Memnon von Herakleia

Memnon von Herakleia

Memnon von Herakleia war ein antiker griechischer (Lokal-)Historiker, der vor dem zweiten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung lebte.

Er stammte wohl aus Herakleia Pontike und schrieb eine Geschichte dieser Stadt, genannt Περὶ Ἡρακλείας (Perì ʰērakleias „Über Herakleia“), von der die Bücher 9 bis 16 dem byzantinischen Patriarchen Photios (9. Jahrhundert) für sein Exzerpt aus Memnon vorlagen.[1]

Das neunte Buch von Memnons Werk setzt ein mit dem Beginn der Tyrannis in Herakleia während der Jahre 364/63 vor unserer Zeitrechnung und behandelt zuerst nur diese Stadt betreffende Ereignisse. Ab etwa 335 vor unserer Zeitrechnung wird auch immer mehr die allgemeine Geschichte des Orients der Diadochenzeit dargestellt. Ab dem 14. Buch wird die Geschichte der Römischen Republik seit ihrer Frühzeit ebenfalls mit einbezogen. Der Einschub endet mit der Schlacht bei Magnesia 190 vor unserer Zeitrechnung Die relativ ausführliche Erörterung des Dritten Mithridatischen Krieges (Kapitel 23–37) beinhaltet zahlreiche historisch relevante Details. Photios’ Exzerpt endet 47 vor unserer Zeitrechnung mit der Rückkehr des römischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar nach Italien. Nach Auskunft von Photios folgten auf das 16. Buch noch weitere.[2] Daher ist nicht bekannt, zu welchem Zeitpunkt Memnons Werk endete und wie viel Bücher es insgesamt umfasste.

Memnon bediente sich laut Photios eines klaren und knapp-nüchternen Stils[3] und benutzte die herakleotischen (Lokal-)Historiographen Nymphis von Herakleia (FGrH 432; bis 247/246 vor unserer Zeitrechnung) und eventuell Domitios Kallistratos (FGrH 433)[4] als Vorlagen. Er ist der einzige Verfasser einer Lokalgeschichte der hellenistischen Ära, dessen Werk, wenn auch nur auszugsweise, erhalten geblieben ist.

Ausgabe

Literatur

Anmerkungen

  1. Vgl. das umfangreiche Memnon-Fragment bei Photios, Bibliothek 224.
  2. Photios, Bibliothek 240a9–11: Τὰς δὲ πρώτας η ἱστορίας καὶ τὰς μετὰ τὴν ιϚ΄ οὔπω εἰπεῖν εἰς θεάν ἡμῶν ἀφιγμένας ἔχομεν. (Tàs dè prōtas ē ʰistorías kaì tàs metà tēn [16] oúpō eipeîn eis tʰeán ʰēmōn apʰigménas ékʰomen) „Ich kann noch nicht sagen, dass sowohl die ersten als auch die Bücher nach dem 16. <Buch> mich erreichten, um von mir betrachtet werden zu können.“.
  3. Photios, Bibliothek 240a1–2: Ἔστι δὲ ἡ συγγραφὴ νουνεχὴς μὲν καὶ τὸν ἰσχνὸν μεταδιώκουσα χαρακτῆρα, οὐ μὴν οὐδὲ τοῦ σαφοῦς ἀμελοῦσα, εὐλαβουμένη δὲ καὶ τὰς ἐκβολάς (Ésti dè ʰē sungrapʰē nounekʰēs mèn kaì tòn iskʰnòn metadiōkousa kʰaraktēra, ou mēn oudè toû sapʰoûs ameloûsa, eulabouménē dè kaì tàs ekbolás) „Die Schrift ist geistreich, verfolgt den <typisch> nüchternen Charakter, sorgt sich natürlich auch um Klarheit, und vermeidet Ausschweifungen […].“.
  4. Walter Ameling: Domitius Kallistratos, FGrHist 433, in: Hermes, Band 123, 1995, S. 373–376, hat gezeigt, dass die bisher vorherrschende Annahme, Kallistratos habe vor Memnon gelebt und geschrieben, sich nicht beweisen lässt.

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