- Littuania
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Corps Littuania Königsberg war ein Corps an der Albertus-Magnus-Universität (Albertina) zu Königsberg (Preußen), das 1936 suspendiert wurde.
Inhaltsverzeichnis
Gründung
Littuania war ein Kösener Corps mit Stiftungsdatum 31. Januar 1894 und musste 1936 suspendieren.
Lithuania I wurde 1820 als Landsmannschaft im Rahmen der Allgemeinen Burschenschaft (1819-1833) an der Albertus-Universität gegründet. Sie musste sich 1822 auflösen, weil Metternich nach der Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch den Burschenschafter Karl Sand mit den Karlsbader Beschlüsse vom August 1819 die Verfolgung der "Demagogen" und ihrer "geheimen oder nicht autorisierten Verbindungen" durchgesetzt hatte. Als solche galt auch die Königsberger Burschenschaft I, eine von sieben sog. Allgemeinheiten, die schon im Dezember 1819 verboten wurde.
Ebenfalls in der Allgemeinen Burschenschaft entstanden die inoffiziellen (landsmannschaftlichen) Kränzchen Lithuania II (1823-1825) und Lithuania III (1827-1828). Zu den Mitgliedern der Lithuania III gehörten Eduard Simson und Johann Jacoby, der ihr ein Biedermeierdasein empfohlen hatte.
Gefördert von Simson, gründeten sieben Studenten mit sechzehn früheren Angehörigen der Lithuania III am 31. Januar 1829 die "konstituierte" Landsmannschaft Lithuania IV. Ihr erster Senior und späteres Ehrenmitglied war stud. iur. Gustav von Saltzwedell (1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung). Die Littuania wählte die Farben Grün-Weiß-Rot, ein Wappen mit dem steigenden Littauer-Schimmel und den Wahlspruch "Durate et vosmet rebus servate secundis!" aus der Aeneide von Vergil.
Da er der politischen Betätigung verdächtigt wurde, musste der Senior das Mitgliederverzeichnis und alle Papiere des Bundes verbrennen und nach Berlin fliehen. Später wurden die Landsmannschaften von der Regierung geduldet und vom Verdacht der politischen Betätigung - "schon wegen ihrer Armut" - befreit.
Die Lithuania und ihre Vorverbindungen stellten acht Mitglieder der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 (Paulskirche).
Geschichte
Die Geschichte der Landsmannschaft und des späteren Corps Littuania ist bemerkenswert, weil sie die Polarisierung in konservative und liberal-fortschrittliche Richtungen im Deutschland des 19. Jahrhunderts deutlich widerspiegelt.
Am 19. Dezember 1828 konstituiere sich das Corps Littuania. Als Stiftungsdatum wurde der 31. Januar 1829 gewählt, der Tag des Gründungsfestes. 1848 teilte sich die Littuania in das Corps Litthuania und in die Landsmannschaft Littuania. Das kleinere Corps hielt zu den corpsstudentischen Grundsätzen (Fuchsenzeit und Satisfaktion). Wegen der Farben Grün-Silber-Rot hieß der Bund Silber-Litthuania. Die größere Landsmannschaft gewährte allen Mitgliedern die gleichen Rechte. Wegen ihrer Farben Grün-Weiß-Rot hießen sie Tuch-Littauer. [1]
1851 gründeten Königsberger Studenten und mehrere Silber-Litthauer das Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. [2]
Es gab also an der Albertus-Universität zwei verschiedene Korporationen mit demselben Stiftungstag und dem gleichem Wappen, was die Freundschaften unter "Couleurbrüdern" jedoch nicht hinderte.
Die Silber-Litthauer standen im Kartell mit dem Corps Saxo-Borussia Heidelberg und waren an der Stiftung des befreundeten Corps Hansea Bonn beteiligt. Später waren sie auch mit dem Corps Marchia Berlin befreundet. 1866 musste das Corps der Silber-Litthauer endgültig suspendieren, weil der gewünschte Nachwuchs ausblieb; er schloss sich (weißen) Corps im Reich an oder ging zur preußischen Armee, die durch die Heeresvermehrung immer mehr Offiziere brauchte.
Gegen 68 Stimmen in den eigenen Reihen beantragte die Landsmannschaft Littuania 1894 erfolgreich, als Corps in den SC zu Königsberg aufgenommen zu werden.
Von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet, musste das Corps 1936 wie alle anderen suspendieren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Tradition des Corps Littuania wieder auf, indem Mitglieder der Königsberger Corps Baltia, Hansea und Littuania am 12. März 1950 das Corps Albertina zu Hamburg gründeten. Der Name erinnert an die Albertus-Universität zu Königsberg, die seit 1945 unter sowjetischer Herrschaft stand.
Namhafte Angehörige des Corps Littuania und seiner Vorverbindungen
- Wilhelm August Friedrich Bechius, Historiker und Philosoph
- Johann Jacoby, Arzt, Vorkämpfer der Judenemanzipation und eines demokratischen preußischen Rechtsstaats
- Carl Friedrich Wilhelm Jordan (1819-1904), Schriftsteller und Politiker
- Gustav von Saltzwedell († 1897), Regierungspräsident, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Heinrich von Schirmeister († 1892), Landrat, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Eduard von Simson (1810-1889), Präsident des Reichstages des Deutschen Reiches, Präsident des Reichsgerichts. "Der erste deutsche Verfassungsvater" (Manthey 2005).
- Anton von Wegnern († 1891), Regierungspräsident, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Ernst Siehr (1869-1945), Landsmannschaft Littuania, 3. Februar 1940 Corps Littuania; Mitbegründer der DDP, 1920-1932 Oberpräsident in Ostpreußen.
- Hans-Ludwig Loeffke (1906-1974), Gründer des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburg.
- Hans-Werner Janz (1906-2003), 1948 Ärztlicher Direktor der Wahrendorff´schen Anstalten in Ilten bei Hannover.
Literatur
- Zur Erinnerung an das 150jährige Bundesfest der Littuania : 31. Januar 1829 - 31. Januar 1979, Selke, Lothar, München 1979.
- Corpstafel der Littuania zu Königsberg, Passauer, Walter, Königsberg, 1935
- Chronik der Landesmannschaft Littuania während ihres 60jährigen Bestehens, 1829-1889, Pauly, Max, [s. l.] : [s. n.] (Königsberg in Pr. : Rosbach),1889
Einzelnachweise
- ↑ "Die Deutschen Corps", Fabricius, Prof.Dr.Wilhelm, Frankfurt 1926 S.401 ff.
- ↑ "Kösener Corps Listen 1930" Gerlach, Dr.jur. Otto, Frankfurt, S.837
Weblinks
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