Marlene Crüsemann

Marlene Crüsemann

Marlene Crüsemann (* 7. November 1953 in Visselhövede) ist eine deutsche Neutestamentlerin. Sie wurde bekannt durch zahlreiche Publikationen und Vorträge zur Exegese und Sozialgeschichte des Neuen Testaments und zum christlich-jüdischen Dialog sowie als eine der Herausgeberinnen der Bibel in gerechter Sprache.

Leben und Arbeitsschwerpunkte

Marlene Crüsemann wurde als Marlene Cohrs am 7. November 1953 in Hiddingen, einem Ortsteil der Gemeinde Visselhövede, in Niedersachsen geboren. Nach dem Abitur am Ratsgymnasium in Rotenburg (Wümme) studierte sie von 1973 bis 1979 Evangelische Theologie und Germanistik an der Georg-August-Universität Göttingen und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Nach dem Ersten Theologischen Examen bei der Evangelischen Landeskirche in Baden und dem Lehrvikariat in einer Gemeinde in Karlsruhe folgte 1981 das Zweite Theologische Examen. 1999 wurde Marlene Crüsemann an der Universität Kassel promoviert mit der neutestamentlichen Arbeit Die Briefe nach Thessaloniki und das gerechte Gericht Gottes. Studien zu ihrer Abfassung und zur jüdisch-christlichen Sozialgeschichte. Seit 1995 wirkt Marlene Crüsemann an den Deutschen Evangelischen Kirchentagen mit Bibelarbeiten und Vorträgen mit. Sie ist Mitglied der Gruppe der Exegetinnen und Exegeten des Deutschen Evangelischen Kirchentages sowie der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden. Ferner ist sie Mitherausgeberin und -übersetzerin der Bibel in gerechter Sprache und Mitglied der Europäischen Gesellschaft für die Theologische Forschung von Frauen (ESWTR).

Ihre Veröffentlichungen spiegeln ebenfalls ihre Forschungsschwerpunkte: Neues Testament, feministische Bibelauslegung und christlich-jüdischer Dialog. Besonders wichtig sind Marlene Crüsemann Entdeckungen an den Texten des Neuen Testaments, welche auf die bleibenden jüdischen Wurzeln der christlichen Traditionen hinweisen. Dabei dient die sozialgeschichtliche Exegese gleichzeitig der Erforschung der Lebenswelt und Verkündigung von Frauen in frühchristlicher Zeit. Durch ihre Vortragstätigkeit wird deutlich, dass die Vermittlung dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse im Gottesdienst, in Gemeinden, Frauengruppen und der Erwachsenenbildung Marlene Crüsemann ein besonderes Anliegen ist.

Marlene Crüsemann ist seit 1982 verheiratet mit dem Alttestamentler Frank Crüsemann und hat einen Sohn.

Werke (Auswahl)

