Lützellinden

Lützellinden
Lützellinden
Stadt Gießen
Koordinaten: 50° 32′ N, 8° 37′ O50.5394444444448.6233333333333159Koordinaten: 50° 32′ 22″ N, 8° 37′ 24″ O
Höhe: 159–278 m ü. NN
Fläche: 8,908 km²
Einwohner: 2.356 (30. Juni 2011)
Eingemeindung: 1. Aug. 1979
Postleitzahl: 35398
Vorwahl: 06403
Karte

Lage von Lützellinden in Gießen

Lützellinden ist der südlichste Stadtteil der Universitätsstadt Gießen und hat rund 2400 Einwohner (Stand Juni 2011). Die Gemarkung umfasst ein Gebiet von 890,8 ha und stellt damit 12,3% des Gießener Stadtgebietes dar. Geografisch zählt der Ort zum Hüttenberger Land.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Lützellinden wurde vermutlich um 800 gegründet und war viele Jahrhunderte lang eine reiche Bauerngemeinde. Noch immer gibt es dort einige landwirtschaftliche Betriebe.

Geschichtlich war Lützellinden immer in Richtung Wetzlar orientiert. Politisch zählt der Ort erst seit 1979 – nach Auflösung der Stadt Lahn – zu Gießen. Zuvor gehörte Lützellinden zum damaligen Landkreis Wetzlar. Die geschichtliche Verbundenheit mit Wetzlar ist auch heute noch sichtbar. Sie manifestiert sich unter anderem in der Zugehörigkeit Lützellindens zur Evangelischen Kirche im Rheinland und zum Bistum Limburg, während alle anderen Teile Gießens zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bzw. dem Bistum Mainz gehören.

Weitere Besonderheiten Lützellindens: Es existieren noch viele, im Zustand allerdings unterschiedlich erhaltene, für die Dörfer des Hüttenbergs typischen alten Fachwerk-Hofreiten mit hohen Hoftoren aus dem 18. und aus dem 19. Jahrhundert. Eines der ältesten Hoftore befindet sich in der Lindenstraße 19, es ist mit AD 1699 bezeichnet. Der Stolz alter Häuser und die Handwerkskunst der alten Werkmeister ist aber nicht nur an den Vorderseiten des Eichefachwerks, wie z.B. des Adam- und Eva-Hauses in der Schulstraße sichtbar, sondern setzt sich bis in die Hofseiten der Fachwerkreiten fort. Bis vor einigen Jahren gab es noch eine Reihe ausschließlich trachtentragender Frauen. Ein Zeichen dafür, dass die alte Dorfgemeinschaft noch funktioniert, ist auch, dass noch „Platt“ (Hüttenberger Dialekt) gesprochen wird. Zeitweise wird im Backhaus noch mit Holz geheizt, um das herkömmliche Roggenbrot zu backen.

Politik

Ortsbeirat

Bei der Wahl zum Ortsbeirat am 26. März 2006 ergab sich folgende Sitzverteilung:

Parteien und Wählergemeinschaften Anteil in % Sitze
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 31,4 3
LWG Lützellindener Wählergemeinschaft 26,8 3
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 19,1 2
BLG Bürgerliste Gießen / Lützellinden 15,4 1
GRÜNE BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 3,6 0
F.D.P. Freie Demokratische Partei 3,6 0
gesamt 100,0 9

Ortsvorsteher

Ortsvorsteher ist Jörg Asboe (CDU). Dieses Amt hatte er bereits in der letzten Legislaturperiode inne.

Infrastruktur

Es gibt einen Kindergarten, drei Kinderspielplätze, eine Grundschule, ein Schwimmbad (Freibad), einen Bürgersaal, ein Backhaus, ein Heimatmuseum, eine evangelische Kirche, ein evangelisches Gemeindezentrum und eine evangelische Gemeinschaft. Ebenso verfügt Lützellinden über eine Verwaltungsaußenstelle, eine Sporthalle und einen Sportplatz. Des Weiteren sind eine Metzgerei mit Partyservice, eine (Bauern-)Hofbäckerei, ein Lebensmittelmarkt mit Bäckerei, eine Post-Agentur, eine Bank mit Geldautomat, eine Zahnarztpraxis, ein Allgemeinarzt, ein Frisör, drei Gaststätten und eine Grillhütte vorhanden.

Der Stadtteil ist über die Stadtbuslinien 1 und 11 mit der Kernstadt Gießen verbunden. Im Ort gibt es acht Haltestellen. Die Linie 11 verbindet die Städte Gießen und Wetzlar, so dass auch in diese Richtung ein ÖPNV-Anschluss besteht.

Lützellinden ist zudem direkt erreichbar über die Anschlussstelle Gießen-Lützellinden der Bundesautobahn 45 (Aschaffenburg-Dortmund), welche am südlichen Gemarkungsrand verläuft.

Es existiert ein Flugplatz (Sonderlandeplatz, ICAO-Code EDFL), der für Motorsegler, Segelflugzeuge und Helikopter verschiedener Gewichtsklassen und auch für Fallschirmspringer zugelassen ist. Nicht verbunden mit dem Flugplatz ist das benachbarte Funkfeuer GIN einer internationalen Luftstraße.

