Gebirgstruppe (Deutschland)

Gebirgstruppe (Deutschland)
Mützenabzeichen der deutschen Gebirgstruppe

Die Gebirgstruppe ist der Teil des deutschen Heeres, der speziell für den Kampf in schwierigem Gelände (insbesondere im Gebirge) und unter ungünstigen klimatischen Bedingungen ausgebildet und ausgerüstet ist.

Erstmals in Deutschland als solche aufgestellt im Ersten Weltkrieg, war die Gebirgstruppe auch danach fester Bestandteil von Reichswehr, Wehrmacht und Waffen-SS. Gebirgstruppen verübten im Zweiten Weltkrieg eine Reihe von Kriegsverbrechen wie das Massaker auf Kefalonia, deren strafrechtliche Verfolgung als unzureichend kritisiert wird. Dem Kameradenkreis der Gebirgstruppe wird vorgeworfen, dass er deren militärische Leistungen lange Zeit unreflektiert gewürdigt habe, ohne sich mit ihren Kriegsverbrechen ernsthaft auseinandergesetzt zu haben.

Die Bundeswehr unterhielt von ihrer Gründungsphase bis 2001 eine Gebirgsdivision, danach nur noch eine Gebirgsjägerbrigade.

Inhaltsverzeichnis

Die Gebirgsschützen in Bayern

Als Vorläufer können die bayerischen Gebirgsschützen angesehen werden. Um die bayerische Südgrenze vor österreichischen Übergriffen zu schützen, wurde 1805 ein Gebirgsschützen-Korps aufgestellt, dessen Vorgeschichte bis 1492 zurück reicht. 1869 wurden die Gebirgsschützen als staatliche Einrichtung der Armee aufgelöst, bestanden aber teilweise als private Traditionsverbände fort. Einen direkten Übergang von diesen Ur-Gebirgstruppen zu den modernen Gebirgstruppen wie in Österreich gab es im Deutschen Reich nicht. Ihre Tradition wird heute von zivilen Vereinigungen weitergeführt. Sie spielen in ihren Heimatregionen eine große Rolle für das kulturelle Selbstverständnis und pflegen gewisse militärische Bräuche, sind aber kein Bestandteil regulärer Streitkräfte mehr, obwohl sie durchaus Verbindungen zu den in den jeweiligen Regionen stationierten Truppenteilen pflegen.

Die Gebirgstruppe der Armee des Deutschen Reiches

1892 wurde bei den Goslarer und Schlettstadter Jäger-Bataillonen Skiausbildung durchgeführt. Eigene Schneeschuhtruppen stellte man erst auf, nachdem man zu Beginn des Ersten Weltkrieges in den Vogesen auf französische Chasseurs alpins traff. Am 21. November 1914 trat in München das Bayerische Schneeschuhbataillon Nr. 1 zusammen. Kurz darauf folgten die Württembergische Schneeschuhkompanie Nr. 1 sowie die Preußischen Schneeschubataillone Nr. 2 und Nr. 3.

