- Corps Marchia Berlin
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Das Corps Marchia Berlin ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Humboldt-Universität Berlin, der Freien Universität Berlin sowie der Technischen Universität Berlin. Das einzelne Corpsmitglied wird Märker genannt.
Es ist die älteste Studentenverbindung in der deutschen Hauptstadt und gehört gemeinsam mit den Kösener Corps Guestphalia, Vandalia-Teutonia, Normannia und Borussia dem Berliner Senioren-Convent (SC zu Berlin) an.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Das Corps Marchia Berlin hat die Farben „orange-weiß-gold“ mit goldener Perkussion. Die Füchse tragen ein Band in den Farben „orange-weiß-orange“, ebenfalls mit goldener Perkussion. Dazu wird eine orangefarbene Mütze (Hinterhauptcouleur) getragen.
Das Corps hat den Wahlspruch „Vir fortis contemnit mortem!“ (Der mutige Mann verachtet den Tod) sowie die beiden Wappensprüche „Virtute pauci magna valent!“ (Wenige Tapfere können viel bewirken) und „Sola mors foedus solvit!“ (Nur der Tod löst das Band).
Geschichte
Das Corps Marchia Berlin wurde am 26. November 1810 von sieben Angehörigen der Marchia Frankfurt an der Oder, einem Mitglied der Pomerania Frankfurt an der Oder und einem weiteren Studenten gestiftet. Das Corps Marchia ist somit die älteste Studentenverbindung Berlins. Kurz nach der Gründung traten weitere 15 Mitglieder der Marchia Frankfurt an der Oder der Verbindung bei. Sie ist damit eine direkte Fortsetzung des "Märkischen Kränzchen", das am 3. Juli 1786 in Frankfurt an der Oder gegründet worden war. Nach der Auflösung der dortigen Universität wechselten viele Studenten an die neu gegründete Universität nach Berlin. Andere gingen nach der neu gegründeten Universität Breslau.
Eine frühe Fassung einer Constitution der Frankfurter Märker aus dem Jahr 1802 belegt den Organisationsgrad in dieser Zeit der frühen Corps[1] und deren Abgrenzung zu den Studentenorden.
Durch studentenhistorische Quellen lässt sich nachweisen, dass die Märker aus Frankfurt an der Oder ihre Tradition nach Berlin übertrugen. Somit kann das Corps Marchia als die studentische Gruppierung gelten, die die studentischen Traditionen des 18. Jahrhunderts an die 1810 neu gegründete Universität brachte. 1874 musste Marchia suspendieren. Erst 15 Jahre später, im Sommersemester 1889, konnte Marchia unter Mitwirkung von zwei Masuren (Walter und Louis Bolck) rekonstituieren. 127 Jahre später revanchierte sich Marchia großzügig bei Masovias Rekonstitution in Potsdam.
Grundsätze
Das Hauptprinzip, das Marchia mit allen Mitgliedern des KSCV gemeinsam hat, ist das Toleranzprinzip. Das bedeutet, dass jeder Student, unabhängig von Nationalität, Religion, Ethnie und politischer Einstellung die Möglichkeit hat, einzutreten.
Als Mitglied des "Blauen Kreises" innerhalb des KSCV vertritt Marchia das “Gesellschaftsprinzip”, also das Pflegen niveauvoller Geselligkeit. Ziel dieses Kreises ist die Verbesserung des Umgangs der Menschen miteinander und die Förderung des richtigen und sicheren Auftretens der Mitglieder in Gesellschaft und Beruf. Damit soll ein wesentlicher Teil der außerfachlichen Weiterbildung der Studenten erbracht werden.
Bekannte Mitglieder
- Albrecht Graf von Alvensleben (1794–1858), preußischer Finanzminister
- Maximilian Ardelt (* 1940), deutscher Unternehmer
- Friedrich Wilhelm Barthold (1799–1858), Historiker
- Karl Julius Rudolf von Bitter (1846–1914), preußischer Kronsyndikus und Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Alwin Gustav von Coler (1831–1901), Königlich preußischer Generalstabsarzt
- Wilhelm Paul Corssen (1820–1875), Sprach- und Altertumsforscher
- Herbert Fox (1903–1993), Bergingenieur und Wirtschaftsführer
- Robert Hampe (1879–1940), Mitglied des Reichstages
- Justus Friedrich Karl Hecker (1795–1850), Mediziner und Medizinhistoriker
- Hugo Holthöfer (1883–1958), Präsident des Oberlandesgerichts Königsberg, FDP-Politiker
- Heinrich von Quintus Icilius (1798–1861), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Benno Jaffé (1840–1923), Chemiker, Industrieller und Kommunalpolitiker
- Paul Jonas (1830–1913), preußischer Eisenbahndirektionspräsident, Vorstand der Deutschen Bank
- Heinrich Wilhelm Krausnick (1797–1882), Oberbürgermeister von Berlin, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Adalbert Krüger (1832–1896), Astronom, Direktor der Sternwarte in Kiel
- Robert Rothe (1803–1893), preußischer Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Karl Schlayer (1875–1937), Mediziner und Hochschullehrer
- Hugo Schottmüller (1867–1936), Arzt und Bakteriologe
- Paul Schröter (1898-1977), Verwaltungsjurist in der Bundesbahnverwaltung
- Carl-Hubert Schwennicke (1906–1992), FDP-Politiker
- Karl Heinrich August Steinhart (1801–1872), Philologe
Träger der Klinggräff-Medaille
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:
- Jörg Richter (1996)
Quellen
- ↑ Abgedruckt bei Meyer-Camberg (Hrsg.): 21 der ältesten Constitutionen der Corps und ihrer Vorläufer bis zum Jahr 1810, Sonderheft Einst und Jetzt 1981, S. 51-53
Siehe auch
- Corps
- Kösener Senioren-Convents-Verband
- Liste Kösener Corps
- Liste aktiver Berliner Verbindungen
- Studentenverbindung
Weblinks
Commons: Corps Marchia Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien52.4682313.288479Koordinaten: 52° 28′ 6″ N, 13° 17′ 19″ OKategorien:- Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband
- Studentenverbindung (Berlin)
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