Mathias Weber

Mathias Weber

Mathias Weber, genannt Der Fetzer (* 1778 in Dirkes zwischen Grefrath und Büttgen im heutigen Rhein-Kreis Neuss; † hingerichtet 19. Februar 1803 in Köln) war ein deutscher Räuber.

Leben

Mathias Weber arbeitete mit elf Jahren, nachdem seine Mutter früh gestorben war und er als vernachlässigt galt, erst als Holzknecht, später aufgrund seiner Schießkunst als Forsteleve am Schloss Neersdonk. Er galt als schlau, aber schwierig, und wurde nach einigen Vorkommnissen entlassen. Daraufhin arbeitete er zunächst auf einem Bauernhof und wurde zur französischen Armee (25. Regiment Chasseurs au Cheval) gepresst, desertierte aber wieder. Auf der Flucht geriet er an eine Räuberbande. Mit knapp 16 Jahren beging er seinen ersten Raub. Nach einigen Jahren gründete er dann eine eigene Bande, die im ganzen Land gefürchtet war. Nach einem seiner ersten Raubzüge bekam er aufgrund seiner Kampfweise den Beinamen „der Fetzer“.

Nachdem er es geschafft hatte, zweimal hintereinander das Neusser Rathaus auszurauben, gelang es 1796, ihn in den Windmühlturm einzusperren, aus dem er spektakulär flüchtete (sieben Meter tiefer Sprung vom Turm am 1. November 1796). 1798 kam der Fetzer in Kontakt mit Johann Müller aus Wetzlar, mit dem er gemeinsam eine gefürchtete Bande mit Hauptsitzen in Deutz und Neuwied gründete. An diesen Sitzen nahmen verwundete und kranke Bandenmitglieder Quartier, die auch einen Anteil an den Beutezügen erhielten. Weitere bekannte Mitglieder der Bande waren Leibchen Schloß, Ruben Simon, Waldmann, Anton Heinze, Schlaumann und Wambach (zwei Juden aus Offenbach), Meyer Fuchs, Johann Hammer und dessen Sohn, Carl Heckmann, Afrom May, Monsam, Serves Joseph, Meyer Gas, Freyem Polak, Hampel hohl mich, Anron Heinze, Picard der Elsaßer und der dicke Mathies.

1799 überfiel die Bande von Weber und Müller den Köln-Elberfelder Postwagen und raubte 13.000 Reichstaler. Er wurde nun auch in Hessen und Preußen und von den Franzosen gesucht, welche damals die westliche Rheinseite besetzt hielten. Man setzte ihn in Frankfurt fest und überführte ihn nach Köln, wo er 1803 durch die Guillotine hingerichtet wurde. Ruben Simon wurde in Düsseldorf gehängt.

Literatur

  • Mark Scheibe: Schinderhannes. Nichtnutz, Pferdedieb, Räuberhauptmann?. 2008, ISBN 978-3-00-024299-1, 451 S.
    • 55: Teilnahme am Räuberkongreß in Schupbach
    • 89–90: Teilnahme am Überfall in Daaden (Westerwald)
    • 273–275: Abtransport in das Mainzer Gefängnis
    • 348: Fluchtversuch aus Mainz
  • Udo Fleck: „Diebe – Räuber – Mörder“. Studie zu kollektiven Delinquenz rheinischer Räuberbanden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Trier 2003, S. 35–47. Dissertation (PDF)
  • Johannes Nikolaus Becker: Actenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins. T. 1-2, Cöln 1804, Reprint Leipzig 1972, Crevelder und Neußer Bande, S. 117–184. bei Google Buchsuche
  • Friedrich Schubert: Räuberbanden und Räuberleben am Niederrhein um die Wende des 18. Jahrhunderts. In: Jan Wellem. Monatsschrift für Düsseldorf, Niederrhein und Bergisches Land 7 (1930), S. 193–198.
  • Tilman Röhrig: Die Ballade vom Fetzer. Historischer Roman. Bergisch Gladbach 2005, ISBN 3-404-15326-X
  • Tilman Röhrig: Mathias Weber, genannt der Fetzer. Historischer Roman. Arena-Verlag, Würzburg 1983, ISBN 3-401-01432-3
  • Prof. Dr. Helmut Fischer (Herausgeber): Sagen des Westerwaldes. (Bd. IX der Buchreihe des Westerwald-Vereins e. V.), Verlag Westerwald-Verein e. V. Montabaur

Weblinks


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