Anıtlı

Anıtlı
Anıtlı
Wappen fehlt
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Anıtlı (Türkei)
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Basisdaten
Provinz (il): Mardin
Landkreis (ilçe): Midyat
Koordinaten: 37° 29′ N, 41° 37′ O37.47694444444441.610555555556Koordinaten: 37° 28′ 37″ N, 41° 36′ 38″ O
Einwohner: 114 (2002)
Telefonvorwahl: (+90) 482
Postleitzahl: 47 xxx
Kfz-Kennzeichen: 47
Struktur und Verwaltung
Bürgermeister: Habib Doğan
Anıtlı

Anıtlı (syrisch-aramäisch ܚܐܚ, Hah, kurdisch Hax) ist ein aramäisches Dorf in der Provinz Mardin im Südosten der heutigen Türkei im Gebirgszug Tur Abdin. Der Ort hat ungefähr 114 Einwohner und wird von Aramäern bewohnt. Die Aramäer gehören der syrisch-othodoxen Kirche von Antiochien an.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Die Stadt Hah liegt 29 km nord-östlich von Midyat und ca. 40 km vom Fluss Tigris entfernt. Hah liegt auf einem hohen Berg, im Zentrum einer fruchtbaren, hügeligen Landschaft, die von kleinen Wäldern und hohen Bergen umgeben ist. Am Ort liegt ein großes Ruinenfeld, dessen Bauten zum Teil aus vorchristlicher Zeit stammen.

Klima

Die Jahreszeiten sind stark ausgeprägt. Es gibt viele Niederschläge im Frühling und Herbst, heiße und trockene Sommer, kalte und schneereiche Winter. Die Temperaturen schwanken zwischen −10 °C im Winter bis +50 °C im Sommer.

Bevölkerung

Das Gebiet wird heute überwiegend von Kurden bewohnt, da ein Großteil der früheren christlich-aramäischen Bevölkerung ausgewandert ist. Die Bewohner von Hah bezeichnen sich als Hahoye. Die meisten Bewohner von Anıtlı wanderten in den 1980er Jahren nach Europa, Australien, Schweden, Niederlande, Belgien und Österreich aus. In Deutschland wohnen die meisten von ihnen in Bietigheim-Bissingen, Heilbronn, Gütersloh, Wiesbaden und Füssen.

  • 1870 lebten in Hah 80 Familien
  • 1915 lebten in Hah 100 Familien
  • 1987 lebten in Hah 42 Familien
  • 2000 lebten in Hah 13 Familien
  • Heute (2008) leben in Hah 22 Familien

Geschichte

Ortsname

Der Name Hah ist vielleicht von dem assyrischen Habhi(a) abzuleiten. Die Bezeichnungen Habi, Habhi oder Habhia kommen bereits zur Zeit des assyrischen König Aššur-naṣir-apli II. vor, der den Tur Abdin (Kaschiari) im Jahre 879 v. Chr. angriff. Sie bezeichnen allerdings ein Gebiet, dessen Lokalisierung noch umstritten ist. Erwähnt ist der Name zum ersten Mal keilschriftlich im Jahre 859 v. Chr. auf einer Tontafel aus Nimrud (Irak).

Christliche Geschichte

Der Tur Abdin wurde vermutlich bereits im ersten Jahrhundert christianisiert. Hah war ab 613 und später im elften bis dreizehnten Jahrhundert Bischofssitz.

Völkermord 1915

Als im später als Jahr des Schwertes bezeichneten Jahr 1915 die Christen im Tur Abdin angegriffen und in großer Zahl vertrieben oder getötet wurden, konnte die Stadt Hah, damals eine der größten der Umgebung, erfolgreich Widerstand leisten. Ein Dorfführer namens Rascho hatte sich vorher in anderen Gebieten über die Angriffe informiert und die Bewohner darauf vorbereitet, indem die Mauern eines alten Gebäudes, genannt König Yuhannons Palast, verstärkt wurden und die Männer sich bewaffneten. Daraufhin flüchteten auch christliche Bewohner aus umliegenden Dörfern nach Hah, sodass schließlich etwa 2000 Menschen, darunter 200 Bewaffnete, die Stadt gegen die Angreifer verteidigten. Nach 45-tägiger erfolgloser Belagerung wurde schließlich mit dem Kurdenführer Hajo vom Kurtak-Clan ein Waffenstillstand ausgehandelt.[1]

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Siedlung liegt in einer fruchtbaren Ebene. Anıtlı ist von Obst-, Walnuss-, Mandelbäumen und Weinfeldern umgeben. Neben Ackerbau gibt es noch traditionell Viehzucht für den eigenen Bedarf. Durch den Tur Abdin führt von Midyat bis Gziro eine Hauptstraße, fast zu allen Dörfern sind die Straßen asphaltiert.

