Ljudmila Michailowna Pawlitschenko

Ljudmila Michailowna Pawlitschenko
Ljudmila Pawlitschenko

Ljudmila Michailowna Pawlitschenko (russisch Людмила Михайловна Павличенко, wiss. Transliteration Ljudmila Michajlovna Pavličenko; * 12. Juli 1916 Bila Zerkwa; † 10. Oktober 1974 in Moskau) war eine sowjetische Scharfschützin. Mit 309 bestätigten tödlichen Treffern[1] gilt sie als eine der besten Scharfschützen des Zweiten Weltkrieges.

Inhaltsverzeichnis

Leben vor dem Krieg

Pawlitschenko wurde als ethnische Russin[2] am 12. Juli 1916 im ukrainischen Bila Zerkwa geboren und zog im Alter von 14 Jahren mit ihrer Familie nach Kiew. Dort wurde sie Mitglied in einem Schützenverein und absolvierte eine Ausbildung zur Scharfschützin, während sie parallel als Schleiferin im Arsenalwerk arbeitete. 1937 verteidigte sie als Studentin der Universität Kiew erfolgreich ihre Magisterarbeit über Bohdan Chmelnyzkyj.[3]

Zweiter Weltkrieg

Sowjetische Briefmarke von 1943

Im Juni 1941, als das Deutsche Reich die Operation Barbarossa startete, war Pawlitschenko 24 Jahre alt und studierte Geschichtswissenschaften an der Universität Kiew. Sie meldete sich als Freiwillige an die Front und wurde der 25. Schützendivision zugewiesen. Damit wurde sie zu einer der ca. 2000 weiblichen Scharfschützen in der Roten Armee, von denen lediglich ca. 500 den Krieg überlebten. Ihre ersten beiden gegnerischen Soldaten erschoss sie mit einer Mosin-Nagant in der Nähe der Siedlung Beljajewka.

Pawlitschenko kämpfte ca. zweieinhalb Monate in der Nähe von Odessa, wo durch ihre Schüsse 187 gegnerische Soldaten getötet wurden. Als die Deutschen die Kontrolle über Odessa erlangten, wurde ihre Einheit nach Sewastopol auf die Krim-Halbinsel abgezogen. Im Mai 1942 war sie bereits im Rang eines Leutnant und wurde von der Führung der Südlichen Armee für die Tötung von 257 Soldaten der Achsenmächte ausgezeichnet. Ihre gesamte Bilanz der bestätigten Tötungen beläuft sich auf 309 feindliche Soldaten, inklusive 36 Scharfschützen.

Im Juni 1942 wurde Pawlitschenko von einer Mörsergranate verletzt. Sie erholte sich, doch knapp einen Monat, nachdem die berühmt gewordene Frau wieder an die Front kam, wurde sie aus dem Einsatz genommen, da die Armeeführung eine demoralisierende Wirkung auf die Soldaten im Falle ihres Todes befürchtete.

Sie wurde nach Kanada und in die USA auf eine PR-Reise geschickt und wurde zur ersten Sowjetbürgerin, die von einem US-amerikanischen Präsidenten – Franklin D. Roosevelt – im Weißen Haus empfangen wurde[4]. Später reiste Pawlitschenko zusammen mit Eleanor Roosevelt durch Nordamerika, um über ihre Kampferfahrungen zu erzählen. Sie hielt eine Rede vor einer internationalen Studentenvereinigung in Washington D.C. und trat bei der CIO-Gewerkschaft in New York auf. Während ihres Besuchs in Kanada mit zwei anderen Scharfschützen – Wladimir Pechelinzew und Nikolai Krassawtschenko – wurde sie in Toronto an der Union Station von Tausenden empfangen.

Bei der Rückkehr in die Sowjetunion stieg sie in den Rang eines Majors auf und kehrte an die Front zurück, wurde jedoch bis zum Kriegsende zur Instrukteurin und Ausbilderin für sowjetische Scharfschützen. 1943 bekam sie den Goldenen Stern der Heldin der Sowjetunion[5] und wurde auf einer sowjetischen Briefmarke gewürdigt.

Der US-amerikanische Folksänger Woody Guthrie schrieb ihr zu Ehren ein Lied mit dem Titel „Miss Pavlichenko“ und steigerte damit noch ihre Popularität. Der Text enthält unter anderem die Verse: „The whole world will love her for a long time to come / For more than three hundred nazis fell by your gun“ (dt. etwa: „Die ganze Welt wird sie noch lange lieben / denn mehr als 300 Nazis fielen durch dein Gewehr“).[6] [7]

Nach dem Krieg

Sowjetische Briefmarke von 1976

Nach dem Krieg schloss sie ihr Studium an der Universität Kiew ab und arbeitete als Historikerin und bei der Sowjetischen Marine. Später war sie beim sowjetischen Komitee der Kriegsveteranen tätig.

Pawlitschenko starb am 10. Oktober 1974 im Alter von 58 Jahren und wurde auf dem Nowodewitschi-Friedhof beigesetzt. Zwei Jahre später erschien ihr zu Ehren eine weitere sowjetische Briefmarke und ein ukrainisches Frachtschiff wurde nach ihr benannt. In Sewastopol gibt es eine nach Ljudmila Pawlitschenko benannte Straße.[8]

Einzelnachweise

  1. TIME Magazine, Lady Sniper, September 28, 1942 [1]
  2. http://www.peremoga.gov.ua/index.php?4601000126510000010
  3. Arthur Bernard Cook: Women and War. A Historical Encyclopedia from Antiquity to the Present, 2006, ISBN 978-1-85109-770-8, page 457
  4. Selected Biographies of Soviet Women Soldiers By Kazimiera J. (Jean) Cottam, PhD
  5. http://www.obriy.pib.com.ua/2004/29_04/06.shtml Obrij-PIB, №29 (190) 22 – 28 Juni. 2004
  6. Hier zitiert nach Pete Seeger (Hrsg.), Woody Guthrie Folk Songs, London 1973, S. 88-89.
  7. Gesamter Liedtext: [2]
  8. http://www.sevastopol.info/streets/pavlichenko.htm

Literatur

  • Henry Sakaida: Heroines of the Soviet Union 1941-45. Osprey Publishers ISBN 978-1-84176-598-3
  • Герои Советского Союза: Краткий биографический словарь. Том 2, Воениздат, Москва 1988
  • Jan Boger: Jäger und Gejagte. Motorbuch Verlag ISBN 3-87943-373-9

Weblinks


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