Ludwig Ernst von Braunschweig-Wolfenbüttel

Ludwig Ernst von Braunschweig-Wolfenbüttel
Ludwig Ernst von Braunschweig-Wolfenbüttel

Ludwig Ernst von Braunschweig-Wolfenbüttel (* 25. September 1718 in Wolfenbüttel; † 12. Mai 1788 in Eisenach) war ein Prinz aus dem Haus der Welfen sowie österreichischer und niederländischer Feldmarschall. 1753 wurde er Reichsgeneralfeldmarschall. Er führte den Titel eines Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg. Von 1751 bis 1766 war er Generalkapitän der Niederlande. Nach dem Tode Annas von Hannover 1759 war er Vormund für den minderjährigen Wilhelm V. von Oranien und führte bis 1766 die niederländischen Staatsgeschäfte. Anschließend war er wiederum niederländischer Feldmarschall und Geheimrat des unschlüssigen Prinzen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Prinz Ludwig Ernst wurde 1718 als dritter Sohn von Herzog Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig und Antoinette Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel geboren. Im Jahre 1737 trat er als Oberst und Befehlshaber des Infanterieregiments Alt-Wolfenbüttel in kaiserliche Kriegsdienste. Er nahm an den Türkenkriegen bis zum Frieden von Belgrad im September 1739 teil. Im Mai 1740 ging er als österreichischer Generalmajor in die Niederlande.

Herzog von Kurland

Durch eine Hochzeit versuchte das Haus Braunschweig erneut, Ansprüche auf den russischen Thron zu erlangen. Auch Ludwig Ernst wurde in die Angelegenheit hineingezogen. Die Zarin Anna hinterließ bei ihrem Tode im Jahre 1740 den Thron nicht ihrer Nichte, sondern deren und Anton Ulrichs noch kleinem Sohn Iwan. Um die braunschweigisch-habsburgische Position in Russland zu stärken, wurde nach einigem Hin- und Hermanövrieren am 27. Juni 1741 Ludwig Ernst zum Herzog von Kurland gewählt, nach dem Sturz des Herzogs Biron von Kurland. Durch den Staatsstreich Elisabeth Petrownas am 6. Dezember 1741 verlor er den Herzogstitel jedoch wieder. Er wurde zeitweilig in Russland festgesetzt und kehrte im Frühjahr 1742 zurück nach Deutschland. Ludwig Ernst konnte von Glück reden, dass er, im Gegensatz zu seinem Bruder und dessen Familie, nach Wolfenbüttel zurückkehren konnte. Nach diesem Abenteuer, von dem er eine lebenslange Aversion gegen Russland zurückbehalten sollte, nahm er seine militärische Laufbahn wieder auf.

Österreichischer Erbfolgekrieg

Er nahm 1744 als österreichischer Feldmarschall am Zweiten Schlesischen Krieg teil und kämpfte somit gegen viele seiner überwiegend auf Seiten Preußens stehenden Verwandten. In der Schlacht bei Soor am 30. September 1745 wurde er verwundet, erschien aber bereits im Frühjahr 1746 auf dem Kriegsschauplatz in den Niederlanden. Am 11. Oktober 1746 nahm er während des Österreichischen Erbfolgekrieges an der Schlacht bei Roucoux gegen Frankreich teil. Im Folgejahr kämpfte er in der Schlacht bei Lauffeldt als Generalfeldzeugmeister.

Regent der Niederlande

Ludwig Ernst von Braunschweig-Lüneburg-Bevern

Im Jahre 1749 trat er auf Wunsch Wilhelms IV. von Oranien als Feldmarschall in die niederländische Armee ein. Als der Wilhelm ihm auch als Stütze für sein Haus fragte, wies er den Vorschlag zurück. Unter dem Druck der Kaiserin änderte er seine Meinung. Daneben behielt er seine Stellung als österreichischer Feldmarschall und protestantischer Generalfeldzeugmeister des Heiligen Römischen Reichs. Nach dem Tod Wilhelms IV. am 22. Oktober 1751 wurde Ludwig Ernst zum Generalkapitän der Niederlande ernannt. 1753 wurde er von Kaiser und Reichstag zum Reichsgeneralfeldmarschall ernannt.

Durch die Ernennung Karls, Ludwigs Bruder, zum Verwalter der nassauischen Ländereien des Hauses Oranien entstand eine Annäherung an das Haus Braunschweig. Als die Prinzessin Annas von Hannover in 1759 starb, haben die Braunschweiger Brüder danach alle Besitztümer und Rechte des Hauses Oranien verwaltet, bis Wilhelm V. 1766 die Funktionen seines Vaters übernahm. Die Statthalterschaft stellte tatsächlich das Zentrum einer ausgedehnten Klientel dar. Über lokale „Mini-Statthalter“ übte die Statthalterschaft durch Ämtervergabe, Beförderungen und Vergabe andere Nebeneinkünfte Einfluss aus. Fast fünfzehn Jahre lang hat er diese einflussreiche Stellung im Schatten eines Statthalters, der in fast jeder Hinsicht seinen Rat befolgte, nahezu ungestört halten können.

Im Jahre 1781 wurde er zur Zielscheibe der Patrioten. Eine Flut von Pamphleten, Zeitungsartikeln und Spottdrucken, in denen er ungeniert diffamiert und verspottet wurde, ergoss sich über ihn, und nicht zu Unrecht spricht man von ihm als wahrscheinlich einem der ersten Medienopfer der modernen niederländischen Geschichte. Ludwig verließ die Niederlande am 16. Oktober 1784. Er lebte kurze Zeit in Aachen und ab 1786 in Eisenach, wo er zusammen mit Schlözer seine Biografie und Verteidigung schrieb. Er selbst verschickte an die hundert Exemplare an Familienmitglieder, deutsche Fürsten, Ratsherren und andere einflussreiche Personen. Das Buch hatte eine für ihn vorteilhafte Wirkung. Kurz darauf erschienen darüber hinaus niederländische und französische Übersetzungen, an denen er selbst mitgearbeitet hatte.

Er stand in engem Kontakt zum Hof in Weimar, besonders zu seiner Nichte, der Herzogin Anna Amalia und dem Herzog Karl August. Ludwig Ernst starb 1788 in Eisenach und wurde im welfischen Erbbegräbnis im Braunschweiger Dom beigesetzt.

Literatur

  • Paul Zimmermann: Ludwig Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 543–546.
  • Christof Römer (Hrsg.): Braunschweig-Bevern. Ein Fürstenhaus als europäische Dynastie, 1667–1884. Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig 1997, S. 68.
  • N. Bootsma: Braunschweig und Oranien im 18. und frühen 19. Jahrhundert. In: Onder den Oranje boom. Textband: Dynastie in der Republik. Das Haus Oranien-Nassau als Vermittler niederländische Kultur in deutschen Territorien im 17. und 18. Jahrhundert. Herausgegeben von Horst Lademacher. Hirmer, München 1999, ISBN 3-7774-8070-3, S. 239-243.



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