  • Marlene Crüsemann und Willy Schottroff (Hg.): Schuld und Schulden. Biblische Traditionen in gegenwärtigen Konflikten, München 1992.
  • Marlene Crüsemann: Psalm 104. Bibelarbeit, in: Deutscher Evangelischer Kirchentag Hamburg 1995. Dokumente, hg. v. Konrad von Bonin, Gütersloh 1995, 65-74.
  • Marlene Crüsemann: Der zweite Brief an die Gemeinde in Thessalonich. Hoffen auf das gerechte Gericht Gottes, in: Luise Schottroff/Marie-Theres Wacker (Hg.), Kompendium Feministische Bibelauslegung, Gütersloh 1998, 2. Aufl. 1999, 3. Aufl. 2007, 654-660.
  • Marlene Crüsemann: Die Briefe nach Thessaloniki und das gerechte Gericht. Studien zu ihrer Abfassung und zur jüdisch-christlichen Sozialgeschichte, Kassel 1999.
  • Marlene Crüsemann: Artikel AT/Hebräische Bibel/Erstes Testament/NT/Zweites Testament, Gottesname: Jahwe/JHWH, Spätjudentum/Frühjudentum, Tora, in: Antijudaismus im Neuen Testament? Grundlagen für die Arbeit mit biblischen Texten, hg. v. Dagmar Henze, Claudia Janssen, Stefanie Müller, Beate Wehn, Gütersloh 1997.
  • Marlene Crüsemann: Unrettbar frauenfeindlich: Der Kampf um das Wort von Frauen in 1 Kor 14,(33b)34-35 im Spiegel antijudaistischer Elemente der Auslegung, in: Luise Schottroff, Marie-Theres Wacker (Hg.), Von der Wurzel getragen. Christlich-feministische Exegese in Auseinandersetzung mit Antijudaismus, Biblical Interpretation Series 17, Leiden 1996, 199-223 (engl. Version: Irredeemably Hostile to Women: Anti-Jewish Elements in the Exegesis of the Dispute About Women’s Right to Speak (1 Cor 14.34-35), JSNT 2000, 19-36).
  • Marlene Crüsemann: Ist Antijudaismus noch ein Thema im christlichen Feminismus? Kirche und Israel 15, 1/2000, 26-30.
  • Marlene Crüsemann und Frank Crüsemann, Das Jahr, das Gott gefällt (Die Traditionen von Erlaß- und Jobeljahr in Tora und Propheten, Altem und Neuem Testament: Dtn 15; Lev 25; Jes 61; Lk 4), in: Bibel und Kirche 55, 1/2000, 19-24.
  • Marlene Crüsemann: Artikel Paulus, in: Elisabeth Gössmann, Helga Kuhlmann, Elisabeth Moltmann-Wendel, Ina Praetorius, Luise Schottroff, Helen Schüngel-Straumann, Doris Strahm, Agnes Wuckelt (Hg.), Wörterbuch der Feministischen Theologie, 2., vollständig überarbeitete u. erweiterte Auflage Gütersloh 2002, 444-448.
  • Marlene Crüsemann, Frank Crüsemann, Claudia Janssen, Rainer Kessler, Beate Wehn (Hg.), Dem Tod nicht glauben. Sozialgeschichte der Bibel, Festschrift für Luise Schottroff, Gütersloh 2004, darin auch der Beitrag: Das weite Herz und die Gemeinschaft der Heiligen. 2 Kor 6,11-7,4 im sozialgeschichtlichen Kontext, 351-375.
  • Marlene Crüsemann: KinderReich. Der Text für die Bibelarbeit am Freitag: Markus 10,13-16, in: Wenn dein Kind dich morgen fragt ..., 30. Deutscher Evangelischer Kirchentag Hannover 2005. Einführung in die Texte der Bibelarbeiten und Gottesdienste, Junge Kirche 66, 0/2005, 32-41.
  • Marlene Crüsemann: Zur Übersetzung und graphischen Gestaltung des Gottesnamens in beiden Testamenten der Bibel in gerechter Sprache, in: Helga Kuhlmann (Hg.), Die Bibel – übersetzt in gerechte Sprache? Grundlagen einer neuen Übersetzung, Gütersloh 2005, 2.-3. Aufl. 2006, 4. Aufl. 2007, 173-177.
  • Ulrike Bail, Frank Crüsemann, Marlene Crüsemann, Erhard Domay, Jürgen Ebach, Claudia Janssen, Hanne Köhler, Helga Kuhlmann, Martin Leutzsch, Luise Schottroff (Hg.): Bibel in gerechter Sprache, Gütersloh 2006, 3. Aufl. 2007.
  • Marlene Crüsemann: Von der Macht des Gotteswortes, 62. Hauptversammlung des Reformierten Bundes, Hamburg, 15.-17. Februar 2007, in: epd-Dokumentation 8/2007, 8-14.
  • Marlene Crüsemann und Frank Crüsemann: Die Gegenwart des Verlorenen. Zur Interpretation der biblischen Vorstellungen vom Paradies, in: „Schau an der schönen Gärten Zier“. Über irdische und himmlische Paradiese. Zu Kult und Kulturgeschichte des Gartens, Jabboq 7, hg. v. Jürgen Ebach, Hans-Martin Gutmann, Magdalene L. Frettlöh, Michael Weinrich, Gütersloh 2007, 25-68.

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