Max Fechner

Max Fechner
Max Fechner (1952)

Max Fechner (* 27. Juli 1892 in Berlin; † 13. September 1973 in Schöneiche) war Minister für Justiz der DDR.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Max Fechner auf einer Briefmarke der DDR, 1982.

Fechner wurde als Werkzeugmacher ausgebildet. Er trat 1910 der SPD bei, war von 1917 bis 1922 Mitglied der USPD und kehrte danach zur SPD zurück. Er war von 1921 bis 1925 Bezirksverordneter des Berliner Bezirk Neukölln und von 1924 bis 1933 Abgeordneter des Preußischen Landtages. Er arbeitete im Parteivorstand der SPD und war verantwortlicher Redakteur der kommunalpolitischen Zeitschrift Die Gemeinde.

Fechner war in der Widerstandsgruppe um Franz Künstler aktiv und von 1933 bis 1934 (KZ Oranienburg) sowie 1944 bis 1945 in Haft.

Nach dem Krieg war Fechner Mitglied des Parteivorstandes bzw. Zentralkomitees der SED. Von 1946 bis 1948 war er Stadtverordneter von Groß-Berlin, bis 1949 Mitglied des Deutschen Volksrates und bis 1950 der Volkskammer.

1948 wurde Fechner als Nachfolger von Eugen Schiffer Präsident der Deutschen Zentralverwaltung für Justiz, von 1949 bis 1951 war er Präsident der Vereinigung demokratischer Juristen und von Oktober 1949 bis Juli 1953 Minister für Justiz.

Weil er sich in einem Interview des Neuen Deutschlands am 30. Juni 1953 gegen eine Strafverfolgung der streikenden Arbeiter des Volksaufstands vom 17. Juni ausgesprochen hatte, wurde Fechner als „Feind des Staates und der Partei“ seines Amtes enthoben, aus der SED ausgeschlossen und verhaftet. Nach zweijähriger Untersuchungshaft in Berlin-Hohenschönhausen wurde er vom Obersten Gericht zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt.[1] Am 24. Juni 1956 wurde er aus der Haft entlassen und zwei Tage später amnestiert. Im Juni 1958 wurde seine Parteimitgliedschaft wiederhergestellt.

„Purged Red Reinstated“ (Ausgestoßener Roter wieder installiert) titelt die New York Times am 30. Juni 1958 angesichts Fechners Rehabilitierung.

Nach erst 1996 entdeckten Stasi-Akten war sein Sturz nicht nur auf seine politische Haltung, sondern auch auf seine Homosexualität zurückzuführen. Die Justiz in der DDR warf ihm viele Verstöße nach § 175 vor, u. a. Analverkehr mit seinem Chauffeur.[2] Homosexualität war 1958 in beiden deutschen Staaten noch strafbar.

Fechner erhielt 1967 den Vaterländischen Verdienstorden und 1972 den Karl-Marx-Orden. Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt.

Die Deutsche Post der DDR gab ihm zu Ehren 1982 eine Sonderbriefmarke heraus.

Publikationen

  • Offener Brief an Schumacher, Berlin 1946
  • Wie konnte es geschehen? Auszüge aus den Tagebüchern und Bekenntnissen eines Kriegsverbrechers, Berlin 1946
  • Jugend und Politik, Berlin 1946
  • Die soziale Aufgabe der Volksrichter, Potsdam 1947
  • Wesen und Aufgaben der neuen demokratischen Selbstverwaltung, Berlin 1948

Literatur

  • Rudi Beckert: Lieber Genosse Max. Aufstieg und Fall des ersten Justizministers der DDR Max Fechner; Schriftenreihe Justizforschung und Rechtssoziologie, 5; Berlin: BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, 2003; ISBN 3-8305-0149-8
  • Heinz Bergschicker: Deutsche Chronik 1933–1945. Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur; Wiss. Beratung: Olaf Groehler. Verlag der Nation, Berlin 1981, 2. dgs. Aufl. 1982 (Abb. S. 21)
  • Heike Amos: Kommunistische Personalpolitik in der Justizverwaltung der SBZ/DDR (1945–1953): Vom liberalen Justizfachmann Eugen Schiffer über den Parteifunktionär Max Fechner zur kommunistischen Juristin Hilde Benjamin; in: Gerd Bender: Recht im Sozialismus: Analysen zur Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften (1944/45–1989); Frankfurt am Main 1999; ISBN 3465027973; S. 109–145.
  • Matthias Loeding: Der Handlungsspielraum des Zentralausschusses der SPD in Berlin im Jahre 1945. Diss., Hannover 2002

Weblinks

 Commons: Max Fechner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen: Steckbrief Fechners
  2. Bernd-Ulrich Hergemöller, Mann für Mann, Seite 220

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