Marianum (Freistadt)

Marianum (Freistadt)
Der Südtrakt des Marianums

Das denkmalgeschützte Gebäude Marianum in Freistadt im oberösterreichischem Mühlviertel ist ein Kloster der Marianisten und eine Privatschule. Das dreigeschossige, mächtige Gebäude wurde zwischen 1901 und 1908 als Schule mit einem Internat und Kloster errichtet und beherbergte im Zweiten Weltkrieg ein Lazarett. Ursprünglich eine reine Buben-Schule dürfen seit dem Schuljahr 1986/87 auch Mädchen die Schule besuchen. Die Adresse ist St. Peter Straße Nr. 2.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1900 erfuhren die Marianisten von einer brachliegenden Stiftung zur Betreibung einer Schule in Freistadt. Am 21. August 1900 kamen die ersten Marianisten, Direktor Johann Zach und Adolf Smetana in die Stadt, nachdem der Linzer Bischof Franz Maria Doppelbauer und der Superior der Marianisten in Graz, Pater Hippolyt Hamm mit der Stadt verhandelt hatten.

Noch im Herbst 1900 wurde eine Privatknabenvolksschule im ehemaligen Landhaus der Piaristen eingerichtet. Zugleich wurde auch ein Spiel- und Sportplatz hinter dem Haus angelegt, im heutigen Marianumhof. Bald erwies sich das bestehende Landhaus als zu klein, daher wurde ein Neubau unter der Leitung des Freistädter Baumeisters Josef Grill errichtet.

Als erstes wurde 1902 der Osttrakt an der Promenadenseite fertiggestellt, die Volksschule übersiedelte dorthin. 1904 folgte der Westtrakt, hier wurde die Lehrerbildungsanstalt untergebracht. Der Nordtrakt wurde 1905 vollendet und beherbergt einen Turnsaal im Erdgeschoss, einen Schlafsaal im ersten Stock und eine Kapelle im zweiten Stock. Als letztes wurde der Südtrakt am früheren Standort des Landhauses fertig; hier wurden das Schülerheim und das Bildungshaus angesiedelt.

Zusätzlich zum Schulbetrieb und zum Kloster wurde für die Versorgung eine Landwirtschaft im Marianum eingerichtet. Dazu wurde in Lest (Gemeinde Kefermarkt) ein Bauernhof (der sogenannte Lester-Hof) gekauft und im Gebäude die notwendigen Ställe, Scheunen und Hütten errichtet. Weiters wurde für die Wäscherei und Tischlerei ein eigenes Gebäude nördlich des Marianums errichtet. Die Vorratsräume und die Küche waren im Kellergeschoss untergebracht, die Schneider- und Schusterwerkstatt in den Mansardenzimmern im Westtrakt. Die Mansarden des Südtraktes dienten als Schlafsäle für die Ordenskandidaten. Heute werden die Räumlichkeiten für andere Zwecke genutzt.

Nach dem Anschluss wurde im Sommer 1938 die Schule geschlossen. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden das Gebäude als NS-Schülerheim (zusätzlich zum städtischen Studentenkonvikt) und als Wehrmeldeamt genutzt. In den letzten Kriegsjahren wurde es vom Militär als Reservelazarett beansprucht. Im Jahr 1945 diente das Marianum kurzzeitig als Spital der Stadt. Eine Zwangsräumung durch die sowjetrussische Besatzungsmacht konnte knapp vermieden werden, und so konnte die Schule im Herbst 1945 wieder eröffnet werden, die mit geringen Änderungen bis heute besteht. 1985 wurde der Bauernhof verkauft.

Bau

Eingangsportal mit Muschelnische

Das historisch erhaltene, dreigeschossige Gebäude ist in vier Trakten um einen Innenhof gruppiert. Über der ehemaligen Kapelle ist ein Dachreiter mit Glockenhelm. Die späthistorische Fassade ist geprägt von Gesimsen und überdachten Fenstern im ersten Obergeschoss. Eine weitere Gliederung der Fassade erfolgt durch Risalite. Das rundbogige Eingangsportal ist von Säulen flankiert und darüber befindet sich eine Muschelnische mit der Figur Karitas.

Im Inneren sind im Foyer Rundbogenarkaden mit Kappengewölbe auf Pfeilern zu finden. In den Seitenflügeln gibt es zweiläufige Treppenhäuser mit Gusseisengeländern. Ein Glocke mit der Jahreszahl 1644 wird innerhalb des Gebäudes verwahrt.

