Zupforchester

Zupforchester

Ein Zupforchester oder Mandolinenorchester ist ein Orchester, das aus Mandolinen und anderen Zupfinstrumenten besteht.

Inhaltsverzeichnis

Besetzung

Die übliche Besetzung eines Zupforchesters ist:

Alle Instrumentengruppen sind dabei mehrfach besetzt, wobei der Kontrabass häufig eine Ausnahme bildet. Der Kontrabass kann auch ganz fehlen, dann wird die Stimme von einer akustischen oder auch elektrischen Bassgitarre übernommen.

Sitzordnung der Spieler eines Zupforchesters
alternative Sitzordnung der Spieler eines Zupforchesters bei der Aufführung von Werken mit zwei gleichberechtigten Mandolinenstimmen

In den Bildern sind typische Sitzordnungen eines Zupforchesters dargestellt. In neuerer Zeit sind jedoch auch andere Sitzordnungen zu beobachten, beispielsweise bei der Aufführung von Raumklang-Kompositionen.

Geschichte

Renaissance und Frühbarock

Lautenensemble (17. Jahrhundert)

Michael Praetorius beschreibt 1619 in seinem Syntagma Musicum einen Lautenchor, der neben den damaligen Zupfinstrumenten wie Theorbe und Laute auch mit Cembali und Spinetten besetzt ist. Zur Verstärkung des Basses empfiehlt er eine Bassgeige. Er berichtet über die Begleitung einer Motette durch solch ein Ensemble: „Welches eine trefflich-prechtigen/ herrlichen Resonantz von sich geben/ also/ das es in der Kirchen wegen des Lauts der gar vielen Saiten fast alles geknittert hat“.

20. Jahrhundert

In Deutschland spielten bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts überwiegend musikalische Laien in Zupforchestern. Viele Zupforchester waren in den 1920er Jahren aus der Arbeiter- oder Wandervogelbewegung heraus entstanden. Ab den 1950er Jahren trug der Komponist Konrad Wölki maßgeblich zur musikwissenschaftlichen Anerkennung der Zupforchester bei.

Kompositionen für Zupforchester

Neben Werken von Konrad Wölki werden bei klassischen Konzerten von Zupforchestern häufig Werke von Kurt Schwaen, Klaus Wüsthoff, Claudio Mandonico oder Yasuo Kuwahara aufgeführt. Von vielen Werken für andere Orchesterarten gibt es Bearbeitungen für Zupforchester; Werke für Streichorchester oder Streichquartett können oft auch ohne Bearbeitung übernommen werden.

Organisation der deutschen Zupforchester

In Deutschland handelt es sich bei den meisten Orchestern um Vereinsorchester. Darüber hinaus gibt es in den einzelnen Bundesländern Landeszupforchester, die auf hohem musikalischen Niveau musizieren, sowie Landesjugendzupforchester. Die meisten deutschen Zupforchester sind Mitglied in einem Dachverband, dem Bund deutscher Zupfmusiker.

Ermanno Briner schreibt in Reclams Musikinstrumentenführer (Reclam-Verlag 1998, ISBN 3-15-010436-X) kritisch über die Rolle der Zupforchestervereine:

„Abgesehen davon, dass heute der Geschmack allgemein etwas anspruchsvoller geworden ist und man außerdem lieber Radio hört, statt die Mühe auf sich zu nehmen, selber zu musizieren, abgesehen auch von dem auf die Dauer für heutige Ohren schwer erträglichen Gezirpe und Tremolo eines (häufig auch leicht verstimmten) Mandolinenorchesters, kam früher, in den noch nicht von Ätherwellen beherrschten Zeiten, dem Mandolinenorchester, wie der Blasmusik, eine eminente kulturelle Bedeutung zu: ermöglichten sie doch die Förderung des Instrumentalspiels und die Erschließung selbst entlegener Gemeinden für die Musik.“

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Köpenicker Zupforchester — Das Köpenicker Zupforchester ist ein Orchester aus Berlin Köpenick. Das Orchester besteht aus etwa zwei dutzend Musikern. Zu den verwendeten Hauptinstrumenten gehören Mandoline, Mandola, Gitarre und Kontrabass, teilweise verstärkt durch Quer und… …   Deutsch Wikipedia

  • Lautenchor — Ein Zupforchester oder Mandolinenorchester ist ein Orchester, das aus Mandolinen und anderen Zupfinstrumenten besteht. Inhaltsverzeichnis 1 Besetzung 2 Geschichte 2.1 Renaissance und Frühbarock 2.2 20. Jahrhundert …   Deutsch Wikipedia

  • Hartmut Klug — (2009) Hartmut Klug (* 9. September 1928 in Dresden) ist ein deutscher Dirigent und Pianist. Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang …   Deutsch Wikipedia

  • Wölki — Konrad Wölki (* 27. Dezember 1904 in Berlin; † 5. Juli 1983 ebenda) war ein deutscher Komponist und Mandolinist, der zur musikwissenschaftlichen Anerkennung des Zupforchesters beitrug. Leben und Werk Konrad Wölki wurde am 27. Dezember 1904 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Wölki — (* 27. Dezember 1904 in Berlin; † 5. Juli 1983 Berlin) war ein deutscher Komponist und Mandolinist, der zur musikwissenschaftlichen Anerkennung des Zupforchesters beitrug. Leben und Werk Konrad Wölki wurde am 27. Dezember 1904 in Berlin Moabit… …   Deutsch Wikipedia

  • Günther Becker (Komponist) — Günther Becker (* 1. April 1924 in Forbach, Schwarzwald; † 24. Januar 2007 in Bad Lippspringe) war ein deutscher Komponist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Baumann (Komponist) — Herbert Baumann (* 31. Juli 1925 in Berlin) ist ein deutscher Komponist. Leben Nach dem Schulbesuch wurde Baumann im Alter von 18 Jahren zur Wehrmacht einberufen und im Kriegseinsatz von Granatsplittern getroffen. Das Kriegsende erlebte er in… …   Deutsch Wikipedia

  • Tamburaschenchor Wellebit 1902 — Der Tamburaschenchor Wellebit 1902 (von kroat. tamburaši, dt. Tamburica Musikanten) ist ein deutsches Zupforchester aus Berlin. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Anfänge 1.2 Neugründung …   Deutsch Wikipedia

  • Armin Kaufmann — (* 30. Oktober 1902 in Neu Itzkany/Bukowina; † 30. Juni 1980 in Wien) war ein österreichischer Komponist, Violinist und Musikpädagoge. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Preise und Auszeichnungen …   Deutsch Wikipedia

  • Cesar Bresgen — (* 16. Oktober 1913 in Florenz; † 7. April 1988 in Salzburg) war ein österreichischer Komponist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und musikalische Aktivitäten 2 Engagement im Nationalsozialismus …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”