Maria im Weingarten

Maria im Weingarten
Maria im Weingarten, Südportal

Die katholische Wallfahrtskirche Maria im Weingarten liegt über dem fränkischen Weinort Volkach an der Mainschleife im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Die spätgotische Kirche liegt mitten in den Weinbergen des mainfränkischen Weinanbaugebiets auf dem Volkacher Kirchberg. Sie beherbergt noch heute ein bedeutendes Kunstwerk des Bildschnitzers Tilman Riemenschneider.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nächtliche Wallfahrtskirche im Winter
Maria im Weingarten mit Volkach im Hintergrund (Farbinfrarotfotografie)

Die Ursprünge sind nicht bekannt, doch wird angenommen, dass die Kirche auf dem Berg, in der frühmittelalterliche Mauerreste gefunden wurden, im 10. und 11. Jahrhundert Urpfarrkirche der Siedlungen an der Mainschleife war. Sie war dem Heiligen Bartholomäus geweiht und bis ins 15. Jahrhundert Pfarrkirche von Volkach. In der Siedlung in der Ebene war parallel eine Kirche entstanden, die dem Heiligen Georg geweiht war - der Vorgängerbau der heutigen Stadtpfarrkirche von Volkach. Als Volkach im 15. Jahrhundert Stadtrecht bekam, verlagerte sich die Pfarrei sowie das Bartholomäus-Patrozinium von der Bergkirche auf die Talkirche; das Georg-Patrozinium wurde verdrängt.

Sowohl auf dem Berg als auch im Tal kam es im 15. Jahrhundert zu Kirchen-Neubauten. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts lebten Beginen in einer klosterähnlichen Gemeinschaft um die Bergkirche; vermutlich hatten zu dieser Zeit bereits die Marien-Wallfahrten zu einem Vesperbild begonnen. Der gotische Kirchenneubau auf dem Berg, den der Würzburger Fürstbischof Gottfried IV. Schenk von Limpurg zusammen mit einer Marienbruderschaft und Bürgern von Volkach durch den Baumeister Kilian Reuter initiierte, wurde der Gottesmutter Maria geweiht.

Die Bauausführung oblag weitgehend seinem Nachfolger, Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg, dessen Wappen an einer Emporenstütze angebracht ist. Ursprünglich war, wie an rudimentären Rippenansätzen an der Südseite noch erkennbar ist, eine dreischiffige Hallenkirche mit Gewölbe geplant; realisiert wurde am Ende aber nur eine einschiffige flachgedeckte Halle.

Die Innenausstattung stammt aus diversen Jahrhunderten und Stilepochen. Restaurierungen gab es 1976/77, 2002 und 2010.

Stil

Ältester Teil ist ein romanischer Turmstumpf vom Vorgängerbau (13./14. Jahrhundert); er dient heute als Sakristei. Einst war er Altarraum und beherbergt noch eine Mensa aus dem 14. Jahrhundert.

Der spätgotische Stil herrscht vor. Hierzu gehören der eingezogene Chor mit Sterngewölbe , das Maßwerk der Fenster des flachgedeckten Langhauses, das von Fialen bekrönte Westportal sowie das Südportal mit Konsolen und Baldachinen; diese sollten ursprünglich ganz offensichtlich einmal Figuren beherbergen, die nicht ausgeführt wurden.

Ein Dachreiter wurde im 18. Jahrhundert (barocke Epoche) hinzugefügt.

Die gesamte Anlage ist durch eine Mauer geschützt, die einen idyllischen Garten und zwei Gebäude aus dem Jahr 1732 umgibt. Eine Aussichtsterrasse öffnet einen weiten Blick über die umliegenden Rebhänge auf die Stadt Volkach.

Kunstschätze

Gnadenbild und Anna-Selbdritt-Gruppe

Wallfahrtsziel in der Vergangenheit war das Gnadenbild der schmerzhaften Gottesmutter, eine Holzplastik aus dem späten 14. Jahrhundert. Die Pietà über dem linken Seitenaltar gehört zum Typus des Vesperbildes.

Über dem rechten Seitenaltar steht eine Anna selbdritt-Gruppe des 16. Jahrhunderts, die auf ein Vorbild Tilman Riemenschneiders zurückgeführt werden kann.

Beide Kunstwerke sind heute von schlichten Holzrahmen umgeben, die Jürgen Lenssen, ein aus Mönchengladbach stammender Würzburger Domkapitular, bei der Innenrestaurierung der Kirche 2002 für sie konzipiert hat.

Riemenschneider-Madonna

Riemenschneider-Madonna

Der bedeutendste Schatz der Kirche ist die von 1521–1524 entstandene, schwebende Madonna im Rosenkranz von Tilman Riemenschneider. Das unterhalb des Chorbogens hängende Schnitzwerk war das letzte Marienbild Riemenschneiders, bevor er durch die Bauernaufstände und seine eigene Beteiligung daran, an weiteren Arbeiten gehindert wurde. Im Jahr 1962 wurde das Bildnis von Kunsträubern gestohlen, konnte aber aufgrund der Intervention des "Stern"-Gründers Henri Nannen wiedergefunden werden. Die mit einem Lösegeld von 100.000 DM bezahlten Räuber verrieten sich jedoch später selbst und wurden gefasst.

Maria, die das Kind hält, ohne es anzuschauen, steht auf der Mondsichel, von einem Strahlenkranz umgeben. Musizierende Engel umgeben sie. Umrahmt wird die Komposition von einem Kranz Rosen, unterteilt von fünf Medaillons, Szenen aus dem Marienleben darstellend (Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi, Anbetung der Könige und Marientod).

Die Gewandung ist schlichter als bei anderen Riemenschneider-Werken; Kunsthistoriker gehen davon aus, dass einige Teile von Gesellen der Werkstatt ausgeführt wurden.

Weitere Ausstattung

  • Kruzifix von 1490 an der rechten Langhauswand
  • Steinerne Kreuzigungsgruppe an der linken Langhauswand, signiert T.K. (Thomas Kistner), datiert 1555
  • Christophorus-Fresko daneben, um 1500
  • Am linken Seitenaltar Albasterrelief "Not Gottes", 17. Jh.
  • Grabdenkmäler und Epitaphe für lokale Adlige des 16. und 17. Jahrhunderts, an der Südwand des Langhauses; auffallend eine Gedächtnistafel mit Auferstehungs-Gemälde von Heinrich Bruckner für Georg Sigmund Zoller von der Hallburg
  • Orgel (Franz Michael Seuffert), 1794, restauriert 1999/2000
  • Sechs Fragmente der gotischen Glasfenster (Ende 15. Jh.); die übrigen Glasfenster mit Szenen von den Wundern Jesu stammen von 1929.
  • Chorgestühl und Hochaltar sind Neugestaltungen von Jürgen Lenssen, 2002

Umgebung

Zur Wallfahrtskirche führte früher ein Kreuzweg von der Stadt aus; von diesem älteren Kreuzweg sind noch drei Bildstöcke (1521) erhalten. Heute erreichen Besucher die Kirche von einem Parkplatz unterhalb des Hügels auf einem kürzeren, jüngeren Kreuzweg mit Stationsbildnissen aus dem 19. Jahrhundert.

Der Weg führt mitten durch die Rebhänge (Weingarten) und geht in einen Weinlehrpfad über.

Literatur

  • Hanswernfried Muth: Die Kirchen zu Volkach am Main. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Schnell & Steiner, München 1989, (Schnell Kunstführer, 227)

Weblinks

 Commons: Maria im Weingarten (Volkach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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