- Managed Futures
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Managed Futures sind eine spezialisierte Hedgefonds-Anlageklasse, die sich durch systematisch quantitative Handelsansätze mit fast ausschließlich börsengehandelten Derivaten wie Futures und Optionen auszeichnet. Diese werden von so genannten Managed Futures-Managern, traditionell unter der amerikanischen Berufsbezeichnung Commodity Trading Advisors (CTA) bekannt, in so genannten Managed Accounts verwaltet. Da Futures und Optionen sowohl ge- als auch verkauft werden können, können Managed Futures-Strategien sowohl von steigenden als auch von fallenden Kursen profitieren.[1]
Managed Futures-Manager unterliegen keinen festen Beschränkungen hinsichtlich der Wahl der Handelsstrategien, der geographischen Zielmärkte sowie der genutzten Finanzinstrumente. So reicht das gesamte Spektrum von reinen Futures- oder Optionsprogrammen über Mischstrategien bis hin zu Managed Futures-Managern, die z. B. Forex in Kassamärkten handeln. Allein die Wahl des Finanzproduktes erzeugt ein unterschiedliches Rendite-Risiko-Profil, so dass die Mischung unterschiedlicher Managed Futures-Manager Diversifikationseffekte im Anlageportfolio erzeugt. Während eine einzelne Strategie sehr risikoreich sein kann, vergleichbar mit einer einzelnen Aktie, erzeugt die Streuung über verschiedene Manager ein moderates Risikoprofil.
Managed Futures werden in 5 Substrategien unterteilt: Long-Term-Trendfolge, Short-Term-Trendfolge, Global Macro, Descritionary Trading und FX – Trading. Sowohl die einzelnen Manager in den Substrategien als auch die Substrategien untereinander unterscheiden sich durch die Art und Weise, wie die Kauf- und Verkaufsignale generiert sowie durch den Zeithorizont, über den die Positionen gehalten werden. Neben rein diskretionären Entscheidungen kommen komplexe computergestützte oder statistische Modelle zum Einsatz, um Ineffizienzen im Markt profitabel zu nutzen. Generieren Computerhandelssysteme die Handelsentscheidungen zum Kauf- oder Verkauf, dann entstehen diese anhand von Regeln und Mustern aus den Preisbewegungen am Markt. Dieser systematische Ablauf ermöglicht einerseits streng disziplinierte Handelsentscheidungen ohne den Einfluss von Emotionen und andererseits eine Strategie, die aktiv auf Preisbewegungen reagiert.[2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der erste Managed Futures-Fonds wurde 1949 von dem amerikanischen Rohstoff-Futures-Händler Richard Davoud Donchian aufgelegt. Ursprünglich erwarb er seine Kenntnisse im Wertpapiergeschäft, aber angeregt durch den Börsencrash 1929 spezialisierte er sich auf die technische Analyse, also das Erkennen von Trends in den Märkten. Sein regelbasierter Handelsansatz ermöglichte erstmals die systematische Investition in Rohstoffe über Terminkontrakte wie Futures und Optionen.
1965 boten Dunn and Hargitt dann das erste computergestützte Handelsmodell an, welches über eine Verwaltervollmacht auf den Konten der Investoren umgesetzt wurde. Dies war in soweit revolutionär, weil anders als bei einem Fonds, kein Kapitalübergang vom Investor zum Managed Futures-Manager erfolgte, sondern nur eine beschränkte Handelsvollmacht für das Konto des Investors ausgestellt wurde. Der Investor konnte somit jede Handelsbewegung über den Kontoauszug einsehen und war vor Veruntreuung seiner Gelder geschützt, da Auszahlungen nicht erlaubt waren. Der „Managed Account“ war geboren.
Einen Boom erlebt die Branche seit den 1970er Jahren, als an den Terminbörsen neben Rohstoffkontrakten auch zunehmend Finanzkontrakte auf Zinsen, Währungen und Aktienindizes verfügbar wurden und somit nahezu jeder Finanzmarkt auch in Form von Futures und Optionen gehandelt werden kann. Die ersten Managed Futures-Manager wendeten recht einfache, klassische technische Handelsmuster an, wie Schulter-Kopf-Schulter, Unterstützung und Widerstand und Ausbruch. In den 80er Jahren wurden die nach Schildkröten in Singapur benannten Turtle Trader bekannt. Richard Dennis und William Eckhard, zwei amerikanische Rohstoffhändler führten Seminare durch, in denen sie erfolgreiches Handeln nach der Turtle Trader Methode lehrten.
