- Mehrsprachler
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Polyglott (von griechisch „poly“ = viele und „glotta“ = Zunge, Sprache) nennt man eine Person, die viele Fremdsprachen spricht (auch Multilinguale, Mehrsprachige). Es ist nicht definiert, wieviele Sprachen man wie gut sprechen können muss, um polyglott genannt zu werden.
Inbegriff eines polyglotten Menschen ist der italienische Kardinal Mezzofanti, der Italien nie verließ, aber 38 Sprachen beherrschte und weitere 30 Sprachen fließend sprach. Außerdem konnte er 50 Dialekte aus verschiedenen Sprachen. Ein lebender Polyglott ist der belgische Architekt Johan Vandewalle, der 22 lebende und neun tote Sprachen beherrscht (Stand 1987).
Forscher um Michael Chee vom Cognitive Neuroscience Laboratory in Singapur haben herausgefunden, dass Menschen, die eine Fremdsprache leicht erlernen, die als Insula bezeichnete Region ihres Gehirns intensiver nutzen, denn in dieser Region werden ungewohnte Klangmuster unbewusst abgespeichert.
Inhaltsverzeichnis
Bekannte Polyglotte
Die hier angegebenen Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, geben aber immerhin Richtwerte.
A – F
- John Bowring, 1792–1872
- Anthony Burgess, 1917–1993: britischer Schriftsteller
- Charles Berlitz, 1914–2003: US-amerikanischer Schriftsteller, 32 Sprachen
- Richard Francis Burton, 1821–1890
- George Campbell, 1912–2004
- Jean-François Champollion, 1790–1832, einer der Entzifferer der Hieroglyphen
- Johann Amos Comenius, 1592–1670, Pädagoge
- István Dabi, 1943: ungarischer Übersetzer, übersetzte aus 103 Sprachen
- Georges Dumézil, 1898–1986, französischer Philologe, 40 Sprachen
- Rolf Theil Endresen, 1946, norwegischer Linguist, 50 Sprachen
- Michael Everson, 1963: Experte in den Schriften der Welt
- Ziad Fazah, 1954: gilt als weltbester Mehrsprachler, gibt an mehr als 62 Sprachen zu können
- Carlos do Amaral Freire: 100 Sprachen, fließend in 30, lernt immer noch ein oder zwei Sprachen im Jahr
G – K
- Hans Conon von der Gabelentz, 1807–1874: Sinologe, 80 Sprachen
- Andrzej Gawroński, 1885–1927: konnte 100 Sprachen lesen
- Antoni Grabowski, 1857–1921: früher Esperanto-Aktivist; polnischer Linguist, sprach und schrieb in 40 Sprachen, verstand 100 Sprachen
- Kenneth Locke Hale, 1934–2001: Experte für Indianersprachen, 50 Sprachen
- Sebastian Heine, 1986: Student der Indogermanistik, beherrscht 35 Sprachen, eignet sich nach eigenen Angaben pro Jahr drei bis vier neue Sprachen an
- Lorenzo Hervás y Panduro, 1735–1809: Jesuit, der großen Einfluss auf die Entwicklung der Sprachwissenschaft ausübte
- Hermann Jacobsohn, 1879–1933: Indogermanist, lernte innerhalb von 6 Wochen eine Sprache in ihren grammatischen Strukturen und beherrschte etwa 30 Sprachen
- Powell Alexander Janulus, 1939
- Michael Jelden, 1971: Violinist, der acht Sprachen fließend spricht
- William Jones, 1746–1794: britischer Philologe, erkannte als erster die Verwandtschaft des Sanskrit mit dem Griechischen, Lateinischen, Gotischen und Keltischen, 41 Sprachen
- Albéric O’Kelly de Galway, 1911–1980: belgischer Schachmeister
- Ferenc Kemény, 1860–1944, ungarischer Übersetzter, 40 Sprachen, schrieb in 24 Sprachen, sprach 12 Sprachen
- Emil Krebs, 1867–1930: Sinologe, der bereits als Abiturient zwölf Sprachen sprach, 68 Sprachen
L – R
- Kató Lomb, 1909–2003: eine der ersten Konferenzdolmetscherinnen der Welt
- Louis Loewe, 1809–1888, Orientalist, Begleiter von Sir Moses Montefiore
- Uku Masing, 1909–1985, estnischer Linguist, Theologe, Ethnologe, and Dichter, 65 Sprachen
- Willy Melnikov-Storkvist, 1962: russischer Arzt, kennt 105 Sprachen, schreibt Gedichte in 95 Sprachen und ist in Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Überlebte während des Krieges in Afghanistan den klinischen Tod.
- Giuseppe Mezzofanti, 1774–1849: Kardinal, der 57 Sprachen verstanden haben soll
- Rafael Merry del Val, 1865–1930: Kurienkardinal, beherrschte 63 Fremdsprachen
- Mario Pei, 1901–1978: Linguist, der etwa 30 Sprachen sprach
- Rasmus Christian Rask, 1787–1832, dänischer Philologe, Mitbegründer der Indogermanistik, 35 Sprachen
S – T
- Georg Sauerwein, 1831–1904: Linguist, Verfechter der Minderheitensprachen im Deutschen Kaiserreich, 50 Sprachen
- Emanuel Schiffers, 1850–1904: russischer Schachmeister
- Heinrich Schliemann, 1822–1890, Kaufmann und Amateurarchäologe
- Johann Martin Schleyer, 1831–1912, Pfarrer und Erfinder des Volapük
- Georges Henri Schmidt, 1914–1990
- William James Sidis, 1898–1944, Wunderkind, 40 Sprachen, lernte eine Sprache an einem einzigen Tag
- Francis Sommer, –1978: sprach angeblich 94 Sprachen
- Robert Stiller, 1928, 60 Sprachen
- August Tholuck, 1799–1877: Theologe, der bereits als 17-Jähriger 19 Sprachen beherrscht haben soll
- Michel Thomas, 1914–2005: Sprachlehrer, entwickelte eine einzigartige Sprachlernmethode
- J. R. R. Tolkien, 1892–1973: britischer Schriftsteller, der eigene Sprachen erfand
U – Z
- Peter Ustinov, 1921-2004: Schauspieler, Schriftsteller, Regisseur, 8 Sprachen
- Caterina Valente, 1931: Sängerin, 12 Sprachen
- Johan Vandewalle, 1960: Architekt, Orientalist, Slawist und Linguist, der bereits 1987 31 Sprachen beherrschte
- Otto Weininger, 1880–1903: österreichischer jüdischer Philosoph
- Norbert Wiener, 1894–1964: amerikanischer Wissenschaftler, 10 Sprachen
- Harold Williams, 1876–1928: neuseeländischer Journalist, der 58 Sprachen beherrschte
- Karol Józef Wojtyła, 1920–2005: Papst, beherrschte 11 Sprachen
- Constantin von Wurzbach, 1818–1893: Bibliothekar, Lexikograf und Schriftsteller
- Ludwik Lejzer Zamenhof, 1859–1917, Begründer des Esperanto, wuchs mit mehreren Sprachen auf und lernte noch etliche dazu
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