Lydosgruppe

Lydosgruppe

Lydos (griech. Λυδός, der Lyder) war ein attischer Vasenmaler des schwarzfigurigen Stils. Er ist der Hauptvertreter der Lydos-Gruppe und wirkte in der Zeit zwischen 560 und 530 v. Chr.

Der Name Lydos, der in der Form ό Λυδός (ho Lydos, der Lyder) als Signatur auf zwei Vasen überliefert ist, gibt Auskunft über die Herkunft des Künstlers. Entweder ist er aus dem Lyderreich des Königs Kroisos nach Athen eingewandert, oder wurde als Kind lydischer Eltern in Athen geboren. Auf alle Fälle lernte er sein Handwerk in Athen. Bis heute ist es teilweise schwierig, die Werke des Lydos immer eindeutig zu benennen, da er der Mittelpunkt und Hauptkünstler einer bedeutenden und sehr produktiven attischen Töpferwerkstatt war. Deshalb werden heute viele Vasen als in der Art des Lydos bezeichnet, da eindeutige Zuordnungen oftmals schwer sind. Mehrere anderen Künstler konnten innerhalb dieses Kreises benannt werden, so der Maler von Vatikan 309 und der Maler von Louvre F 6. Im Stil sind diese Werke recht homogen, weisen aber in der Qualität häufig beträchtliche Unterschiede auf.

Kriegerabschied, Hydria des Lydos um 570/560 v. Chr., Paris, Louvre E 804

Der Stil des Lydos erinnert stark an ältere Künstler wie die Maler der Sianaschalen, von denen er auch viele bemalte. Er war der letzter attische Maler, der große Vasen ganz im korinthischen Stil mit bunten Tierfriesen verzierte. Seine Figuren hingegen erinnern an die Werke des Klitias und die nachfolgenden Maler, deren Figuren wie „eingewickelt“ wirken. Zudem können sie getupfte Gewänder haben, wie sie der Amasis-Maler bevorzugt zeichnete und fast die Würde der Figuren des Exekias ausstrahlen[1]. Die Lydos-Gruppe bemalte jedoch nicht nur große Vasen sondern ist auch für ihre Miniaturarbeiten bekannt. So wurden hier etwa Kleinmeister- und Augenschalen bemalt. Lydos selbst wird die Bemalung einer Bandschale die Nikosthenes getöpfert hat, zugeschrieben. Dem Lyder werden Malerarbeiten auf allen zu dieser Zeit im Kerameikos hergestellten Vasenformen zugeschrieben, insbesondere auch eine Serie von Grabpinakes.

Eine der beiden signierten Vasen ist ein auf der Akropolis von Athen gefundener, nur fragmentarisch erhaltener Dinos[2], der in seiner Art an die Werke des Malers von Akropolis 606 und des Nearchos erinnert. Der Hauptfries zeigt eine qualitativ hochwertig gestaltete Gigantomachie. Nebenfriese zeigen eine Prozession, eine Jagd und Tierfriese. Besonders auffällig sind bei dieser Arbeit mehrere Detailzeichnungen und Farbgebungen. So zeichnete Lydos eine Wespe als Schildzeichen und gefährlich wirkende Messer in der Prozessionszene. Gemildert wird diese martialische Wirkung durch die qualitativ hochwertige Darstellung der Tiere. Ebenfalls ein besonders bekanntes Werk ist ein heute im Metropolitan Museum[3]befindlicher Kolonettenkrater. Er ist fast so groß wie die Françoisvase, allerdings nur mit einem einzigen Fries geschmückt, so dass die Figuren fast 25 cm hoch sind. Das Interesse des Malers liegt weniger bei dem dargestellten Mythos (Rückführung des Hephaistos), sondern der Gestik der Figuren Dionysos und Hephaistos, vor allem jedoch die der sie begleitenden Satyrn und Mänaden. Dabei verzichtet er auf nebensächliche Details, wie sie etwa Klitias immer verwendete. Auch sind seine Satyrn nicht wie etwa bei Amasis-Maler üblich in exhibitionistischer Weise dargestellt. Sie sind als „Herren“ dargestellt[4].