Im Mai 1915 wurde das Deutsche Alpenkorps unter dem Kommando von Generalleutnant Konrad Krafft von Dellmensingen zu dem Zweck aufgestellt, Österreich-Ungarn bei der Verteidigung seiner bedrohten Grenze zu Italien zu unterstützen. Es bestand aus der 1. bayerischen Jägerbrigade und der 2. Jägerbrigade, zu der auch die Schneeschuhbataillone gehörten. Hinzu traten noch Korpstruppen. Das Alpenkorps musste zunächst seine Soldaten auf schwierige Aufgaben vorbereiten: eine teils hochalpine Front und ein zahlenmäßig überlegener Gegner, der mit den Alpini über eine sehr gut ausgebildete Gebirgstruppe verfügte. Es wurde eine Verteidigungslinie mit zugehöriger Infrastruktur aufgebaut. Wertvolle Erfahrungen im Gebirgskampf konnten gesammelt werden, und das Alpenkorps wurde allmählich zu einer gefestigten Truppe. Die Gefechtstätigkeit selbst war eher gering, das Alpenkorps diente primär dazu, dem Verbündeten den Rücken zu stärken. Ohne die Mitwirkung des Deutschen Alpenkorps wäre jedoch ein italienischer Durchbruch im Dolomiten-Raum wohl möglich gewesen. Als das Deutsche Alpenkorps Mitte Oktober 1915 von der inzwischen gefestigten Tiroler Front zum Einsatz nach Serbien abrückte, wurde ihm das Edelweiß-Abzeichen der österreichischen Gebirgstruppe durch den Kommandierenden General der österreichischen Südwestfront, Erzherzog Eugen, im Hotel Elefant in Brixen als Anerkennung seiner Leistung zur Abwehr der italienischen Offensiven im österreichisch-ungarischen Alpenraum zuerkannt. Seitdem tragen Angehörige aller deutschen Gebirgstruppen dieses Emblem an der Mütze, allerdings anders als in Österreich mit dem Stiel nach vorne. 1916 war das Alpenkorps in der Schlacht von Verdun eingesetzt, 1916/17 kämpfte es in Siebenbürgen und Rumänien. Im Herbst 1917 wurde es während der 12. Isonzoschlacht eingesetzt, im Jahre 1918 in Flandern und an der Somme. Bei Kriegsende stand das Alpenkorps in Mazedonien.

Die Gebirgstruppe der Reichswehr

Der Versailler Vertrag begrenzte die Stärke der neuen deutschen Reichswehr auf 100.000 Mann. Trotz dieser geringen Stärke wollte man auf die sich im Ersten Weltkrieg bewährten Gebirgstruppen nicht verzichten. Der Versailler Vertrag verbot allerdings auch, Gebirgstruppen zu unterhalten. Dennoch wurde bei jeder Division ein Jägerbataillon aufgestellt und mit Gebirgsausrüstung versehen. Im Juli 1925 ist ein Teil dieser Bataillone als Gebirgstruppe mit Hochgebirgsausrüstung ausgestattet worden, ein anderer Teil erhielt eine Sonderausrüstung für Mittelgebirge.

Die Gebirgstruppe der Wehrmacht

Gebirgsjäger der Wehrmacht mit Narvikschild

Formationsgeschichte

Am 16. März 1935 wurden in Deutschland im Rahmen der Kriegsvorbereitungen die Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrags für gegenstandslos erklärt und das „Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht“ erlassen. Die Allgemeine Wehrpflicht wurde wieder eingeführt und die bestehende Reichswehr in Wehrmacht umbenannt. Die Aufstellung von 36 Armee-Divisionen war geplant. Aus den vorhandenen wenigen Gebirgseinheiten entstand zunächst eine Gebirgsbrigade, die durch Neuaufstellungen bis zum Spätherbst 1937 zur 1. Gebirgs-Division aufwuchs. Die Angliederung Österreichs im Jahre 1938 brachte eine Verstärkung durch die Gebirgstruppen des ehemaligen Bundesheeres, die bei Aufstellung der 2. und 3. Division als deren Kerntruppen verwendet wurden. Insgesamt verfügte die Wehrmacht über elf Gebirgsdivisionen:

Hinzu kamen die 1. Ski-Jäger-Division und einige außerhalb der Gebirgsdivisionen verwendete Gebirgstruppenteile.

Übergeordnete Großverbände (20. Gebirgs-Armee, XV., XVIII., XIX., XXI., XXII., XXXVI., XXXXIX. und LI. Gebirgs-Armeekorps, Gebirgs-Korps Norwegen) konnten auch ganz oder teilweise aus Nicht-Gebirgstruppen bestehen.

Einsätze

Gebirgssanitäter der Gebirgstruppe 1940

Die Gebirgstruppe kämpfte weniger im Hochgebirge, als vielmehr in unwegsamen Gebieten, so in Norwegen, Jugoslawien, Griechenland, der UdSSR und Finnland. Auch bei Seelandeunternehmen wie der Invasion Norwegens im Jahre 1940 und der Landung auf Kreta 1941 fand sie Verwendung. Da in den von Deutschland besetzten Ländern Europas unwegsame Bergregionen das bevorzugte Operationsgebiet von Partisanen waren, wurde die Gebirgstruppe insbesondere zur Partisanenbekämpfung eingesetzt.

