttgart) war ein deutscher Schauspieler. Er war der Onkel von Jürgen Ponto, dem 1977 ermordeten Vorstandssprecher der Dresdner Bank.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugendjahre
Erich Johannes Bruno Ponto wurde am 14. Dezember 1884 als jüngstes von vier Kindern in Lübeck geboren. Seine Mutter Ida Albers aus Reinbek ehelichte Ludwig Ponto, der von seinem Vater Heinrich Ponto einen Manufakturwarenladen vermacht bekam. Die Pontos waren Kaufleute aus Norddeutschland. Seine Eltern wohnten erst in Lübeck, zogen dann aber nach Hamburg-Eimsbüttel. Erich Ponto besuchte jedoch die Schule in Altona.
Studienzeit
Zunächst begann er ein Studium der Pharmazie. Unter seinen Ausbildern befand sich auch Wilhelm Conrad Röntgen, bei dem er oft einschlief. Ponto hatte immer den Drang nach der Schauspielerei; mit Freunden probte er Klassiker, beteiligte sich an Literaturzirkeln und entwickelte fortan die Personen in seinen Stücken. Im Jahr 1905 machte er sein Provisor-Examen. Seine Ausbildung zum Schauspieler bekam er bei Hans Lackner im Jahre 1908.
Der Bühnen- und Filmschauspieler
Ponto erhielt sein erstes Engagement 1908 am Stadttheater Passau, später in Reichenberg/Nordböhmen (1910/11). Im Jahr 1916 ehelichte er seine Frau Tony Kresse, mit der er seine Tochter Eva Ponto (* 1918, heute Doering) und seinen Sohn Klaus Ponto (* 1927, ebenfalls Schauspieler) bekam. Erich Ponto war mit Tonys Brüdern befreundet und ging im Hause Kresse ein und aus. In den 1910er (?) Jahren hatte Ponto bereits kurze Erfahrungen mit dem Stummfilm gemacht, so in Der Geiger von Meißen (1921/1922). Seit 1914 spielte Ponto in Dresden, wo er bis 1947 lebte. Im Jahr 1920 hatte er seinen ersten Kontakt mit dem Film; aber erst ab 1930, mit einer zehnjährigen Unterbrechung, begann seine Karriere als Filmschauspieler. Im Dritten Reich wirkte er in mehreren NS-Propagandafilmen mit, darunter Die Rothschilds (1940), Blutsbrüderschaft (1940) und Ich klage an (1941). Besonders herausragend war seine Rolle als Professor Crey in dem Film Die Feuerzangenbowle. In Frauenarzt Dr. Prätorius spielte er den Pathologen Professor Speiter. Im Jahre 1949 drehte er den international bekannten Film Der dritte Mann mit Orson Welles und Joseph Cotten.
Neben seinen zahlreichen Filmrollen spielte er Theater und pendelte täglich zwischen Berlin und Dresden. Ponto war in Dresden sehr beliebt. Nach dem Krieg wurde er 1945 Intendant am Dresdner Schauspielhaus, verließ aber 1947 Dresden, weil er, wie er an Kollegen schrieb, „in dieser Stadt nicht frei spielen könne, wenn er nicht einer bestimmten politischen Haltung angehörte“.[1] Für die Spielzeit 1950/51 holte ihn Heinz Hilpert an das Deutsches Theater Göttingen. Hier spielte er unter anderem die Hauptrolle in Der Bauer als Millionär von Ferdinand Raimund. Vergnüglich waren auch die sonntäglichen Matinée-Veranstaltungen, abwechselnd gestaltet von Erich Ponto und Heinz Hilpert.
Als bei ihm in der Zeit des Nationalsozialismus eine Hausdurchsuchung stattfand, wollte man bei ihm Kollwitz-Zeichnungen beschlagnahmen. Ponto stellte lakonisch fest, er brauche diese noch für seine Arbeit, und so wurden sie wieder in den Schrank gestellt. Ponto betätigte sich politisch und ließ sich 1946/47 auf der Liste 6 (KPD) neben Victor Klemperer zur Wahl aufstellen.
Eine seiner Entdeckungen war der Dresdner Schauspieler Rolf Ludwig, der als ehemaliger Luftwaffenpilot aus dem Krieg zurückgekehrt war und bei Ponto vorsprach. Ludwig wollte hierbei sein sportliches Geschick unter Beweis stellen und sprang aus dem Fenster; wie sich herausstellte, dem falschen. Als Ludwig mit gebrochenem Arm auf der Straße lag, rief Ponto aus dem Fenster: „Junger Mann, Sie sind engagiert.“
Eine weitere seiner Entdeckungen für die Bühne und den Film war Gert Fröbe. Fröbe hatte allen Mut zusammengenommen, um Ponto etwas vorzusprechen, jedoch winkte dieser zunächst wegen Fröbes unüberhörbaren sächsischen Dialektes ab, nahm ihn später aber doch als Schüler. Im Jahr 1947 kam Erich Ponto an das Staatstheater Stuttgart. Zu seinem 70. Geburtstag wünschte er sich die Titelrolle in Lessings Nathan der Weise. 1952 wurde er zum Württembergischen Staatsschauspieler ernannt. Im Jahr 1954 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1956 das Filmband.