Häufig stelle Lydos mythische Themen dar und führt mehrere mythische Themen ins Repertoire der attischen Vasenmaler neu ein. Seine Darstellungen variieren häufig in der Qualität. Häufig stellt er sogenannte „Pinguin-Frauen“ dar. Bei ihnen werden die Mäntel vor der Brust, wohl durch Umwicklung, zusammen gehalten und laufen hinten in einer Art „Schwanz“ aus. Männer stellt er häufig in Himatien gekleidet dar, die er durch Schrägstreifen kennzeichnet, so dass sie wie Bandagiert wirken. Die vom Töpfer Kolchos gefertigte Oinochoe (Berlin, Antikensammlung F 1732) zeigt manieriert wirkende Figuren[5]. Athene (die Herakles im Kampf gegen Kyknos unterstützt) gibt er im Stil des Amasis-Malers in Umrisszeichnung wieder, die Gewänder des Ares und Zeus (der in den Kampf einschreitet) sind erste Versuche die um 540 v. Chr. neu entwickelte dreidimensionale Zeichenweise zu nutzen. Seine Palmetten, die Hals und Henkel des Gefäßes schmücken sind auf der einen Seite Spätformen dieser Darstellungsform, auf der anderen Seite läuten sie die Verzierungsformen der rotfigurigen Epoche ein. Zu den besten Arbeiten des Lydos zählen zudem mehrere Teller, die er mit laufenden und fliegenden Gestalten verziert. Einen Teller füllt er komplett mit dem Haupt eines Gorgoneions. In seinen frühen Arbeiten zeigt er einen Hang zur Farbigkeit, den er im Laufe seiner Schaffenszeit immer mehr ablegt. Ebenso achtet er zunächst vor allem auf bestimmte Details wie den haarigen Hinterteilen von Katzentieren, später achtet er mehr auf die Gestik der Figuren. Seine Tiere wirken zwar etwas hölzern, sind aber im allgemeinen sehr dekorativ[6].

Lydos bemalte Vasen verschiedener Töpfer, neben Gefäßen von Nikosthenes und Kolchos etwa auch Werke des Epitimos oder Amasis. Der Stil seiner Werkstatt wirkte, obwohl eigentlich schon nicht mehr aktuell, noch bis in die 20er-Jahre des 6. Jahrhunderts v. Chr. verwendet wurde. Warum ist heute nicht mehr zu klären, möglicherweise wandte sich das Programm an ältere oder ärmere Kunden[7]. Der letzte Maler, der in seinem Stil am Lydos erinnert ist der Ready-Maler.

Inhaltsverzeichnis

Werke

  • Malibu, J. Paul Getty Museum
Amphora 86.AE.60
  • New York, Metropolitan Museum
Kolonettenkrater 31.11.11
  • Paris, Louvre
fünf Vasen

Literatur

  • John D. Beazley: Attic Black-Figure Vase-Painters, Oxford 1956, S. 107-120.
  • Michael A. Tiverios: Ο Λυδός και το έργο του. Συμβολή στην έρευνα της αττικής μελανόμορφης αγγειογραφίας, Athen 1976
  • John Boardman: Schwarzfigurige Vasen aus Athen. Ein Handbuch, Mainz 1977, ISBN 3-8053-0233-9, S. 57-59.
  • Bettina Kreuzer: Lydos, in: Künstlerlexikon der Antike Bd. 2, 2004, S. 23-24.

Weblinks

Fußnoten

  1. Boardman: Schwarzfigurige Vasenmalerei, S. 58
  2. Athen, Nationalmuseum Akr. 607
  3. Inventarnummer 31.11.11
  4. Boardman: Schwarzfigurige Vasenmalerei, S. 58
  5. Boardman: Schwarzfigurige Vasenmalerei, S. 59
  6. Boardman: Schwarzfigurige Vasenmalerei, S. 59
  7. Boardman: Schwarzfigurige Vasenmalerei, S. 59

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