Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland

Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland
Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland
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Typ eingetragener Verein
Gründung 1888, Deutschland
Sitz Köln, Deutschland
Personen

Knut Fleckenstein (Bundesvorsitzender), Dr. Georg Scholz (Bundesarzt)

Schwerpunkt Altenpflege, Rettungsdienst, Sozialarbeit
Freiwillige ca 12.500
Angestellte ca 23.800
Mitglieder ca. 1,1 Mio.
Website http://asb.de/

Der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e. V. ist eine politisch und konfessionell unabhängige Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation. Er ist Gründungsmitglied des Internationalen Samariterbundes.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts führte zu einer dramatischen Zunahme an Arbeitsunfällen. 1877 entstand daher in England die „St. John’s Ambulance Association“ des Johanniterordens. In vielen Städten wurden Sanitätsschulen eingerichtet und freiwillige Helfer ausgebildet.

Im Sommer 1881 lernte der deutsche Chirurg Prof. Friedrich von Esmarch (1823 - 1908) in London diese Organisation kennen und gründete nach seiner Rückkehr nach Deutschland eine „Samariter-Schule“. Zahlreiche Lehrschriften des „Deutschen-Samariter-Bundes“ entstanden. Sie richteten sich jedoch in erster Linie an leitende Beamte des Gesundheitswesens und waren für die breite Masse der Arbeiter unerschwinglich.

1888 ergriffen sechs Berliner Zimmerleute die Initiative und setzten gegen viele Widerstände den ersten „Lehrkursus über die Erste Hilfe bei Unglücksfällen“ durch. Diese Zimmerleute waren nicht nur die Gründerväter des ASB; durch ihre Initiative haben sie auch der Notfallrettung in Deutschland wesentliche Impulse gegeben. Bald wurden diese Schulungen zu einer regelmäßigen Einrichtung des Vereines, der 1895 seinen Namen in „Samariterkursus für Arbeiter und Arbeiterinnen“ änderte und ab 1896 als „Arbeiter-Samariter“ in der Öffentlichkeit auftrat.

1909 schlossen sich auf einer Gründerversammlung in Magdeburg 11 Arbeiter-Samariter-Kolonnen zum Arbeiter-Samariter-Bund zusammen. Erster Sitz des Bundes war Berlin. 1923 wurden die beiden Chemnitzer Samariter Theodor Kretzschmar und Eugen Richter zum Bundesvorsitzenden und Bundesschatzmeister des ASB gewählt. Damit ging die Verlegung des Sitzes des ASB nach Chemnitz einher. Im dortigen Bundeshaus wurde auch die ASB-eigene Sanitätstasche, die „Chemnitz-Tasche“ hergestellt. 1933 waren im ASB etwa 50.000 Mitglieder aktiv.

Nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler wurde der ASB unter nationalsozialistische Leitung gestellt. Da viele Mitglieder jedoch nicht bereit waren, sich gleichschalten zu lassen, traten viele aus dem Bund aus, was am 1. August 1933 zu dessen Verbot führte.

In der DDR wurde die Wiedergründung nach 1945 durch die Sowjets unterdrückt. In der Bundesrepublik Deutschland bemühten sich unmittelbar nach Kriegsende ehemalige Arbeiter-Samariter in verschiedenen Regionen Deutschlands, ohne voneinander zu wissen, um die Wiedergründung des ASB. Mit Gründung der Bundesrepublik entwickelte der ASB schnell überregionale Strukturen. Im April 1952 fand die Neugründung des ASB Deutschland e.V. statt. Der Sitz des Bundesverbands wurde zunächst Hannover, mit dem Bau des neuen Bundeshauses erfolgte der Umzug nach Köln-Sülz. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstand der ASB 1990 in den neuen Bundesländern neu.

Arbeiter-Samariter-Jugend

Die Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ) ist der Jugendverband des Arbeiter-Samariter-Bundes. Ihre Anfänge reichen bis in die zwanziger Jahre zurück. Sie ist integrierter und integrierender Bestandteil des Erwachsenenverbandes, hat aber innerhalb der Gesamtorganisation eine Sonderstellung. Diese ist in den zur Satzung des ASB gehörenden Richtlinien festgeschrieben. Mitglieder des ASB bis einschließlich 26 Jahren sind gleichzeitig auch Mitglieder der ASJ.

Entsprechend seinem Erwachsenenverband gliedert sich die ASJ in Orts-, Kreis-, bzw. Regionalverbände, Landesverbände und in den Bundesverband. Die jeweilige ASJ Organisationsstufe trägt den Namen des entsprechenden ASB-Verbandes bzw. des Landes. Auf Bundesebene trägt sie den Namen ASJ Deutschland.

Die jungen Samariter sind mit ca. 100.000 Mitgliedern in allen Bundesländern vertreten. Die ASJ legt Wert auf zeitgemäße Freizeitangebote, die Toleranz, Selbstbewusstsein, Verständnis und Mitmenschlichkeit fördern. Er will die Werte durch gemeinsames Handeln für Jugendliche erlebbar machen.

