Margaritha

Margaritha

Anthonius oder Anton Margaritha (* um 1492 in Regensburg; † im Frühjahr 1542 in Wien) war ein vormals jüdischer Konvertit, dessen Werk Der gantz jüdische Glaub lange Zeit als Quelle für antijüdische Schriften galt und die erste Übersetzung des jüdischen Gebetsbuches ins Deutsche enthält.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anthonius Margaritha wurde um 1492 als Sohn des Rabbiners Samuel Margoles in Regensburg geboren. Seine Kindheit und Jugend liegen völlig im Dunkel der Geschichte, sodass nur spekuliert werden kann, was ihn bei seiner Entscheidung, zum Christentum zu konvertieren, beeinflusst haben mag. Einen erheblichen Anteil daran dürfte sicherlich die Vertreibung der Juden aus seiner Heimatstadt im Jahre 1519 gehabt haben. Die damit einhergehende Zerstörung des jüdischen Viertels sowie ihre Enteignung wurden euphemistisch als „Präventivmaßnahme zum Schutze der Juden“ bezeichnet. Um 1521/22 wurde er in Wasserburg am Inn getauft. Die Versuche seiner Familie, ihn durch Geldangebote zurückzugewinnen, schlug er allesamt aus. Seinen Lebensunterhalt bestritt er in verschiedenen Städten als Lehrer für das Hebräische. Im Jahre 1530 gelangte er nach Augsburg, wo er im selben Jahr Der gantz jüdische Glaub veröffentlichte. Den im selben Jahr stattfindenden Reichstag verbrachte Margaritha im Gefängnis. Der Grund für seinen Aufenthalt im Kerker ist nicht eindeutig zu klären. Entschiedenen Einfluss wird jedoch eine Auseinandersetzung mit Josel von Rosheim gehabt haben, der in einer öffentlichen Disputation das Werk Margarithas widerlegte. Erst auf Betreiben des Wiener Bischofs Johann Fabri wurde er aus der Haft entlassen und aus Augsburg verbannt. Auf der Suche nach einer Anstellung verschlug es ihn zunächst nach Meißen, dann nach Leipzig und zuletzt nach Wien, wo er bis zu seinem Tode im Frühling 1542 als Lehrer für das Hebräische tätig war.

Werk

Margarithas Hauptwerk Der gantz jüdische Glaub von 1530 war derart erfolgreich, dass es im selben Jahr noch eine weitere Auflage erfuhr. Seine Druckgeschichte reicht bis ins Jahr 1713, als eine 13. Auflage erschien. Lange war das Werk praktisch die einzige Quelle, aus der sich des Hebräischen nicht mächtige Personen in Europa Kenntnis von der jüdischen Religion und Gebetspraxis aneignen konnten. Die judenfeindliche Intention des Buches lieferte zudem genug „Belege“, derer sich viele antijüdisch gesinnte Autoren bedienten. Zu diesen gehörte auch der „späte“ Martin Luther, der Margaritha in Von den Jüden und iren Lügen (1543) namentlich als eine seiner Quellen erwähnt. Ebenfalls nachhaltige Wirkung erfuhr das Werk als eine der Triebfedern für die Indizierung des Talmuds durch die römische Kirche.

Siehe auch

Literatur

  • Anthonius Margaritha: Der gantz jüdische Glaub. Leipzig 1530.
  • Peter von der Osten-Sacken: Martin Luther und die Juden. Neu untersucht anhand Anthonius Margarithas „Der gantz jüdische Glaub“ (1530/31). Stuttgart 2002, ISBN 3-17-017566-1.
  • Maria Diemling: „Christliche Ethnographien“ über Juden und Judentum in der Frühen Neuzeit: Die Konvertiten Victor von Carben und Anthonius Margaritha und ihre Darstellung jüdischen Lebens und jüdischer Religion. Dissertation, Universität Wien, 1999.
  • Maria Diemling: Chonuko – „kirchweyhe“. Der Konvertit Anthonius Margaritha schreibt 1530 über die Feier von Chanukka. In: KALONYMOS. Beiträge zur deutsch-jüdischen Geschichte aus dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut, 3. Jahrgang 2000, Heft 4. S. 1–3 [1]
  • Maria Diemling: Anthonius Margaritha and his 'Der Gantz Jüdisch Glaub'. In: Dean Phillip Bell, Stephen G. Burnett (Hrsgg.): Jews, Judaism and the Reformation in Sixteenth-Century Germany (=Studies in Central European Histories). Boston-Leiden, Brill Academic Publishers, 2006, 303–33.
  • Stephen G. Burnett: Distorted Mirrors: Antonius Margaritha, Johann Buxtorf and Christian Ethnographies of the Jews. In: Sixteenth Century Journal, Vol. 25, No. 2. (Summer, 1994), pp. 275–287 [2]

Weblinks



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