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Die Bamoun (engl. Bamun; auch Mamoun, Mamoum, Bamum, Mamum) sind eine westafrikanische Ethnie in Kamerun mit ca. 215.000 Angehörigen, welche überwiegend in einem Königreich gleichen Namens leben. Sie machen damit weniger als zwei Prozent der Gesamtbevölkerung Kameruns aus. Während der deutschen Kolonialzeit wurde das Volk und ihr Staat auch mit dem Namen Bamum bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Siedlungsgebiet
Die Bamoun sind hauptsächlich im sogenannten Bamoun-Plateau im Westen von Kamerun ansässig, einer auf durchschnittlich 1200 m ü.NN. gelegenen fruchtbaren Grasebene vulkanischen Ursprungs. Ihr kulturelles, politisches und religiöses Zentrum bildet die Hauptstadt ihres Königreichs Foumban (ca. 113.100 Einwohnern), welche den Palastbezirk des Sultans und Königs der Bamoun sowie die größte Moschee der Region beherbergt.
Herkunft und Geschichte
Die Geschichte der Bamoun ist über die Jahrhunderte mündlich weitergegeben und im frühen 20. Jahrhundert aufgeschrieben worden. Sie schildert die Entwicklung bis hin zur Herrschaft des ersten Königs Nchare Yen (1394-1418), welcher als Anführer einer kleinen Gruppe von Menschen aus dem weiter nordöstlich gelegenen damaligen Land der Tikar kommend einige kleine Staaten jenseits des Flusses Mbam unterwerfen konnte. Seine Nachfolger dehnten das beherrschte Gebiet weiter aus. In ihrem heutigen Siedlungsgebiet sind die Bamoun erst seit dem 18. Jahrhundert ansässig. Dabei verdrängten sie aus diesem Gebiet allmählich das Volk der Bamiléké, welches sich nach einer ähnlichen Wanderung zunächst im heutigen Bamoun-Land angesiedelt hatte.
Die traditionelle Geschichte der Bamoun schildert diesen Prozess folgendermaßen: Unter der Führung des Königs Nchare Yen überquerte eine Gruppe von 200 bis 300 Menschen den Fluss Mbam und unterwarf sieben kleinere Fürstentümer um den Ort Djimom. Nchare Yen erklärte daraufhin die Gründung des Staats der Bamoun und Djimom wurde seine erste Hauptstadt. Von dort aus eroberte Nchare Yen einige Dutzend weiterer kleiner Fürstentümer und die Stadt Foumban, welche er zu seiner neuen Hauptstadt erklärte. Er beherrschte bei seinem Tode ein Gebiet von einem Durchmesser von ca. 30 km, welches von etwa 25.000 Untertanen bevölkert war. Sein Königreich vererbte er an einen seiner Söhne.
Seine Nachfolger konnten das Reich gegen die umgebenden Staaten behaupten. König Mboumbouo Mandù, der als elfter Abkömmling der Dynastie zum Ende des 18. Jahrhunderts herrschte, gelang es, das Bamoun-Gebiet bis an die Flüsse Mbam und Noun auszuweiten. Seine Fläche wurde dabei fast vervierfacht auf ca. 7 700 km² und erreichte ungefähr die heutige Ausdehnung. Die Bevölkerungszahl erreichte ca. 60.000.
Während der Regentschaft des Königs Njoya (1894-1924) kam es zum Kontakt mit Repräsentanten des deutschen Kaiserreichs . Deutschland bemühte sich damals um die Kolonisation Kameruns. Njoya hatte die Übermacht der Ankömmlinge erkannt und suchte den Ausgleich mit ihnen. Er war von der deutschen Kultur beeindruckt und sogar davon überzeugt, sie mit der Kultur der Bamoun vereinen zu können. Dazu gründete er Schulen, entwickelte eine eigene Schrift (Bamoun-Schrift) und führte politische Reformen durch, welche den wirtschaftlichen Wohlstand seines Reiches förderten. Beeindruckt von Bildern aus Deutschland ließ er den alten Holzpalast von Foumban abreißen und den an der norddeutschen Backstein-Bauweise orientierten heutigen Palast erbauen. Als Zeichen großen Respekts schenkte Njoya dem deutschen Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1908 sogar das heiligste Symbol seiner königlichen Würde, einen wertvollen perlenbesetzten Thron, zum Geburtstag. Im Gegenzug erhielt er vom Kaiser eine deutsche Kürassier-Uniform der Kaiserlichen Garde. Der Thron befindet sich bis heute im Ethnologischen Museum in Berlin.
In der Folgezeit jedoch verschlechterte sich die Lage im Bamoun-Land auf Grund der Härten der Kolonisierung durch die Europäer. 1924 wurde König Njoya von den Franzosen, die die Kolonie mittlerweile als Völkerbundsmandat von den Deutschen übernommen hatten, abgesetzt. Erst nach seinem Tode wurde am 25. Juni 1933 sein Sohn wieder inthronisiert.
Seit dessen Tod 1992 bekleidet das Amt des Königs und Sultans der ehemalige Minister Mbombo Njoya als 18. Herrscher der von Nchare Yen begründeten Dynastie.
Gesellschaft
Bis heute leben die Bamoun wie die meisten Völker Westafrikas in hierarchisierten Strukturen, in denen die Sippe bzw. Familie eine übergeordnete Rolle spielt und zumeist eine größere Bedeutung für die gesellschaftlichen Verhältnisse hat als z. B. der Staat. An der Spitze eines Dorfes, Bezirks oder bestimmten Gebiets steht ein Fon („Chef“), welcher traditionell nur noch vom König als Oberhaupt der ganzen Volksgruppe überragt wird. Da der kamerunische Staat heute weitgehend zentralistisch organisiert ist, haben die traditionellen Oberhäupter heute allerdings überwiegend repräsentativen und beratenden Charakter.
Die Bamoun sind überwiegend islamischen Glaubens und ihr König trägt zusätzlich den Titel eines Sultans. Es gibt allerdings auch Christen und Anhänger anderer Religionen unter den Bamoun, welche respektiert werden, solange sie die weltliche Hoheit des Königs anerkennen. Das Sultanat Foumban ist das südlichste Sultanat in Kamerun. Der Sultan von Foumban ist eine in Kamerun über das Bamoun-Volk hinaus sehr hoch angesehene Persönlichkeit, dessen Rat heute immer noch von weitgehendem öffentlichem Interesse ist.
Die Pflege der kulturellen Tradition und Geschichte hat bei den Bamoun eine große Bedeutung. Unter der Herrschaft des Königs Njoya (1894 bis 1924), dem der Bamoun-Staat auf Grund umfassender Reformen einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung verdankt, wurde eine eigene Bamoun-Schrift entwickelt, in der Njoya die Geschichte seines Volkes aufschreiben ließ, und ein Nationalmuseum gegründet, welches sich im Sultanspalast von Foumban befindet und heute zu den wichtigsten Museen Kameruns zählt.
Die Bamoun gelten in ganz Kamerun als hervorragende Handwerker und sind vor allem für ihre Bronze- und Holzschnitzkunst bekannt.
Sprache
Die Sprache der Bamoun zählt zum Zweig der Mbam-Nkam-Sprachen der Semibantu-Sprachen. Einige Sprecher dieser Sprache bezeichnen sie auch als Schupamem. Der offizielle ISO-Sprachcode ist [bax]. Es existieren einige Dialekte, welche mit den Sprachen Bafanji, Bamali, Bambalang und Bangolan verwandt sind.
Siehe auch
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