- Münchholzhausen
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Münchholzhausen
Stadtteil von WetzlarKoordinaten 50° 33′ 1″ N, 8° 34′ 29″ O50.5502777777788.5747222222222Koordinaten: 50° 33′ 1″ N, 8° 34′ 29″ O Fläche 5,85 km² Einwohner 2415 (30. Juni 2008) Bevölkerungsdichte 412,8 Einwohner/km² Eingemeindung 1979 Postleitzahl 35581 Vorwahl 06441 Politik Bürgermeister Peter-Helmut Weber (SPD) Münchholzhausen ist ein Stadtteil von Wetzlar mit ca. 2.500 Einwohnern (2005). Er liegt in einem weiten Tal südöstlich der Wetzlarer Kernstadt und direkt östlich der Bundesautobahn 45.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Jahre 774 wurde Münchholzhausen im Lorscher Codex unter dem Namen Holzhusen erstmalig erwähnt. Die in der Gemarkung Münchholzhausen und im nahen Umfeld vorhandenen Hügelgräber, die der Hallstattzeit zugeordnet werden, lassen jedoch auf eine wesentlich ältere Besiedlung schließen. Die einzigen Siedlungsfunde, die in Münchholzhausen nachgewiesen sind, wurden 1908 in der Flur „Am Rinnweg“ gefunden. Es handelte sich um Scherben von einem großen Vorratsgefäß und zwei weiteren Gefäßen. Diese Scherben können in die spätere Hallstattzeit (750–450 v. Chr.) datiert werden und befinden sich in der in M. beheimateten Dorfstube im Verwaltungsgebäude.
Die früheste Besiedlung der Gemarkung sind nach diesen Funden ab dem siebten Jahrhundert v. Chr. vorstellbar, kann aber nach einem archäologischen Befund z. Zt. in die sog. Michelsberger Kultur zurückdatiert werden. ( ca. 3500 v.C.)
Im Jahr 1295 wurde das Dorf als Reichslehen von Kranich von Kransberg angekauft, der es aber an den Solmser Grafen Heinrich weiterverlieh. Seit dieser Zeit gehörte Münchholzhausen stets zur Grafschaft Solms und war an dessen Geschichte gebunden, wenngleich die jeweiligen Lehnsherren immer wieder wechselten.
Dem Dorfnamen „Holzhusen“ wurde im frühen Mittelalter, bedingt durch die Ansiedlung eines Mönchhofs (Schenkung einer Wetzlarer Bürgerin) die Bezeichnung „Mönch“ vorangestellt.
Eine schlimme Zeit hatten die Einwohner im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) durch Einquartierungen und Durchzug von Truppen verschiedener Heerlager zu überstehen. Raub, Plünderungen sowie Seuchen und Hungersnot waren die Folgen. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) erging es der Bevölkerung ähnlich schlecht.
Im Jahre 1814 (Befreiungskrieg – Napoleon hatte ganz Europa besetzt) war ein Kosakenregiment des 1. Kaiserlichen Russischen Armeekorps einquartiert, zunächst als Verbündete von den Einwohnern geachtet. Dies änderte sich am 2. Juli 1814, als ein Kosake versuchte eine Bewohnerin des Dorfes zu vergewaltigen. Der Ehemann der Frau erschlug den Soldaten. Eine hochbrisante Lage entstand: Münchholzhausen sollte von den Kosaken zerstört werden. Nur der flehentlichen Bitte - dem sogenannten „Kniefall“ - der dort wohnenden Gräfin zu Sayn-Wittgenstein vor dem russischen Kommandeur ist es zu verdanken, dass dieser Gnade walten ließ. Es musste jedoch ein Blutzoll von 1 Taler pro Haus in die Regimentskasse eingezahlt werden.
Dem Aufstand der Solmser Bürger 1848 gegen ihren Fürsten schlossen sich die Münchholzhäuser, aus Dankbarkeit, nicht an. Die mit dem Solmser Fürsten verfeindete Reichsstadt Wetzlar wollte daher Münchholzhausen zerstören. Eine schleunigst aufgestellte Bürgerwehr konnte dieses Vorhaben jedoch erfolgreich verhindern.
Der Krieg 1870/71 und der Erste Weltkrieg (hier allein 24 Tote) forderten auch unter den Münchholzhäuser Bürgern ihren Tribut.
Im Jahre 1937 wurde die neue Kirche eingeweiht, beim Bau wurde die vorhandene Bausubstanz aus dem 13. Jahrhundert und der noch ältere Wehrturm eingegliedert.
In der Folge des Nationalsozialismus wurden nach 1933 die jüdischen Einwohner des Ortes von ihrem Besitz vertrieben. Ein Teil von ihnen starb in den Konzentrationslagern. Im Zweiten Weltkrieg fielen 97 Einwohner des Ortes. Bei einem Angriff feindlicher Flieger am 20. Juli 1944 wurden ca. 120 Bomben auf Münchholzhausen und die umliegenden Wälder abgeworfen. Zahlreiche Häuser wurden restlos zerstört, mehrere Einwohner verschüttet und ein Toter war zu beklagen.