Systemnähe und Propaganda

Die Erfolge der Gebirgstruppe wurden vom NS-Regime für Zwecke der Propaganda genutzt und dementsprechend zuweilen überbewertet. So wurde Generaloberst Eduard Dietl (NSDAP-Mitglied seit 1921) vom Propagandaminister Joseph Goebbels zum „Helden von Narvik” stilisiert.

Der Major der Gebirgstruppe Albert Hohenester schuf propagandistische Karikaturen und Gemälde aus dem Alltag seiner Truppe.

Hochgebirgsjäger der „gemischten Elbruskompanie“ bestiegen dabei am 21. August 1942 den Westgipfel des Elbrus und hissten dort die Hakenkreuzfahne, nachdem zuvor das in 4200 Meter Höhe gelegene Elbrus-Haus mit 80 Mann sowjetischer Besatzung erobert worden war. Auch dies wurde propagandistisch ausgeschlachtet.

Der am 15. März 1944 eingerichtete NS-Führungsstab des Heeres beim Oberkommando des Heeres stand mit Ferdinand Schörner bzw. ab 15. Mai 1944 mit Georg von Hengl unter dem Kommando von Generälen der Gebirgstruppe.

Kriegsverbrechen

Gebirgsjäger durchqueren während des Zweiten Weltkriegs einen Fluss an der albanisch-serbischen Grenze, Juli 1944

Gebirgstruppen der Wehrmacht begingen Kriegsverbrechen auf mehreren Kriegsschauplätzen, besonders in Italien und Griechenland. Auch für sie galt Hitlers Befehl vom 16. Dezember 1942:

„[…] Wenn dieser Kampf gegen die Banden sowohl im Osten wie auf dem Balkan nicht mit den allerbrutalsten Mitteln geführt wird, so reichen in absehbarer Zeit die verfügbaren Kräfte nicht mehr aus, um dieser Pest Herr zu werden. Die Truppe ist daher berechtigt und verpflichtet, in diesem Kampf ohne Einschränkungen auch gegen Frauen und Kinder jedes Mittel anzuwenden, wenn es nur zum Erfolg führt…[1]

Beispiele

Anfang Juli 1943 wurde die 1. Gebirgs-Division nach Westgriechenland in den Epirus verlegt. Die Erfolge der ELAS im Partisanenkampf hatten eine Verstärkung der deutschen Besatzungstruppen notwendig gemacht, und als Antwort darauf sollte der militärische Druck intensiviert werden.

In dem westgriechischen Dorf Komeno töteten Soldaten der Division am 16. August 1943 317 Einwohner, weil sich Widerstandskämpfer aus dem Ort mit Nahrungsmitteln versorgt hatten. Allein in den drei Monaten zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober 1943 zerstörte man etwa 207 Ortschaften mit 4.500 Häusern und tötete über 2.000 Griechen und Albaner, darunter Frauen, Alte und Kinder. Ein Indiz dafür, dass es höchst selten zu Gefechten mit Partisanen kam, ist die Tatsache, dass „nur“ 23 Gebirgsjäger in diesem Zeitraum gefallen sind.

Soldaten der Division erschossen beim Massaker auf Kefalonia zwischen dem 21. und 24. September 1943 etwa 2.500 italienische Soldaten und fast alle Offiziere, wobei der Großteil davon nach Ende der Kampfhandlungen exekutiert wurde.[2] Diese Angehörigen der italienischen Division „Acqui“ hatten sich auf den griechischen Inseln Kefalonia und Korfu kurz zuvor den Deutschen ergeben. Diese Massenerschießung erfolgte aufgrund von Befehlen des Oberkommandos der Wehrmacht und stellte einen klaren Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht dar. Dies war eines der schwersten Kriegsverbrechen in unmittelbarer Täterschaft von Wehrmachtseinheiten.

