- Michael Oakeshott
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Michael Joseph Oakeshott (* 11. Dezember 1901 in Chelsfield, Kent; † 19. Dezember 1990) war ein englischer konservativer politischer Philosoph.
Leben und Werk
Oakeshott war der mittlere von drei Brüdern. Sein Vater arbeitete in der Finanzbehörde im Somerset House in London und war Mitglied der Mittelklasse. Oakeshott besuchte die Schule St George’s in Harpenden, in der Koedukation betrieben wurde. Ab Oktober 1920 folgte ein Studium am Gonville and Caius College der University of Cambridge mit dem Schwerpunkt Geschichte und Geschichte des politischen Denkens. In den 1920er-Jahren hielt sich Oakeshott mehrfach in Deutschland auf und besuchte Marburg und Tübingen. Ob er dort Heidegger hörte, ist nicht gesichert. 1925 wurde Oakeshott Fellow des Gonville and Caius College. Er heiratete zwei Jahre später Joyce Margaret Fricker. Aus dieser Ehe, die bereits 1938 geschieden wird, ging sein Sohn Simon hervor.
Oakeshotts frühes Hauptwerk erschien 1933: Experience and Its Modes, das eine tiefgründige Analyse der verschiedenen Weisen der Erfahrung im Vergleich mit der Philosophie und eine radikale Philosophiekonzeption präsentiert. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Artillerist bei einer Aufklärungseinheit.
Im Jahre 1946 edierte Oakeshott den Leviathan des Thomas Hobbes mit einer weithin gerühmten Einleitung, die zu einem Standardwerk der Hobbes-Forschung wurde. Nach einer kurzen Zeit am Nuffield College in Oxford wurde er an die London School of Economics berufen, wo er 1951 seine berühmte Antrittsvorlesung über „Political Education“ hielt, die eine Kampfansage gegen die damals verbreiteten sozialistischen Ideen darstellte. In jener Zeit verfasste Oakeshott die Essays, die 1961 gesammelt unter dem Titel Rationalism in Politics erscheinen sollten, eine grundlegende Kritik an einer spezifisch modernen Form des Rationalismus, den Oakeshott mit stilistischer Brillanz attackierte.
1966 wurde Oakeshott zum Fellow der British Academy, im Jahre 1969 folgte dann seine Emeritierung als Professor, doch ist er auch danach weiter lehrend und forschend tätig gewesen. Nach langer Arbeit erschien 1975 das politisch-philosophische Vermächtnis Oakeshotts unter dem schlichten Titel On Human Conduct, das eine philosophisch dichte Analyse von drei Komplexen bietet: das theoretische Verständnis des menschlichen Verhaltens bzw. der menschlichen Lebensführung; den bürgerlichen Zustand; den Charakter eines modernen europäischen Staates. 1983 erschien die Essaysammlung On History and Other Essays, die schon früher entwickelte Gedanken über den Charakter der Geschichte als Ereignis und als Geschichtsschreibung zu präzisieren sucht. Ebenfalls erörtert Oakeshott hier grundlegende Aspekte dessen, was er „rule of law“ nennt. Zudem liefert er hier eine vielschichtige Nacherzählung der Geschichte vom Turmbau zu Babel mit kulturkritischer Spitze.
Literatur
- Michael Becker: Die politische Theorie des Konservatismus. Michael Oakeshott. In: André Brodocz, Gary Schaal (Hrsg.), Politische Theorien der Gegenwart I Uni-Taschenbücher, Stuttgart 2006, S. 215–246.
- Robert Grant: Oakeshott (Thinkers of Our Time), London 1990.
- Michael Henkel: Vom Sinn einer philosophischen Theorie der Politik. Bemerkungen zum Theoriebegriff bei Hans Buchheim und Michael Oakeshott (PDF)
- Pit Kapetanovic: Intellektuelle Abenteuer: Philosophie, Geschichte und Erziehung bei Michael Oakeshott. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-5367-5.
Weblinks
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