Gewerbe

In Lützellinden gibt es relativ wenige Arbeitgeber. Darum ist der Ortsbeirat und die Stadt Gießen aktuell (Stand 2006) bemüht interessierten Unternehmen und Betrieben attraktive Flächen im Ortsgebiet anbieten zu können. Dies soll durch Ausweisung zweier Gewerbeflächen und einer Industriefläche in der Nähe der Bundesautobahn 45 Anschlussstelle 32 Gießen-Lützellinden realisiert werden. Im Frühjahr 2009 hat dort ein Autohof seine Türen geöffnet.

Neben den unter dem Punkt Infrastruktur genannten Betrieben allgemeinen Interesses sind folgende Betriebe in Lützellinden angesiedelt: Autohaus mit Werkstatt, zwei Feinmechanikbetriebe, Hersteller für Betonfertighausteile, Beton-Rollladenkästen und Fenster, Raumausstatter, Fotoatelier, zwei Schreinereien, eine Schlosserei, ein Geschäft für Uhren und Schmuck, ein Landmaschinenhändler mit Werkstatt, Versicherungsagenturen, Massage, mehrere Erdbeerplantagen, ein Autohof.

Naherholung

Grube Fernie

Von Lützellinden aus können per Radweg die Gießener Stadtteile Allendorf und Kleinlinden erreicht werden. Abseits der Hauptverkehrsstraßen lassen sich über betonierte Feldwege die Orte Wetzlar-Münchholzhausen, Wetzlar-Dutenhofen, Hüttenberg-Hochelheim, Linden Großen-Linden erreichen. Um mit dem Fahrrad nach Hüttenberg-Rechtenbach zu gelangen muss teilweise öffentliche Straße genutzt werden. Im oberen Feld kann man die drei alten Feldlinden und die 1968 gefasste Lindbachquelle in der Nähe des Flugplatzes per Feldweg gut erreichen. Durch den an der Wetzlarer Gemarkung angrenzenden Lützellindener Wald gelangt man, auf breitem Waldweg, vorbei an der Deck Aich, zum Aussichtstürmchen Stoppelberg (im Wetzlarer Wald gelegen). Im unteren Feld gelangt man an der ehemaligen Gemeinschaftsmühle Luhmühle vorbei Richtung Grube Fernie in der Gemarkung Linden und kann auf schmalem Weg einen idyllischen See umrunden.

Einrichtungen in angrenzenden Ortschaften: Freibad in Gießen-Kleinlinden und Großen-Linden, Hallenbad in Hüttenberg-Hochelheim, Badesee in Wetzlar-Dutenhofen, Tennis- und Squashhalle in Großen-Linden.

Sport

Überregional bekannt wurde das Dorf durch die Erfolge der Frauenhandball-Mannschaft des TV Lützellinden, die sieben Mal Deutscher Meister sowie 1991 Europapokalsieger wurde. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme wurde die Mannschaft 2004 jedoch vom Bundesliga-Spielbetrieb ausgeschlossen. Nachdem dem Meister der Regionalliga Süd-West 2004/2005 aus wirtschaftlichen Gründen die Lizenz für die 2. Bundesliga in der Saison 2005/2006 verweigert wurde, löste der Verein die ehemals so erfolgreiche 1. Frauenmannschaft auf.

Erfolgstrainer Jürgen Gerlach konnte in der Saison 2005/2006 mit der weiblichen A-Jugend die vorläufig letzte Deutsche Meisterschaft für den Verein erringen. Doch im Oktober 2006 wurde der Verein von der Mehrheit seiner Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung aufgelöst. Im Anschluss an die Auflösung wurde der TSV 2006 Lützellinden gegründet.

Kultur

Museen

  • Heimatmuseum im ehem. Rathaus (heute Verwaltungsaußenstelle)

Vereine und Gruppen

  • AERO-CLUB Lützellinden (Motorflug)
  • BS Fidelio e.V. (Burschenschaft)
  • Lützellindener Carnevalsverein 1962 e.V.
  • CVJM Lützellinden e.V. (Christlicher Verein Junger Menschen)
  • Heimatverein Lützellinden (Aktivitäten und Heimatmuseum im Rathaus)
  • Der Landfrauenverein (Landfrauen Hüttenberg-Lützellinden)
  • Lüli RedEars (SkiClub)
  • SV Lützellinden 1969 e.V. (Schützenverein)
  • TSV 2006 e.V. (Turn- und Sportverein)

Besondere Ereignisse

Am 28. September 1980 war Lützellinden Ausgangspunkt für ein bislang weltweit einmaliges Ereignis. Jaromir Wagner, damals 41 Jahre alt, flog auf der Tragfläche eines zweimotorigen Flugzeuges (Britain Norman Islander BN 2) stehend nach New York (USA). Diese Leistung führte zu einem Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Die reine Flugzeit betrug 46 Stunden mit Landungen in Island, Grönland und Kanada; der Flug führte über die legendäre Nordatlantikroute) Temperaturen bis -40 °C. Der Pilot Holger Groth und sein Co-Pilot Alwin Lang führten den spektakulären Flug als Sichtflug ohne Autopilot und das heutige GPS-System durch. Abschließend erfolgte ein Rundflug um Manhattan und die Freiheitsstatue. Der Rekord ist bis heute noch nicht überboten worden.

Literatur

  • Günter Hans, Beiträge zur Geographie, Geschichte und Kultur von Lützellinden, Magistrat der Universitätsstadt Gießen, 1990
  • Karlheinz Lang: Universitätsstadt Gießen. Reihe: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. (Hg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen) Vieweg, Braunschweig / Wiesbaden 1993, ISBN 3-528-06246-0

Weblinks


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