Letzte Jahre
Ponto verfasste zu öffentlichen und privaten Anlässen gerne und häufig Gedichte. Bis zu seinem Tode lebte er mit einer früheren Schülerin, der Schauspielerin Edith Heerdegen (1913–1982) zusammen. Er starb am 4. Februar 1957 in Stuttgart nach langer Krankheit, die ihn nicht daran hinderte, zu spielen. So sah man ihn noch 1956 bereits todkrank in seinem letzten Kinofilm Robinson soll nicht sterben. Er wurde zunächst auf dem Waldfriedhof Stuttgart beigesetzt, später aber auf den Hamburger Friedhof Nienstedten umgebettet. Heute erinnern in Stuttgart lediglich eine Straße im Stadtteil Vaihingen (Erich-Ponto-Weg) und ein Gedenkstein auf dem Grab der Familie Böhm an ihn. Im März 2007 wurde er erneut umgebettet und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Urnenhain Tolkewitz. Die Hamburger Grabstätte wurde aufgelöst.[2] Die Gedenkfeier fand am 18. April 2007 im alten Krematorium Dresden Tolkewitz statt.[3] In Dresden ist auch eine Straße nach ihm benannt.
Werke
Filmografie
- 1921: Der Geiger von Meissen
- 1934: Liebe, Tod und Teufel
- 1935: Das Mädchen Johanna
- 1936: Der Hund von Baskerville
- 1937: Tango Notturno
- 1938: Die vier Gesellen
- 1939: Hallo Janine!
- 1939: Schneider Wibbel (1939), seine einzige Hauptrolle als Anton Wibbel
- 1940: Das Herz der Königin
- 1940: Der Feuerteufel
- 1940: Achtung! Feind hört mit!
- 1940: Kleider machen Leute
- 1940: Die Rothschilds
- 1940: Blutsbrüderschaft
- 1941: Ich klage an
- 1942: Diesel
- 1942: Anschlag auf Baku
- 1944: Der große Schatten
- 1944: Der Meisterdetektiv
- 1944: Der Engel mit dem Saitenspiel
- 1944: Die Feuerzangenbowle
- 1944: Philharmoniker
- 1947: Zwischen gestern und morgen
- 1948: Film ohne Titel
- 1948: Das verlorene Gesicht
- 1949: Der dritte Mann (The Third Man)
- 1949: Liebe 47
- 1949: Geliebter Lügner
- 1950: Frauenarzt Dr. Prätorius
- 1953: Hokuspokus
- 1953: Keine Angst vor großen Tieren
- 1954: Das fliegende Klassenzimmer
- 1954: Sauerbruch – Das war mein Leben
- 1955: Lola Montez
- 1956: Robinson soll nicht sterben
- 1956: Der Stern von Afrika
- 1956: Wenn wir alle Engel wären
Hörspiele und Sprechplatten
Erich Ponto hat in zahlreichen Sprechplattenproduktionen (heute auf CD veröffentlicht) mitgewirkt:
- 1948: Schneider Wibbel mit Lucy Millowitsch (Produktion des NWDR Köln, Regie: Wilhelm Semmelroth)
- 1949: Mephisto in Faust 1. Teil und 2. Teil
- 1949: Der dritte Mann (Produktion des WDR, Regie: Wilhelm Semmelroth (Litraton)
- 1949: Reineke Fuchs (Deutsche Grammophon)
- 1949: Bergkristall von Adalbert Stifter
- 1952: Die Andere und ich von Günter Eich (Produktion des SDR, Regie: Cläre Schimmel)
- 1954: Das Fliegende Klassenzimmer (1954)
- Wilhelm Busch: Gedichte (Deutsche Grammophon)
Literatur
- Manfred Hausmann: Im Spiegel der Erinnerung. Erlebnisse und Begegnungen mit Peter Suhrkamp, Oswald Spengler, Thomas Mann, Max Reinhardt, Wilhelm Kempff, Erich Ponto, u.a. Neunkirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1974, ISBN 3-7887-0430-6.
- Hansjörg Schneider: Erich Ponto. Ein Schauspielerleben. Henschel Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-89487-364-7.
Weblinks
Commons: Erich Ponto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Erich Ponto in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Literatur von und über Erich Ponto im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wilhelm Busch: Die erste alte Tante sprach ..., gesprochen von Erich Ponto, online auf Youtube,[1]
Einzelnachweise
- ↑ Quelle?
- ↑ knerger.de: Die Grabstätten von Erich Ponto
- ↑ Wochenkurier vom 18. April 2007.
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