Maurus Servius Honoratius

Maurus Servius Honoratius
Vergilausgabe von 1544 mit Kommentaren. Serviuskommentar am linken Rand.

Maurus (oder Marius) Servius Honoratius war ein spätantiker römischer Grammatiker und Vergil-Kommentator, der am Ende des 4. Jahrhunderts lebte.

Er war einer der Gesprächspartner in den Saturnalia des Ambrosius Theodosius Macrobius, und Anspielungen in diesem Werk sowie ein Brief von Quintus Aurelius Symmachus an Servius zeigen, dass er Heide war. Er war eines der besten Beispiele eines römischen „grammaticus“ und der erfahrenste seiner Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Kommentare

In erster Linie ist er für seinen Vergil-Kommentar bekannt, der in unterschiedlichen Versionen überliefert ist. Die erste Version ist ein vergleichsweise kurzer Kommentar, der in der Überschrift der Manuskripte und auch durch andere Beweise definitiv Servius zugeschrieben werden kann.

Eine zweite Gruppe von Manuskripten (die alle aus dem 9. und 10. Jahrhundert stammen) sind die wesentlich ausführlicheren Kommentare, die den ersten enthalten, sich jedoch stark in Menge und Charakter von diesem unterscheiden. Das hinzugefügte Material ist zweifellos alt, aus einer Zeit, die sich nur wenig von der des Servius unterscheidet, und basiert in hohem Maß auf Literatur, die heute verloren ist. Sein Autor wurde von E. K. Rand 1916 als Aelius Donatus identifiziert. Diese Textfassung wurde 1600 von Pierre Daniel publiziert und ist unter den Bezeichnungen Servius Auctus, Servius Danielis, DServius oder DS bekannt.

Eine dritte Gruppe von Manuskripten, zum größten Teil später in Italien entstanden, wiederholt den Text der ersten Gruppe, fügt aber viele scholia fast zeitgenössischen Ursprungs von wenig oder keinem Wert ein.

Der Kommentar ist sehr stark nach dem Prinzip moderner Editionen konstruiert und basiert teilweise auf der umfangreichen Vergil-Literatur vorangegangener Zeiten, von der viel nur aus den Fragmenten und dem im Kommentar gelieferten Material bekannt ist. Die Notizen zu Vergils Text - obwohl in Bezug auf die existierenden Manuskripte, die bis auf die Zeit des Servius zurückreichen, wenn nicht sogar darüber hinaus, selten oder nie zuverlässig - liefern wertvolle Informationen die alten Rezensionen und Textkritiken zu Vergil betreffend. In der grammatischen Interpretation der Sprache seines Autors erhebt sich Servius jedoch nicht über die steifen und erschöpften Feinheiten seiner Zeit; während seine Etymologien jedes Gesetz von Gefühl und Klang verletzen. Als Literaturkritik - nach modernem Standard beurteilt - sind die Mängel bei Servius groß, aber verglichen mit seinen Zeitgenossen leuchtet sie.

Insbesondere verdient er Anerkennung für seinen Widerspruch gegen die vorherrschende allegorische Methode der Exposition. Aber der bleibende Wert seiner Arbeit liegt in seiner Bewahrung von Fakten römischer Geschichte, Religion und Sprache, die ohne ihn verschwunden wären. Nicht wenig der Belesenheit von Marcus Terentius Varro und anderen alten Gelehrten hat in seinen Blättern überlebt.

Neben dem Vergil-Kommentar sind andere Werke des Servius erhalten geblieben: eine Sammlung von Aufzeichnungen zur Grammatik (Ars) des Aelius Donatus, eine Abhandlung über metrische Endungen (De finalibus), und ein Traktat über die verschiedenen Metriken metres (De centum metris).

Ausgaben

  • Georg Fabricius: P. Vergilii Maronis Opera, quae quidem extant, omnia (editio princeps des kürzeren Kommentars; Basel 1551; Digitalisat)
  • Pierre Daniel: Pvb. Virgilii Maronis Bvcolicorvm eclogæ x. Georgicorvm, libri IIII. Æneidos, libri XII, et in ea, Mavri Servii Honorati grammatici commentarii, ex antiqviss, exemplaribvs longè meliores et avctiores. (erste Ausgabe des umfangreicheren Kommentars; Paris 1600)
  • Georg Christian Thilo, Hermann Hagen: Servii Grammatici qui feruntur In Vergilii carmina commentarii. Teubner, Leipzig 1881-1902, 3 Bde. in 4 Teilen. Nachdruck: Olms, Hildesheim 1961 u. 1986. Online
  • Georg Christian Thilo: Servii Grammatici qui feruntur in Vergilii Bucolica et Georgica commentarii. Teubner, Leipzig 1887
  • Servianorum in Vergili Carmina Commentariorum Editio Harvardiana. Oxford 1965ff

Literatur

Das Essai sur Servius von E. Thomas (1880) bleibt eine ausgefeilte und wertvolle Untersuchung zu allen Themen, die Servius betreffen; viele Punkte davon werden auch von Otto Ribbeck in seiner Prolegomena zu Vergil behandelt; siehe auch die Rezension von Thilos Ausgabe durch Henry Nettleship im Journal of Philology, 10 (1882).

Zu Donatus’ Autorschaft des ergänzenden Materials siehe E. K. Rand: Is Donatus's Commentary on Virgil Lost?. In: Classical Quarterly. Band 10, 1916, S. 158-164. J. J. Savage liefert eine vollständige Liste der Manuskripte des Vergil-Kommentars in zwei separaten Artikeln: The Manuscripts of the Commentary of Servius Danielis on Virgil. In: Harvard Studies in Classical Philology. Band 43, 1932, S. 77-121; und The Manuscripts of Servius's Commentary on Virgil. In: Harvard Studies in Classical Philology. Band 45, 1934, S. 157-204.

Zu den Schichten und kulturellen Modellen im Kommentar des Servius siehe jetzt: Sergio Casali, Fabio Stok (Hgg.), Servio: stratificazioni esegetiche e modelli culturali / Servius: exegetical stratifications and cultural models. Collection Latomus, Bd. 317. Bruxelles: Éditions Latomus, 2008. ISBN 978-2-870-31258-2. Rezension von: Ute Tischer, in: Bryn Mawr Classical Review 2010.01.16 [1]

Zur Ethnographie im Kommentar des Servius: Carlo Santini, Fabio Stok (Hgg.), Hinc Italae gentes. Geopolitica ed etnografia dell'Italia nel commento di Servio all'Eneide, Pisa 2004.

Weblinks


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