Marianne Cohn

Marianne Cohn
Stolperstein am Haus Wulfila Ufer 52, in Berlin-Tempelhof

Marianne Cohn (* 17. September 1922 in Mannheim (Freistaat Baden); † 8. Juli 1944 in Ville-La-Grande (Haute Savoie, Frankreich)), alias: Colin, war eine Fürsorgerin und wurde Opfer des NS-Regimes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

In Berlin bewohnte die Familie zusammen seit 1929 Jahre eine Vierzimmer-Wohnung in der Chausseestraße 35 (heute Mariendorfer Damm 76). Von Oktober 1932 bis zur Auswanderung der Familie besuchte sie das Mariendorfer Gymnasium in der Ringstraße 104-106 (heute Dag-Hammarskjöld-Oberschule). Im Jahre 1934 erfolgte die Emigration nach Paris und bereits im April des selben Jahres die Weiterfahrt nach Barcelona. 1938 erfolgte die Rückkehr nach Frankreich wegen des spanischen Bürgerkrieges.

Cohn war eine Organisatorin der Zionistischen Jugend in der Südzone des besetzten Frankreichs. Am 31. Mai 1944 versuchte sie, einen Transport von 32 jüdischen Kindern (zwischen drei und 19 Jahren), von Lyon – damals unter deutscher Besatzungsherrschaft – aus in die sichere Schweiz zu bringen. Auf diese Weise sollte die vorgesehene Deportation der Kinder in ein deutsches KZ (zum Zweck ihrer Tötung) verhindert werden. Kurz vor der Grenze scheiterte die Flucht. Cohn und die Kinder wurden ins Gefängnis gebracht. Der Bürgermeister Jean Duffaugt des Ortes Annemasse bot ihr an, ihr allein zur Flucht zu verhelfen, was sie ablehnte, um bei den Kindern zu bleiben. Schließlich wurden die Kinder gerettet, sie selbst aber wurde bei der Befreiung des Ortes am 23. August 1944 tot unter einem Leichenhaufen gefunden.

Ehrungen

Posthum wurde Marianne Cohn am 7. November 1945 geehrt, von der Militärregierung Lyon wurde ihr das Kriegskreuz mit silbernem Stern verliehen. In Ville-la-Grande wurde 1956 eine Straße nach ihr benannt und ein Denkmal (auch für fünf andere am selben Tag ermordete Widerstandskämpfer) errichtet.[1] François Mitterrand eröffnete ihr zu Ehren 1982 einen Garten in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und in Annemasse wurde 1984 eine Schule nach ihr benannt.[2] An der Oberlandstraße in Berlin-Tempelhof trägt die Marianne-Cohn-Schule für geistig behinderte Kinder ihren Namen. An ihrer letzten Wohnadresse Wulfila-Ufer 52 in Berlin-Tempelhof wurde 2007 ein Stolperstein zum Gedenken verlegt.[3]

Als Autorin

  • Verraten werde ich morgen Gedicht von M.C., Nov. 1943, in: Frankreich meines Herzens. Die Résistance in Gedicht und Essay Hg. Irene Selle, Leipzig 1987 ISBN 3-379-00090-6 (S.171) (frz. siehe Weblinks)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. COHN Marianne 1922-1944 Résistante, assassinée à Ville-la-Grande
  2. Ecole maternelle Marianne Cohn Annemasse
  3. Stolpersteine im Bezirk Tempelhof-Schöneberg

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Marianne Cohn — Born 17 September 1922(1922 09 17) Mannheim, Germany Died 8 July 1944(1944 07 08) (aged 21) Haute Savoie, France Nationality …   Wikipedia

  • Marianne Cohn — Pour les articles homonymes, voir Cohn. Marianne Cohn est une résistante allemande née le 17 septembre 1922 à Mannheim et morte assassinée le 8 juillet 1944 en Haute Savoie. Biographie Marianne Cohn est l aînée d un couple d intellectuels… …   Wikipédia en Français

  • Cohn — ist ein jüdischer Familienname. Herkunft und Bedeutung Der Name geht auf die Bezeichnung einer Gruppierung mit priesterlichen Funktionen im Judentum zurück, siehe Kohanim; zu Varianten, siehe Cohen. Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C… …   Deutsch Wikipedia

  • Cohn — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom.  Pour l’article homophone, voir Kohn. Cohn est souvent une forme du nom Cohen trouvée dans les pays germanophones ou chez les descendants de Juifs… …   Wikipédia en Français

  • Marianne Mikko — (2011) Marianne Mikko (b. 26 September 1961, Võru) is an Estonian politician and former Member of the European Parliament for the Social Democratic Party, part of the Party of European Socialists.[1] …   Wikipedia

  • Marianne Thyssen — Born Marianne Leonie Petrus Thyssen 24 July 1956 (1956 07 24) (age 55) Sint Gillis Waas, Belgium …   Wikipedia

  • Marianne Baum — geb. Cohn (* 9. Februar 1912 in Saarburg; † 18. August 1942 in Berlin Plötzensee) war eine jüdische Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Sie trat um 1930 dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) bei. Gemeinsam mit ihrem Mann… …   Deutsch Wikipedia

  • Marianne Borgo — est une actrice française. Filmographie 1968 : Les Gros Malins de Raymond Leboursier 1968 : Ho ! de Robert Enrico 1969 : Erotic Story de Michele Lupo 1970 : Le Distrait de Pierre Richard 1971 : La Grande Maffia... de… …   Wikipédia en Français

  • Daniel Cohn-Bendit — in March 2010 Co president of the European Greens–European Free Alliance group in the European Parliament …   Wikipedia

  • Moritz von Cohn — Baron Moritz von Cohn (* 19. September 1812 in Wörlitz; † 29. April 1900 in Dessau) war ein deutscher Privatbankier jüdischer Konfession. Als Inhaber einer Dessauer Privatbank avancierte er zum Hofbankier der anhaltischen Herzöge und verwaltete… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”