Darüber hinaus unterstützten Gebirgstruppen die Geheime Feldpolizei bei der Deportation der jüdischen Bevölkerung in Griechenland.

Soldaten der 1. Kompanie des Gebirgs-Pionier-Bataillons 818 erschossen im toskanischen Falzano bei Cortona drei Männer und eine 74-jährige Frau als Vergeltung für den Tod von zwei deutschen Soldaten, die am 26. Juni 1944 im Gefecht mit italienischen Partisanen gefallen waren. Am Tag darauf töteten die Gebirgssoldaten zehn weitere Zivilisten mit Dynamit und Maschinengewehren.

Juristische Aufarbeitung

Die Strafverfolgung oblag unmittelbar nach Kriegsende den Alliierten. General der Gebirgstruppe Ludwig Kübler wurde 1947 in Jugoslawien wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Westalliierten gingen behutsamer mit deutschen Kriegsverbrechern um: der General der Gebirgstruppe Hubert Lanz wurde von einem US-amerikanischen Militärgericht wegen des Massakers auf Kefalonia im Prozess Generäle in Südosteuropa als Kriegsverbrecher zu 12 Jahren Haft verurteilt, allerdings bereits 1951 aus der Haft entlassen. In Deutschland bestand im Hinblick auf die Wiederbewaffnung wenig Bedarf nach einer systematischen strafrechtlichen Aufarbeitung der Wehrmachtsverbrechen. Ermittlungen gegen Angehörige der Gebirgstruppe wurden oft frühzeitig eingestellt, weil über den „Kameradenkreis der Gebirgstruppe“ Entlastungszeugen gefunden werden konnten. Auch in Italien war man in den ersten Nachkriegsjahrzehnten aus ähnlichen Gründen wie in Deutschland nicht nachhaltig an Strafverfolgung interessiert. Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg und die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für NS-Verbrechen in Dortmund stellten z. B. die Ermittlungen gegen weitere Täter im Fall Kefalonia ein.[3]

Erst aufgrund neuerer zeitgeschichtlicher Forschungen wie denen von Jakob Knab und Hermann Frank Meyer[4][5] und Ermittlungen italienischer Behörden kam wieder Bewegung in die strafrechtliche Aufarbeitung. Das Militärgericht in La Spezia verurteilte in den Jahren 2005 und 2006 wegen des Vorfalls in Falzano den Kompaniechef der Gebirgspioniere, Josef Scheungraber und zehn weitere deutsche Täter in Abwesenheit zu lebenslanger Haft.[6] Lediglich Scheungraber wurde Ende 2008 auch in Deutschland vor Gericht gestellt und am 11. August 2009 zu lebenslanger Haft verurteilt.[7] Die anderen zehn in Italien Verurteilten wurden in Deutschland bisher nicht belangt. Es liegen rund zweihundert Namen von Angehörigen der Gebirgstruppe der Wehrmacht vor, die Kriegsverbrechen begangen haben sollen. Häufiges Hindernis für eine gerichtliche Verurteilung ist, dass auch wenn die vorsätzlichen Tötungen nachweisbar sind, der zweifelsfreie Beweis des Vorliegens eines Mordmerkmals nicht gelingt. Eine Verurteilung wegen Mordes scheitert dann aus Mangel an Beweisen, eine wegen Totschlages wegen inzwischen eingetretener Verjährung.

Die Gebirgstruppe der Waffen-SS

Ab 1941 wurden in der Waffen-SS folgende Gebirgs-Divisionen aufgestellt:

Diese Großverbände sehr unterschiedlicher Qualität und Herkunft wurden überwiegend im Partisanenkrieg eingesetzt, wobei insbesondere die Division „Prinz Eugen“ durch ihre Brutalität und eine Vielzahl von Kriegsverbrechen auffiel.

Einige Gebirgstruppenteile der SS unterstanden nicht diesen Divisionen, sondern wurden selbständig eingesetzt wie z. B. das SS-Polizei-Gebirgsjäger-Regiment 18 und die ihm detachierte Polizei-Gebirgs-Artillerie-Abteilung. Auch dieses Regiment war an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt, so. z. B. an der Deportation der Juden Athens.

