- Marianna von Martines
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Marianna von Martines (* 4. Mai 1744 in Wien; † 13. Dezember 1812 ebenda) war eine österreichische Komponistin, Cembalistin und Sängerin.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Marianna wurde 1744 in Wien geboren als Tochter von Theresia und Nicolò Martines, eines Neapolitaners und Zeremonienmeisters des päpstlichen Nuntius in Wien. Marianna hatte wahrscheinlich zwölf Geschwister, von denen jedoch sieben schon im Kindesalter starben. Es blieben eine Schwester und vier Brüder. Diese wurden am 23. Januar 1774 von der Kaiserin Maria Theresia in den erbländischen Ritterstand erhoben.
Erziehung und Förderung in der Musik, aber auch in Sprachen und Literatur, erhielt Marianna Martines durch den italienischen Dichter und Librettisten Pietro Metastasio (1698–1782), der Hofdichter unter Kaiser Karl VI. war. Martines' Vater kam als Freund Metastasios in das Michaelerhaus – am Kohlmarkt Nr. 1182 (ab 1795 Nr. 1220) – und wohnte dort mit seiner Familie als Untermieter des Dichters.
In ihrer kurzen Autobiographie nennt Martines nur zwei Lehrer: Joseph Haydn und Giuseppe Bonno. Nicola Porpora und Johann Adolph Hasse werden von ihr nicht erwähnt. Klavier-Unterricht bekam sie seit ihrem zehnten Lebensjahr durch den jungen Joseph Haydn. Dieser wohnte ebenfalls im selben Haus und erteilte ihr täglich gegen freie Kost Unterricht. Schon zu Beginn dieser Ausbildung soll Marianna Martines hervorragend gespielt haben.
Durch ihren Vater und Metastasio knüpfte Marianna Martines bereits früh Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten in Politik, Kultur und Gesellschaft. Sie sang und spielte des Öfteren auf Einladung der Kaiserin Maria Theresia am Hof. Mindestens einmal wöchentlich gab sie musikalische Soireen in ihrem Haus. Für einen gemeinsamen Auftritt mit Mozart gibt es keinen Beweis. Auch das ihr von der Universität Padua angeblich verliehene Ehrendoktorat ist nicht belegbar. Metastasio starb 1782 und hinterließ sein Vermögen den Geschwistern Martines.
Am 13. Dezember 1812 starb Marianna von Martines im Alter von 68 Jahren an Tuberkulose. Nur zwei Tage zuvor war ihre drei Jahre jüngere Schwester Antonia, mit der Marianna über Jahrzehnte zusammengelebt hatte, an Altersschwäche verstorben. Martines wurde auf dem Sankt Marxer Friedhof in Wien begraben.
Wirken als Komponistin
1761, als 17-jährige, trat Martines erstmals als Komponistin auf. Eine ihrer Messen wurde in der Wiener Hofkirche St. Michael aufgeführt. Dies fand allgemeine Anerkennung. 1760/1771 schickte sie dem renommierten Komponisten und Musiktheoretiker Padre Giovanni Battista Martini (1706–1784) einige ihrer Kompositionen zu, der ihre Werke durchaus positiv beurteilte. Ihre Klaviersonaten in E-Dur und A-Dur wurden 1760 in einer Anthologie des Musikverlegers Johann Ulrich Hafner (1711–1767) veröffentlicht. Dies galt als bedeutender Qualitätsbeweis. Es blieben ihre einzigen Veröffentlichungen zu Lebzeiten.
1773 wurde sie in die Accademia Filarmonica di Bologna aufgenommen. Der Organisator dieser 1666 gegründeten Accademia war Padre Martini. Dort aufgenommen zu werden war eine hohe Auszeichnung, welche nur den wenigsten und sehr guten Komponisten gegönnt war. Eine Aufgabe der Aufnahmeprüfung war das Arrangieren einer Antiphon für vier Stimmen. In der Beurteilung Martines' wurde besonders „die Zierlichkeit, das Genie […] [und] die erstaunliche Präzision […] ihrer Komposition“ hervorgehoben.
Martines' vielleicht berühmtestes Werk Isacco figura del redentore (Isaak – Vorbild des Erlösers) schrieb sie 1782. Dieses wurde mit großem Erfolg durch die Wiener Tonkünstler-Sozietät aufgeführt.
Literatur
- Carl Ferdinand Pohl: Martines, Marianne. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 498 f.
- A. Peter Brown: Marianna Martines’ Autobiography as a New Source for Haydn’s Biography During the 1750’s, in: Haydn-Studien, Band 6, Heft 1 (Dezember 1986), S. 68–70
- Karen Lynn Fremar: Life and Selected Works of Marianna Martines (1744–1812), University of Missouri at Kansas City, 1983
- Irving Godt, John A. Rice (Hrsg.): Marianna Martines: A Woman Composer in the Vienna of Mozart and Haydn (Eastman Studies in Music). University of Rochester, 2010, ISBN 978-1-58046-351-5.
- Irving Godt: Marianna in Italy: The International Reputation of Marianna Martines (1744–1812), in: The Journal of Musicology, Vol. XIII/4 (Fall 1995), S. 538–561
- Irving Godt: Marianna in Vienna: A Martines Chronology, in: The Journal of Musicology, Vol. XVI/1 (Winter 1998), S. 136–158
Weblinks
- Werke von und über Marianna von Martines im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Marianna Martines im Projekt MUGI (Musik und Gender im Internet) der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
- Eintrag zu Marianna von Martines beim Sophie Drinker Institut
- Lebenslauf auf Klassika.info
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