Mediantik

Mediantik

Als Mediante (lat. medius „der Mittlere“) bezeichnet man in der Musiktheorie einen Dreiklang, der mit einem anderen Dreiklang terzverwandt ist.

Grundsätzlich kann jeder Dreiklang, dessen Grundton im Abstand einer Terz zum Grundton eines anderen Dreiklangs steht, als dessen Mediante gesehen werden. Man unterscheidet dabei zwischen Kleinterz- und Großterzverwandtschaft.

Kleinterzverwandt sind alle Dur- und Molldreiklänge, deren Grundton eine kleine Terz über oder unter dem Grundton des Ausgangsdreiklanges liegen. Dabei ist es unerheblich, ob die benötigten Dreiklangstöne in der Tonleiter der Ausgangstonart enthalten (leitereigen) sind.

Für C-Dur wären dies:

Bild:KleinterzMedianten.PNG

Großterzverwandt sind demnach all diejenigen Dreiklänge, deren Grundton eine große Terz über oder unter dem Grundton des Ausgangsdreiklanges liegen. Auch hier sind alle Varianten in Dur und Moll möglich.

Bild:GroßterzMedianten.PNG

Besondere Bedeutung kommt dabei denjenigen Medianten zu, die ausschließlich aus dem Material der Ausgangstonleiter bestehen:

  • Der (Dur- oder Moll-)Parallelklang ist die kleinterzverwandte Mediante; in Dur eine kleine Terz unter, in Moll eine kleine Terz über dem Grundton.
    Beispiele: C-Dur ↔ a-Moll; f-Moll ↔ As-Dur; E-Dur ↔ Cis-Moll; h-Moll ↔ D-Dur
  • Der Gegenklang (= Gegenparallele: siehe Grafik unten) ist eine großterzverwandte Mediante; in Dur eine große Terz über, in Moll eine große Terz unter dem Grundton.
    Beispiele: C-Dur ↔ e-Moll; f-Moll ↔ Des-Dur; E-Dur ↔ gis-Moll; h-Moll ↔ G-Dur

Geschichte

Bereits im beginnenden 17. Jahrhundert wurden Medianten intensiv in harmonischen Verläufen verwendet (z. B. bei Giovanni Gabrieli und Heinrich Schütz), da man ihren „rückenden“ Charakter, insbesondere durch die sich von einer Harmonie zur nächsten ergebenden Tonalterationen, für musikalisch-rhetorische Affektdarstellungen schätzte.

In Barockmusik und Wiener Klassik standen dann die „normalen“ Quintverwandtschaften der Tonarten im Vordergrund.

Der Einsatz von Medianten gewann dann erst wieder im 19. Jahrhundert an Bedeutung als farbiges Gegengewicht zur herkömmlichen Quintverwandtschaft der Tonarten (siehe: Quintenzirkel), wenn auch bereits Mozart eindeutig Medianten als Ersatz für die Quintverwandtschaft verwendet, so zum Beispiel im Kopfsatz seiner Linzer Sinfonie: Sie beginnt in C-Dur und müsste, laut harmonischem Bauplan des Sonatenhauptsatzes im Seitensatz nach G-Dur, der quintverwandten Dominant-Tonart modulieren, bringt stattdessen aber deren Paralleltonart e-Moll.

Medianten aus funktionstheoretischer Sicht

„Mediante“ ist im eigentlichen Sinn kein Funktionsbegriff. Meistens kommen Akkorde, die aus leiterfremden Tönen gebildet werden, im Zusammenhang von Ausweichungen und Modulationen vor, so dass sie sich in der Regel auf ein vorübergehend „neues“ tonales Zentrum beziehen lassen. Zum Beispiel hat der mediantische A-Dur-Dreiklang in einem C-Dur-Zusammenhang meist die Funktion einer Zwischendominante zur Subdominantparallele d-Moll (Funktionssymbol: (D)Sp ). Oder der Mediantklang As-Dur etwa erscheint funktional als Parallele der vermollten Subdominante (Symbol: sP ). Nur wenn der zu bestimmende Akkord (z. B. es-Moll in C-Dur) als reiner Farbwechsel erscheint und nicht funktional zu deuten ist, kann der Begriff „Mediante“ anstelle einer Funktionsbezeichnung verwendet werden.

Zur funktionstheoretischen Interpretation von großterzverwandten und kleinterzverwandten Akkorden eine Übersicht am Beispiel von C-Dur:

Der Begriff „Variante“ bezeichnet die Umwandlung des Tongeschlechts (die Variante von A-Dur ist also a-Moll und umgekehrt).

In diesem Beispiel ist

  • As-Dur die Tonikavariant-Gegenparallele (auch „Tonikavariant-Gegenklang“) von C-Dur,
  • A-Dur die Tonikaparallel-Variante von C-Dur,
  • C-Dur die Tonika,
  • Es-Dur die Tonikavariant-Parallele von C-Dur,
  • E-Dur die Tonikagegenparallel-Variante (auch „Tonikagegenklang-Variante“) von C-Dur.

Erläuterung der Bezeichnungen am Beispiel von A-Dur: von der Tonika C-Dur die Parallele bilden → also a-Moll und von dieser die Variante → also A-Dur; daher der Name Tonikaparallel-Variante.

Dementsprechend ist

  • as-Moll die Tonikavariant-Gegenparallel-Variante von C-Dur;
  • es-Moll die Tonikavariant-Parallel-Variante von C-Dur.

Eine Möglichkeit der Klassifizierung von Medianten besteht darin, sie nach der Zahl der mit dem Bezugsklang gemeinsamen Töne in drei Grade einzuteilen:

  • Medianten 1. Grades sind demnach Akkorde mit zwei gleichen Tönen, das sind Parallel- und Gegenklang, von C-Dur also a-Moll und e-Moll.
  • Medianten 2. Grades sind Akkorde mit nur einem gemeinsamen Ton, das sind einerseits die Varianten von Parallel- und Gegenklang, von C-Dur also A-Dur und E-Dur, sowie andererseits Parallel- und Gegenklang der Mollvariante, von C-Dur also As-Dur und Es-Dur.
  • Medianten 3. Grades sind Akkorde mit keinem gemeinsamen Ton, von C-Dur also as-Moll und es-Moll.

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