Die Gebirgstruppe der Bundeswehr

Ärmelabzeichen der 1. Gebirgsdivision
Ärmelabzeichen der Gebirgsjägerbrigade 23
Gebirgsjäger der Bundeswehr bei einer Kletterübung in Mittenwald

Auftrag

Die Gebirgstruppe der Bundeswehr ist vor allem für den Kampf unter extremen Bedingungen, wie extremer Witterung (mit Schwerpunkt Winter), im schwierigen und im urbanen Gelände, sowie den Einsatz im Gebirge und im Hochgebirge, in der Wüste und im arktischen Gelände vorgesehen. Der Kampftruppenkern der Gebirgstruppe der Bundeswehr wird dabei durch die Gebirgsjägertruppe gebildet.

Formationsgeschichte

Nach der Gründung der Bundeswehr kam es 1956 zur Aufstellung der 1. Gebirgsdivision, weil die NATO damals einen deutschen Großverband mit Gebirgskampfbefähigung verlangte. Zu ihr gehörten aber auch mechanisierte und gepanzerte Kräfte im großen Umfang, z. B. die Panzerbrigade 24 und die 1981 zur Panzergrenadierbrigade 22 umgerüstete Gebirgsjägerbrigade 22. 45 Jahre später wurde die Division im Jahr 2001 mit einem feierlichen Appell in Garmisch-Partenkirchen aufgelöst. 2008 wurde auch das Gebirgsjägerbataillon 571 der Jägerbrigade 37 in Schneeberg aufgelöst. Heute besteht die Gebirgstruppe der Bundeswehr daher im Wesentlichen nur noch aus der Gebirgsjägerbrigade 23, die Soldaten unterschiedlicher Truppengattungen zusammenfasst, deren infanteristischer Kampftruppenkern aber aus den drei derzeit aktiven Gebirgsjägerbataillonen besteht.

Uniformen

Berganzug mit Bergmütze und Bergstiefeln

Da in der Gebirgsjägerbrigade 23 Soldaten verschiedener Truppengattungen dienen, variiert ihre Uniform leicht. Alle Soldaten tragen aber das Edelweiß an ihrer Kopfbedeckung. Außerdem tragen sie das Edelweiß als Teil ihres Verbandsabzeichens am Ärmel des Dienstanzugs. Einige Truppenteile der Gebirgstruppe, insbesondere alle Gebirgsjäger, tragen als Dienstanzug den Berganzug mit Skibluse, Keilhose, Bergstiefel und die Bergmütze mit dem Edelweiß. Diese Soldaten haben dafür kein Barett so wie die meisten anderen Soldaten im Heer und tragen daher auch zum Feldanzug oft die Bergmütze. Demzufolge besitzen sie auch kein Barettabzeichen im engeren Sinn, sondern nur das bereits erwähnte Edelweiß zur Bergmütze. Diejenigen Truppenteile der Gebirgstruppe, die jedoch ein Barett tragen, haben daran neben ihrem herkömmlichen truppengattungsspezifischen Abzeichen zusätzlich das Edelweiß. Eine Besonderheit sind einzelne Einheiten, die ehemals der 1. Gebirgsdivision unterstanden oder im Bereich der süddeutschen Wehrbereiche angesiedelt waren, und aus Tradition weiterhin ihre „Gebirgstruppenunifom“ tragen. Zu erwähnen wäre hier vor allem das Gebirgssanitätsregiment 42 in Kempten (Allgäu), das traditionell die Gebirgsuniform mit Bergmütze trägt. Die Truppengattungen haben ihre jeweils eigene spezifische Waffenfarbe.

Ausbildung und Spezialisierung

Besondere Lehrgänge für den Kampf im Gebirge und unter schwierigen klimatischen Bedingungen erfolgt für die Gebirgstruppe an der Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald erhalten. Die Angehörigen aller Truppengattungen der Gebirgstruppe erhalten ihre truppengattungsspezifische Ausbildung vorwiegend an ihren jeweiligen Truppenschulen.