Ende der 80er begann dann das Zeitalter des Computers, welcher zur Analyse historischer Marktpreise eingesetzt wurde, um dann Handelssignale mittels Algorithmen zu erzeugen. Dank neuer Analysesoftware wurde in den 90er Jahren eine Vielzahl technischer Indikatoren entwickelt und vielen Menschen zugänglich gemacht (Momentum, exponentiell gleitender Durchschnitt, MACD etc.). Die technologische Entwicklung ermöglichte zudem die Verarbeitung von vielen Daten in kürzester Zeit, so dass auch die Märkte, auf die die generierten Handelssignale angewandt wurden, zunahmen. Diversifikation nach Markowitz ist somit nicht nur in einem Portfolio aus unterschiedlichen Managed Futures-Managern möglich, sondern findet bereits in den Strategien der einzelnen Managed Futures-Manager statt. Seit dem Jahrtausendwechsel schenken Wissenschaftler aus verschiedensten Disziplinen systematischen Managed Futures-Strategien ihre Aufmerksamkeit. Wissen über die Psychologie der Märkte, neuronale Netze und selbstlernende Algorithmen fanden Einzug in die Handelssysteme, was zum anhaltenden Erfolg und zu einem hohen Entwicklungsstand der Managed Futures-Strategien beiträgt.
Das weltweit in Managed Futures verwaltete Vermögen von etwa 5 Milliarden USD Ende der 80er Jahre ist bis zum Ende 2009 auf rund 220 Milliarden USD angewachsen.[3]
Vor- und Nachteile von Managed Futures
In Marktphasen, die besonders klar ausgeprägte lange Trends zeigen, funktionieren die computergestützten Managed-Futures-Handelssysteme der Long-Term-Trendfolger gut. In Zeiten, in denen sich der Markt unklar ohne erkennbaren Trend seitwärts bewegt, stoßen diese Managed Futures-Strategien an ihre Grenzen. Allerdings sind dies die Zeiten, in denen die Short-Term-Trendfolger gute Ergebnisse produzieren. Die Investition in einen Manager ist somit sehr risikoreich. Erst die Mischung mehrerer Manager in einem Portfolio erzeugt ein moderates Risiko-Rendite-Profil für den Anlager.
Ein wesentlicher Vorteil der Anlageklasse Managed Futures besteht darin, dass die Wertentwicklung unabhängig von den Aktienmärkten ist.[4]
Produkte
Die meisten im deutschsprachigen Raum für das Publikum verfügbaren Managed Futures-Anlageprodukte, sind einfache Trendfolger, die nur von einem Managed Futures-Manager gehandelt und als Zertifikat oder Fonds angeboten werden. In Marktphasen, die ausgeprägte Trends ausbilden, können diese Systeme überdurchschnittlich hohe Renditen erwirtschaften. In Marktphasen, die solche Trends nicht ausbilden oder gar von schnell wechselnden, sehr kurzfristigen Trends geprägt sind, verzeichnen trendfolgende Handelssysteme je nach Komplexität des Handelssystems niedrige Renditen oder häufig sogar Verluste.
Bisher gibt es sehr wenige diversifizierte Anlageprodukte, so genannte Managed Futures-Dachfonds in Deutschland, die in unterschiedliche Substrategien investieren und damit ein moderates Risiko-Rendite-Profil besitzen. Der Erste wurde im Jahr 2006 von der Varengold Wertpapierhandelsbank AG aus Hamburg aufgelegt.[5]
Die Produktform "Managed Account" wird auch in Deutschland von Banken mit Managed Futures-Expertise angeboten. Anders als bei Fonds oder Zertifikaten werden hier keine Anteile gekauft und in das Depot des Investors eingebucht, sondern der Investor eröffnet ein Konto bei einer Bank und erteilt dem Managed Futures-Manager eine beschränkte Verwaltervollmacht. Somit erfolgt kein Vermögensübergang (Geldtransfer) zum Manager und der Investor kann auf dem Kontoauszug jede Handelsbewegung nachvollziehen.
Der "Managed Account" bildet für jedes Anlageprodukt, sei es ein Managed Futures-Fonds, Managed Futures-Dachfonds oder Managed Futures-Zertifikat, die Grundlage. Die Produktstruktur Fonds oder Zertifikat bildet eine Hülle zur Handhabbarkeit vieler Investitionen unterschiedlicher Anleger.
Literatur
- Yasin Sebastian Qureshi, Maria Katharina Heiden: "Managed Futures", Springer Finance, 2009
- Edwin O. Fischer, Christoph P. Mitterer: "Langfristige Rendite- und Risikoanalyse traditioneller und alternativer internationaler Investments", Karl Franzens Universität, Graz, 2006
Berichte
- ARD Dokumentation "Wir springen auf den fahrenden Zug auf"
- ARD Dokumentation "Mit computergesteuerten Fonds gegen die Krise?"
- Bloomberg: Interview und Bericht über Managed Futures mit Superfund und Varengold Experten
Webseiten
- Managed Futures in der Finanzkrise
- The Benefits of Managed Futures, Prof. Schneeweiss (PDF-Datei; 253 kB)
- Managed Futures sind spezielle Hedgefonds
- Wie funktionieren Hedgefonds und was macht sie als Anlage interessant?
- De-mystifying managed futures
Siehe auch
Einzelnachweise
Kategorien:- Termingeschäft
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