Im Nachkriegsjahr 1946 wurden aus Deutschlands Ostgebieten Heimatvertriebene aufgenommen, der überwiegende Teil aus dem Egerland. Um die akute Wohnungsnot zu lindern entstand 1953 die erste hessische Siedlung für Vertriebene und Kriegsbeschädigte.
1958 erfolgte der Bau eines der ersten Dorfgemeinschaftshäuser im Kreis Wetzlar. Aufgrund der überdurchschnittlichen Schulraumnot wurde im Jahre 1964 eine neue Schule eingeweiht. 1967 erfolgte der Bau der Turnhalle.
Am 1. Januar 1977 wurde Münchholzhausen durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Lahn. Im Juni 1979 beschloss der Hessische Landtag die Auflösung der Stadt Lahn und Münchholzhausen wurde ein Stadtteil der wieder selbständig gewordenen Stadt Wetzlar.
Durch die gewachsene Bevölkerung und den hohen Anteil an Jugendlichen reichten einige kulturelle und soziale Einrichtungen bald nicht mehr aus. Der Kindergarten, die Freiwillige Feuerwehr Münchholzhausen und die Vereine beklagten die vorhandene Raumnot. Durch den Bau des Bürgerhauses und dem dazugehörigen Feuerwehrhaus konnte auch dieses Problem 1990 gelöst werden.
War früher der Ortsteil eher von landwirtschaftlicher Nutzung geprägt, hat sich Münchholzhausen in den letzten Jahrzehnten durch die Nähe und die gute Verkehrsanbindung an die Städte Wetzlar und Gießen zu einem reinen Wohnstadtteil entwickelt. Insgesamt sind in Münchholzhausen 31 Vereine im kulturellen und sportlichen Bereich tätig.
Politik
Ortsbeirat
Bei der Wahl zum Ortsbeirat am 27. März 2011 ergab sich folgende Sitzverteilung: [1]
OrtsbeiratswahlMünchholzhausen 2011%605040302010057,4%35,8%3,5%3,2%Gewinne und VerlusteParteien und Wählergemeinschaften %
2011Sitze
2011%
2006Sitze
2006SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 57,4 4 54,0 4 CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 35,8 3 33,2 2 FW Freie Wähler 3,5 0 – 0 FDP Freie Demokratische Partei 3,2 0 12,8 1 Gesamt 100,0 7 100,0 7 Wahlbeteiligung in % 45,1 Ortsvorsteher
Ortsvorsteher ist Peter-Helmut Weber.
Sport
Münchholzhausen ist zusammen mit Dutenhofen die Heimat des bekannten Handball-Vereins HSG Dutenhofen-Münchholzhausen, aus dem der Bundesligist HSG Wetzlar hervorgegangen ist. Die männliche A-Jugend der HSG spielt Bundesliga!
Ebenfalls zusammen mit Dutenhofen wurde 2007 der Fußballverein „SC 07 Münchholzhausen/Dutenhofen e.V.“ gegründet. Er ist aus den beiden Vereinen „FC 1975 Münchholzhausen e.V.“ und „BSC 1950 Dutenhofen e.V.“ hervorgegangen. Von 1993 bis 2007 ergab sich aus den zu diesem Zeitpunkt noch separaten Vereinen die „SG Münchholzhausen/Dutenhofen“. Die Mannschaft spielt in der Kreisoberliga West, welche bis zum Spieljahr 07/08 Bezirksliga West hieß.
Verkehr und Infrastruktur
Der Ort ist über den Anschlussstelle Wetzlar-Süd an die Autobahn 45 angeschlossen. Von der L 3451 (Wetzlar–Gießen) zweigt die K 356 nach Münchholzhausen ab. Außerdem führt die K 355 von Dutenhofen durch das Dorf nach Hüttenberg. Münchholzhausen wird im Wetzlarer Nahverkehr von der Stadtbuslinie 11 angefahren und hat fünf Haltestellen.
Der Stadtteil verfügt über einen Kindergarten, eine Grundschule und eine Sporthalle. Außerdem existieren ein Stadtteilbüro, ein Bürgerhaus und eine Freiwillige Feuerwehr. Im Ort befinden sich eine Geschäftsstelle der Sparkasse Wetzlar, eine Postagentur sowie ein Autohändler.
Einzelnachweise
- ↑ Endgültiges Ergebnis der Ortsbeiratswahl am 27. März 2011, Münchholzhausen, Stadt Wetzlar. Abgerufen am 3. Mai 2011.
Weblinks
- Offizielle Seite der Stadt Wetzlar
- Eine umfangreiche Dokumentation des Ortes ist online und in der Dorfstube einzusehen
Stadtteil Münchholzhausen]
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