Alle zwei Jahre findet der Bundesjugendwettbewerb der ASJ statt. Drei Tage lang ermitteln ASJ-Gruppen ihre Einzel- und Gruppensieger in den Bereichen Allgemeinwissen, Kultur und Erste Hilfe. Teilnehmen können jeweils die Siegermannschaften der Landesjugendwettbewerbe. Im Wechsel mit dem Bundesjugendwettbewerb finden alle zwei Jahre Kindertage für die Sechs- bis Zwölfjährigen der ASJ statt.

Durch Ferienfreizeiten und internationale Jugendbegegnungen ermöglicht die ASJ ihren Mitgliedern vielerlei Einblicke in Lebensweise und Kultur von Jugendlichen anderer Nationen.

Alle vier Monate erscheint "ASJ am Puls", die Zeitschrift der Arbeiter-Samariter-Jugend mit Neuigkeiten zur Jugendarbeit, Hintergrundbeiträgen, Berichten von Freizeiten, Tipps und Hinweisen.

Struktur

In der Bundesrepublik Deutschland bestehen neben dem Bundesverband 16 Landesverbände und 228 regionale Gliederungen (Regional-, Kreis- und Ortsverbände). Der ASB hat ca. 1,1 Mio. Mitglieder. Die Bundesgeschäftsstelle hat ihren Sitz in Köln. Die Landesverbände sind jeweils eigenständige eingetragene Vereine. Je nach Struktur des Landesverbandes sind die regionalen Gliederungen wiederum eigenständige Vereine (z.B. in Nordrhein-Westfalen), aber auch unselbständige Gliederungen (z.B. in Hessen). Der ASB hat im Jahr 2008 ca. 23.100 hauptamtliche und 12.600 ehrenamtliche Mitarbeiter. Weiterhin werden ca. 1.500 Zivildienstleistende und 1.000 FSJ-ler beschäftigt.

Mit 102 Altenheimen, über 260 Pflegediensten und anderen Angeboten gehört der ASB zu den größten deutschen Anbietern in der Altenhilfe. Im Jahr 2008 leistete der ASB in Deutschland 478.200 Einsätze der Notfallrettung und 438.300 Krankentransporte; dazu kommen noch 2.100 Einsätze der Primärluftrettung, über 11.000 Einsätze im Interhospitaltransfer und rund 6.000 Einsätze im Rahmen des Krankenrückholdienstes.

Von 1985 bis zu ihrem Tod 2008 war die ehemalige SPD-Politikerin und ehemalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger Präsidentin des ASB. Von 2006 bis 2010 war Admiraloberstabsarzt a.D. Dr. Karsten Ocker Bundesarzt.

Der Bundesvorstand besteht aus

  • Knut Fleckenstein - Bundesvorsitzender - LV Hamburg
  • Helga Wurbs - stellvertretende Bundesvorsitzende - LV Hessen
  • Uwe Borchmann - stellvertretender Bundesvorsitzender - LV Mecklenburg-Vorpommern
  • Wolfgang Engel - Mitglied des Bundesvorstandes - LV Sachsen
  • Karl-Eugen Altdörfer - Mitglied des Bundesvorstandes - LV Baden-Württemberg
  • Thomas Schmidt - Mitglied des Bundesvorstandes - LV Brandenburg
  • Hans-Werner Loew - Mitglied des Bundesvorstandes - LV Bayern
  • Dr. Georg Scholz - Mitglied des Bundesvorstandes und neuer Bundesarzt - LV Nordrhein-Westfalen
  • Johannes Kwaschik - Mitglied des Bundesvorstandes - LV Berlin
  • Prof. Dr. Michael Stricker - Mitglied des Bundesvorstandes - LV Nordrhein-Westfalen
  • Simon Dagné - Bundesjugendleiter - LV Rheinland-Pfalz [1]

Aufgaben

Ein Krankentransportwagen des ASB samt Mannschaft

Zu den Kernaufgaben zählen:

Kritik

Am 14. September 2010 berichtete Plusminus über unlautere Methoden des ASB, neue Mitglieder zu werben.[3][4] Das ARD-Wirtschaftsmagazin warf der Hilfsorganisation vor, dass Drückerkolonnen unter Vorgabe falscher Tatsachen (der Bund hätte 15 000 Zivildienststellen gestrichen oder würde in Abhängigkeit privater Spenden seine Mittel bereit stellen) Mitglieder werben würden. Der Verein trägt nicht das DZI-Spendensiegel.[5] Der ASB reagierte in einer Stellungnahme auf die Vorwürfe.[6]

Am 10. Juni 2011 wurde vom Amtsgericht Köln, Az. 71 IN 244/11, das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen des ASB Landesverbandes Nordrhein-Westfalen e.V. eingeleitet.[7]

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. asb.de: Bundesgremien
  2. asb.de: Wasserrettung im ASB Abgerufen am 12. Juli 2011.
  3. ARD-Mediathek: Drücken für den ASB: Mit unseriösen Methoden auf Spendenfang (Der Clip ist bis zum 15. September 2011 abrufbar.)
  4. Textbeitrag von Plusminus: Drücken für den ASB: Mit unseriösen Methoden auf Spendenfang
  5. Spenderberatung des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen
  6. asb.de: ARD-Beitrag zur ASB-Mitgliederwerbung vom 15. September 2010
  7. Amtsgericht Köln: Aktenzeichen 71 IN 244/11 – Insolvenzeröffnungsverfahren Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. Abgerufen am 25. Juni 2011.

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