Kloster

Superiore (Leiter) des Klosters

  • Zach Johann 1900 - 1922
  • Münch Karl 1922 - 1924 und 1942 - 1945
  • Vogel Emil 1924 - 1939
  • Reisp Franz 1939 - 1942 und 1945 - 1951
  • Barth Franz 1951 - 1953 und 1985 - 1986
  • Buchinger Franz 1953 - 1959
  • Penall Josef 1959 - 1965 und 1971 - 1979
  • Astleitner Ludwig 1965 - 1971
  • Peyr Gottfried 1979 - 1985 und 1989 - 2001
  • Baier Joseph 1986 - 1989
  • Brandstetter Helmut seit 2001

Schule

Geschichte

Im Herbst 1900 wurde eine Privatknabenvolksschule mit drei Klassen und 75 Schülern im ehemaligen Landhaus der Piaristen eingerichtet. Zusätzlich musste laut den Stiftungsstatuten eine niedrige gewerbliche Fortbildungsschule eingerichtet werden. Im Februar 1901 erhielt die Volksschule das Öffentlichkeitsrecht.

Im Jahr 1904 übersiedelte die Hauslehranstalt der Marianisten von Graz nach Freistadt, die 1907 als Privatlehrerbildungsanstalt eingerichtet wurde und 1910 das Öffentlichkeitsrecht erhielt. 1907 wurde ebenfalls eine Bürgerschule eingerichtet, die erste und einzige im gesamten Mühlviertel (Öffentlichkeitsrecht 1910). 1908 kam noch ein Schülerheim hinzu. Während des Ersten Weltkriegs waren viele Lehrer zum Militär eingezogen, wodurch es oft schwierig war, die nötigen Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen.

Die dreiklassige Bürgerschule hatte zwischen 1915 und 1922 auch einen einjährigen Lehrkurs als Vorbereitung für die Mittelschule oder die Lehrerbildungsanstalt. Die Bürgerschule wurde im Sommer 1929 aufgelöst und als Hauptschule weitergeführt. Der letzte Bürgerschüler im Marianum wies die Katalognummer 1.700 auf.

Nach dem Anschluss konnte das Schuljahr 1937/38 noch abgeschlossen werden, danach wurde am 26. Juli 1938 das Öffentlichkeitsrecht entzogen und die Schule geschlossen. Wiederum mussten zahlreiche Marianisten zum Militär einrücken oder gingen ins Ausland.

Im Herbst 1945 konnte die Volks- und Hauptschule wieder eröffnet werden, die Lehrerbildungsanstalt wegen Personalmangels nicht mehr. Zuerst wurde das Öffentlichkeitsrecht jährlich verlängert, bevor es 1953 auf Dauer vergeben wurde.

In den ersten Jahren fand die Schule einen hohen Zuspruch. 1962 wurde die Volksschule auf Grund finanzieller Schwierigkeiten aufgelassen. Das Internat wurde vor allem von den Hauptschülern in Anspruch genommen. Durch die Konkurrenz aus Linz mit billigeren Heimen nahm auch hier die Anzahl der Schüler ab. Zusätzlich gab es weniger Ordensleute zur Beaufsichtigung der Schüler, daher wurde im Sommer 1988 das Schülerheim aufgelassen.

Mit dem Schuljahr 1986/87 begann die Neue Hauptschule mit Leistungsgruppen anstatt Klassenzügen. Im gleichen Schuljahr durften erstmals Mädchen die Schule besuchen.

Das Marianum als erste Hauptschule des Mühlviertels ist mit rund 300 Schülern nach wie vor eine der größten Hauptschulen im Mühlviertel. Die Schülerzahlen steigen stetig und die Schule ist bekannt für ihre gute Faustball-Schülermannschaft, so wurde die Mädchen-Mannschaft im Schuljahr 2006/2007 Bundesmeister.[1]

Besonderheiten

  • Freiwilliger Faustball-Unterricht ab der 2. Klasse
  • Informatik-Unterricht in der 3. und 4. Klasse mit Erwerbsmöglichkeit des ECDL
  • Bibliothek
  • Marianumball...alle 3 Jahre

Direktoren

  • Zach Johann 1900 - 1937
  • Reisp Franz 1937 - 1938 und 1945 - 1953
  • Buchinger Franz 1953 - 1959
  • Penall Josef 1959 - 1965
  • Pachinger Friedrich 1965 - 1996
  • Brandstetter Helmut seit 1996

Bekannte Absolventen und hier wirkende Personen

Die Liste ein keine vollständige Auflistung:

  • Johann Blöchl (1885 - 1987), Politiker, Landrat in Oberösterreich
  • Jakob Gapp (1897 - 1943), Ordensmitglied, Lehrer und NS-Widerstandskämpfer
  • Franz Haunschmidt (1902 - 1975), Politiker, Abgeordneter zum Nationalrat
  • Rupert Ruttmann (1906 - 1987), Heimatforscher, Dichter, Musiker und Sammler
  • Rainer Widmann (1967), Politiker, Abgeordneter zum Nationalrat

Siehe auch

Greisinghof

Literatur

 Commons: Schulen in Freistadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Bundesdenkmalamt Österreich (Hrsg.): Dehio-Handbuch, die Kunstdenkmäler Österreichs. Topographisches Denkmälerinventar. Abteilung: Oberösterreich. Band 1: Peter Adam: Mühlviertel. Berger, Horn u. a. 2003, ISBN 3-85028-362-3, S. 189.

Einzelnachweise

Weblinks

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