- Michelle Bachelet
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Verónica Michelle Bachelet Jeria (* 29. September 1951 in Santiago de Chile), früher Kinderärztin, ist Untergeneralseketärin der Vereinten Nationen als geschäftsführende Direktorin (Executive Director) der UN-Frauen-Organisation UN Women. Vom 11. März 2006 bis 11. März 2010 war sie als Präsidentin Chiles die erste Frau in diesem Amt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Michelle Bachelet ist die Tochter des Luftwaffengenerals Alberto Bachelet, der beim Putsch 1973 Präsident Salvador Allende loyal geblieben war und von Angehörigen des Pinochet-Regimes gefangen genommen und gefoltert wurde. Im Jahr darauf erlag er einem Herzinfarkt. Michelle und ihre Mutter flohen über Australien in die DDR. Über die Zeit vor ihrer Flucht sagt Bachelet: „Mein Kopf steckte in einer Kapuze und man hat mich beleidigt, bedroht, auch mal geschlagen. Aber die parrilla (Foltergerät [Bettgestell für Elektroschocks], auf Spanisch wörtlich Grill genannt) ist mir erspart geblieben.“ Am Herder-Institut der Universität Leipzig lernte sie Deutsch[1]. An der Humboldt-Universität zu Berlin studierte sie Medizin. Am 19. Oktober 2006 wurde sie mit der Ehrendoktorwürde der Charité ausgezeichnet.[2] Gewürdigt wurden damit ihre Verdienste um das Gesundheitswesen und die Versorgung unterprivilegierter Menschen, die sie als Kinderärztin und Politikerin in Chile erwirkt hat.
1979, lange vor dem Ende des Pinochet-Regimes, kehrte sie in ihre Heimat zurück und trat der Sozialistischen Partei bei. Ihr Studium schloss sie an der Humboldt-Universität Berlin ab. Sie lebte fünf Jahre lang mit dem Arzt Aníbal Henríquez zusammen, obwohl dieser Pinochets Regime unterstützte. Die beiden haben ein gemeinsames Kind.
Trotz der 15 Jahre, die seit dem Ende von Pinochets Regime inzwischen vergangen sind, spricht Bachelet bis heute nicht von Versöhnung, sondern von Wiederbegegnung (reencuentro), da es für viele der betroffenen Familien zu früh sei für eine Versöhnung.
Bachelet hat drei Kinder. Sie spricht außerdem Deutsch, Englisch, Portugiesisch, Französisch und etwas Russisch.
Politische Karriere
Zwischen 1994 und 1997 arbeitete sie im Gesundheitsministerium unter Minister Alejandro Sandoval. 1996 nahm sie an einer militärischen Fortbildung am Inter-American Defense College in Washington, D.C. teil. Zwei Jahre später wechselte sie ins Verteidigungsministerium. Am 11. März 2000 wurde sie von Präsident Ricardo Lagos zur Gesundheitsministerin ernannt.
2002 wurde Bachelet als erste Frau in Chile Verteidigungsministerin. Damit stand sie einer Armee vor, die zu großen Teilen immer noch von Personen geführt wird, die die Diktatur Pinochets aktiv mitgetragen haben und für tausende Morde und zehntausende Folteropfer verantwortlich sind. Die in ihrer Partei äußerst populäre Bachelet wurde Mitte 2005 von der Sozialistischen Partei als Kandidatin für das "Rennen" um die Präsidentschaft nominiert, wo sie sich in den Primarias (Vorwahlen) gegen die Christdemokratin Soledad Alvear durchsetzen musste. Doch nach einem ersten Fernsehduell, innerparteilichen Machtkämpfen in der Christdemokratischen Partei sowie unter dem Eindruck der plötzlichen Kandidatur des rechtskonservativen Kandidaten der Renovación Nacional, Sebastián Piñera, zog Alvear ihre Kandidatur zurück, um eine Koalition der Linksparteien gegen das rechte Wahlbündnis Alianza por Chile zu ermöglichen. Bei den Präsidentschaftswahlen am 11. Dezember 2005 trat Bachelet u. a. gegen die beiden konservativen Kandidaten Sebastián Piñera (Renovación Nacional) und Joaquín Lavín (UDI) an. Obwohl sich RN und UDI zur Alianza por Chile zusammengeschlossen hatten, konnten sie sich nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen. Piñera und Lavín erhielten zusammen 48,63 % der Stimmen, für Bachelet votierten 45,95 %. In die Kampagne vor der Stichwahl, die am 15. Januar 2006 stattfand, schaltete sich praktisch der ganze Regierungsapparat in den Wahlkampf ein. Vor allem der amtierende Präsident Ricardo Lagos unterstützte offen die Kandidatur Bachelets, welche die Stichwahl mit 53,5 % der Stimmen gegen Piñera gewann. Seit 1990 ist eine unmittelbare Wiederwahl nach Chiles Verfassung nicht möglich. Ihr hohes Ansehen weltweit eröffnete ihr nach dem Ende ihrer Amtszeit eine internationale Karriere.
UN-Karriere
Am 14. September 2010 wurde Michelle Bachelet von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in das Amt der Leiterin (Executive Director) – im Range einer Untergeneralseketärin der UN – der Frauen-Organisation UN Women berufen.[3]
Filme über Michelle Bachelet
- Ebbo Demant: Michelle Bachelet. Symbol des neuen Chile. Deutschland, 2004.
Weblinks
- Werner A. Perger: „Versöhnung ist nicht mein Wort“ – Portrait in der Zeit Nr. 3/2003
- Ingo Malcher: „Tür an Tür mit dem Terror“ – taz von 6. September 2003
- Gerhard Dilger: „Die Verbündete“ – Portrait in der taz vom 9. Dezember 2005
- Hans Christoph Buch: „Sie feiern sie wie eine Heilige“ – FAZ vom 11. Dezember 2005
- „Es wird keinen Schlussstrich geben“ – Interview mit der Präsidentin im Standard vom 11. Mai 2006
- polar: „Hasta la victoria?“ – Artikel über den Linksruck in Lateinamerika 2006
- Yesko Quiroga: Chile vor einem politischen Umbruch? Januar 2006 (PDF, 408 KiB)
- Stephan Ruderer: Vom "neuen Politikstil" zum Krisenmanagement in Chile: Ein Jahr Bachelet (PDF, 428 KiB)
- „Ich will da sein für die Menschen in ihrem Schmerz“ – Interview in der Reihe „Prominente Ehemalige der Humboldt-Universität zu Berlin“ vom Januar 2009
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung der Universität
- ↑ Pressemitteilung des Informationsdienstes Wissenschaft
- ↑ http://www.unwomen.org/about-us/executive-director Homepage des UN-Frauen Sekretaritats (englisch)
Siehe auch
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