Taktisches Zeichen

Die taktischen Zeichen der Gebirgstruppen folgen dem allgemeinen NATO-Muster und beinhalten ein Dreieck im unteren Feld als stilisierten Hinweis auf das Operationsgebiet im Gebirge. Das taktische Zeichen der Gebirgsjäger ist beispielsweise ein Andreaskreuz als Grundzeichen der Infanterie (stilisiert gekreuzte Gewehre, Schwerter oder Bandeliers) über dem stilisiertem Berg. Die taktischen Abzeichen der anderen Truppengattungen der Gebirgstruppe sind über den Berg hinausgehend identisch mit den taktischen Grundzeichen der jeweiligen Truppengattung. Beispiele:

Die Traditionspflege der Gebirgstruppe

Auf Initiative von Franz Josef Strauß erhielten von 1964 bis 1966 drei Kasernen der Bundeswehr die Namen von Generälen der Gebirgstruppe der Wehrmacht: Generaloberst-Dietl-Kaserne in Füssen, General-Kübler-Kaserne in Mittenwald und die General-Konrad-Kaserne in Bad Reichenhall. Nach langer und teilweise leidenschaftlich geführter Debatte verfügte 1995 Bundesverteidigungsminister Volker Rühe bei zwei der Kasernen deren Umbenennung in Allgäu- (Füssen) bzw. Karwendel-Kaserne (Mittenwald)[8].

Der 1952 von Rudolf Konrad gegründete Kameradenkreis der Gebirgstruppe e.V. ist eine Vereinigung, die sich insbesondere aus aktiven und ehemaligen Soldaten der Gebirgstruppe von Wehrmacht und Bundeswehr zusammensetzt. General a.D. Hubert Lanz wurde kurz nach seiner Haftentlassung Ehrenvorsitzender des Kameradenkreises und Vorsitzender im Traditionsverband der 1. Gebirgs-Division. Das Traditionsverständnis, das bei Kameradenkreis und aktiver Truppe lange Zeit herrschte, drückte Franz-Josef Strauß in einer Ansprache am 17. Februar 1986 anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der 1. Gebirgsdivision so aus: "Für die deutsche Gebirgstruppe war General Kübler als Mensch und Soldat ein Vorbild. Ihm hat die Truppe bis auf den heutigen Tag viel zu verdanken.")[9]. Auch sein Nachfolger Edmund Stoiber, selbst Mitglied des Kameradenkreises, attestierte 2001 der Gebirgstruppe anlässlich der Feier zur Auflösung der Division 2001 eine "unangreifbare Traditionspflege". Der Kameradenkreis hält jedes Jahr an Pfingsten am Ehrenmal der Gebirgstruppe auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald eine Gedenkveranstaltung für die gefallenen und vermißten Angehörigen der Gebirgstruppe ab.

Unter dem Eindruck zeitgeschichtlicher Forschungen wie denen von Jakob Knab und in Anspielung auf das Stoiber-Zitat gründete sich der Arbeitskreis „Angreifbare Traditionspflege“. Dieser organisierte zusammen mit der VVN in den Jahren 2002 bis 2009 in räumlicher und zeitlicher Nähe zur Brendten-Feier vielfältige Aktionen, in denen an die bisher nur teilweise aufgearbeitete Verstrickung der Gebirgstruppe in Kriegsverbrechen des Zweiten Weltkrieges erinnert wurde[10][11].