Außer der seit Jahrhunderten existierenden aramäischen Schule hat Anıtlı seit 1965 eine türkische Schule. Die aramäische Gemeinde wird heute vom Mönch Mushe Gürbüz seelsorgerisch betreut, Bürgermeister ist Habib Dogan. Seit 1986 besteht in Anıtlı ein türkischer Militärposten. Anıtlı hat ein Sanitätshaus, allerdings ohne Arzt, Krankenschwester, medizinische Geräte und Medikamente.

Kultur, Religion und Sehenswürdigkeiten

Kirchen und Klöster

Der Bischof der ersten Diözese des Tur Abdin residierte hier. Erst im Jahre 1089 wurde Tur Abdin in zwei Diözesen aufgeteilt, das Mor Gabriel-Kloster und Hah. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts residierten hier mehr als 18 Bischöfe.

Von den früheren 40 Kirchen des Ortes sind 23 größtenteils als Ruinen erhalten. Die Mor Sobo-Kathedrale wurde von Timur Lenk um 1400 zerstört und ist seitdem eine Ruine in der Mitte des Dorfes.

In den Klöstern Mor Sarkis und Mor Bakos lebten bis in die 1970er-Jahre Mönche.

Mutter-Gottes-Kloster

Das Mutter-Gottes-Kloster von Hah ist das bedeutendste Bauwerk des Dorfes und ein Wahrzeichen des Tur Abdin. Die Klosterkirche wurde während der Spätantike durch eine Stiftung des Kaisers Theodosius II. († 450 n. Chr.) errichtet und unter Justinian I. ausgebaut. Die lokale mündliche Überlieferung hingegen datiert die Grundfundamente auf die Zeit der Geburt Jesu Christi und erklärt das Gotteshaus zur ältesten Kirche der Welt: Der Legende nach sollen zwölf Weise auf dem Weg nach Bethlehem hier gerastet haben, von denen aber nur drei - die Heiligen Drei Könige - ausgewählt wurden, weiter zu reisen, um dem neugeborenen Heiland zu huldigen. Auf dem Rückweg kamen diese wieder durch Hah, wobei sie ein Gewand bzw. eine Windel Christi mitbrachten. Um dieses unter den zwölf Brüdern aufzuteilen, verbrannten sie es, worauf es sich in zwölf goldene Medaillen verwandelte. Zur Erinnerung daran errichteten sie die Kirche für die Mutter Gottes.[2] Im Laufe der Jahrhunderte sind im Marienkloster weitere Gebäude errichtet worden. Ein Bild von O. H. Parry im Jahre 1892 zeigt noch den alten Baustil der Kuppel. Sie stellte ein Quadrat mit kegelförmiger Spitze dar, ringsherum mit Säulen versehen.

Die Veränderung der Kuppelspitze zur Halbkugel erfolgte im Jahre 1907 durch Abt Yausef, genannt Uske. Die heutige Form der Kuppel mit einer zweiten Säulenreihe und kegelförmiger Spitze, darauf eine kleine Kuppel mit Kreuz, besteht seit 1939. Der Umbau geschah auf Initiative des Abtes Malke Beth Qascho von Hah. Die Renovierung selbst nahm der aramäische Baumeister Muqsi Elyas aus Midyat vor.

Auf Initiative der Dorfbewohner, mit Einvernehmen mit Diözesanbischofs Timotheos Samuel Aktas von Tur Abdin und mit technischer Hilfe einer Gruppe der Universität Libanon hat die Gemeinde am 4. November 1999 Renovierungsarbeiten begonnen.

Bekannte Geistliche

Die bekanntesten Geistlichen aus Hah waren

  • Metropolit Mor Sargis, Sohn des Priesters Qar'uno (1508),
  • Priester Yeshu Bar Kaylu (1309),
  • Priester Saliba Bar Khayrun (1340), erneuerte das Kalendarium der aramäischen Kirche.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. David Gaunt, Jan Bet̲-Şawoce, Racho Donef. Massacres, Resistance, Protectors: Muslim-christian Relations in Eastern Anatolia During World War I. Gorgias Press LLC, 2006 ISBN 1-59333-301-3, S.223
  2. Dale A. Johnson. Visits of Gertrude Bell to Tur Abdin Lulu.com, 2007 ISBN 0-615-15567-7 S.144f.

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