Der Kameradenkreis weist seinerseits diese Vorwürfe als ungerechtfertigt zurück und erklärt, dass er vielmehr aktiv durch Völkerverständigung zum Frieden beitrage[12][13]. Der Kommandeur der 10. Panzerdivision, dem die Gebirgsjägerbrigade 23 untersteht, betonte 2005 in seiner Ansprache am Ehrenmal, dass das Gedenken „ausdrücklich auch die Kriegstoten der anderen Seite und die Opfer von Verfolgung und Verbrechen, die von Deutschen und im deutschen Namen begangen wurden“ umfasse, und es eben nicht um eine „unzeitgemäße und kritiklose Heldenverehrung, sondern auch um ein kritisches Bekenntnis zur deutschen Geschichte und Orientierung am Leiden der Verfolgten und Gedemütigten, um politisches Mitdenken und Mitverantworten, demokratisches Wertebewusstsein, Vorurteilslosigkeit und Toleranz, Bereitschaft und Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit den ethischen Fragen des soldatischen Dienstes“ gehe.[12] Die Bundesregierung teilte auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion mit, dass „Totenehrungen im Rahmen von Gedenkfeiern für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ausdrücklich in der Traditionspflege der Bundeswehr“ stünden und „die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und dem Kameradenkreis der Gebirgstruppen sowie die Teilnahme von Soldaten der Streitkräfte an der so genannten „Brendtenfeier“ daher nicht zu beanstanden seien“.[14]

Im Jahre 2007 verbot der Österreichische Verteidigungsminister Norbert Darabos uniformierten Soldaten des österreichischen Bundesheeres die Teilnahme an der „Brendtenfeier“.[15][16]

Fußnoten

  1. Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz – Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941–1945), Hüthig Verlagsgemeinschaft, Band 6, ISBN 3-8226-1892-6, S. 71 ff., S. 219.
  2. Meyer, Blutiges Edelweiß, S. 423
  3. Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V.: NS-Opfer schreiben an die Justizminister der Länder und des Bundes [1], abgerufen am 24. Juni 2008.
  4. Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgsdivision im Zweiten Weltkrieg, 2008
  5. 3sat, kulturzeit, 27. Februar 2008: Blutiges Edelweiß Die Wahrheit über die Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg
  6. Alexander Krug: Das Blutbad in der Casa Cannicci, SZ-online vom 24. Mai 2008 abgerufen am 28. Juni 2008
  7. [2] Süddeutsche Zeitung, Online-Ausgabe vom 11. August 2009, „Lebenslang für NS-Kriegsverbrecher“
  8. Jakob Knab: Zeitlose soldatische Tugenden. In: Die Zeit. Nr. 46/2005, 10. November 2005.
  9. DieGebirgstruppe. Mitteilungsblatt des Kameradenkreises der Gebirgstruppe , München, Nr. 1/1996
  10. Bayerischer Verfassungsschutzbericht 2006, S.168f (PDF)
  11. Antifaschisten protestieren gegen anhaltende Kriegsverbrecher-Ehrungen durch die Bundeswehr
  12. a b Kamkreis-Gebirgstruppe.de (PDF)
  13. Verfassungsschutzbericht 2005, S. 47 (PDF)
  14. http://webarchiv.bundestag.de/archive/2006/0606/aktuell/hib/2006/2006_173/05.html
  15. Eberhard Rondholz: Blutiges Edelweiß, Vergissdeinnicht!, in: Neue Rheinische Zeitung, 19. April 2010
  16. Juso-Protest gegen Darabos, Der Standard, 21. September 2007

Literatur

  • Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz, Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945), Band 6. Hüthig Verlagsgemeinschaft, Berlin, Heidelberg 1992, ISBN 3-8226-1892-6
  • Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß, Die 1. Gebirgsdivision im Zweiten Weltkrieg, Berlin 2007, ISBN 3-8615-3447-9 (Online)
  • Paul Klatt: Die 3. Gebirgsdivision 1939-1945, Verlag Hans-Henning Podzun, 1958
  • Ralph Klein/Regina Mentner/Stephan Stracke (Hrsg.) Mörder unterm Edelweiß. Dokumentation des Hearings zu den Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger. Papyrossa, 2004, ISBN 3-89438-295-3
  • Gerhard Schreiber: Die italienischen Militärinternierten im deutschen Machtbereich 1943-1945, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1990, ISBN 3-486-55391-7
  • Gerhard Schreiber: Deutsche Kriegsverbrechen in Italien. Täter, Opfer, Strafverfolgung, München 1996, ISBN 3-406-39268-7
  • Sören Sünkler: Die Spezialverbände der Bundeswehr. Motorbuch Verlag 2007, ISBN 3613025922

Weblinks


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