Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik

Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik

Der Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik in Berlin (Ost) war ein staatlicher Verlag in der DDR, in dem vor allem militärwissenschaftliche, militärhistorische und militärtechnische Bücher und Zeitschriften publiziert wurden, aber auch belletristische und Memoirenliteratur.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Verlag ging aus der Publikationsabteilung des Ministeriums des Inneren der DDR hervor, die nach der Zusammenlegung mit dem Verlag für Polizeifachliteratur ab Dezember 1955 als Verlag der Kasernierten Volkspolizei arbeitete. Dieser wurde am 25. Mai 1956 auf Anordnung des Ministeriums für Nationale Verteidigung (MfNV) in Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung mit Sitz in Berlin umbenannt[1][2], ab dem 16. August 1960 hieß er Deutscher Militärverlag (DMV). Die Namensänderung in Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik (VEB) erfolgte am 1. Juni 1973. Der Verlag war rechtlich ein Volkseigener Betrieb, der der Politischen Hauptverwaltung des Verteidigungsministeriums unterstellt war. Die zivilen Mitarbeiter waren daher keine Zivilbeschäftigten der Nationalen Volksarmee. 1989 zählte der Verlag 430 Angestellte, von denen rund 100 NVA-Offiziere waren.

Noch vor der Deutschen Wiedervereinigung wurde der Verlag zum 29. Juni 1990 in zwei GmbHs geteilt. Während der Bilddienst von der Firma Fotag weitergeführt wurde, erhielt der Buchverlag den neuen Namen Brandenburgisches Verlagshaus und ging eine Vertriebskooperation mit dem Militaria-Verlag Mittler & Sohn ein. Der bereits eingefädelte und für Oktober 1991 geplante Verkauf an die Herforder Maximilian-Mediengruppe, zu der Mittler & Sohn gehört, scheiterte überraschend am 11. September 1991, als die Treuhandanstalt das Verlagsgebäude an allen Beteiligten vorbei an ein Nürnberger Unternehmen verkauft. Die Reste des in der Folge stark geschrumpften Verlages gelangten 1993 als Brandenburgische Verlagshaus GmbH unter das Dach der Verlagsgruppe Dornier. Dort endete 1998 die Verlagsgeschichte nach Einstellung des Programms und der Entlassung der beiden letzten Mitarbeiter. Im Siegler Verlag, an den die Namensrechte gegangen sind, erscheinen gelegentlich noch Bücher unter dem Imprint Brandenburgisches Verlagshaus.

Der Militärverlag wurde im November 2009 zu gleichen Teilen von den Verlegern Matthias Oehme (Verlag Das Neue Berlin) und Frank Schumann (edition ost) mit allen Rechten käuflich erworben. Unter dem Dach der Eulenspiegel Verlagsgruppe erscheinen ab Herbst 2010 Bücher unter dem Label „Militärverlag“. Dabei erfolgt die Konzentration der Verlagstätigkeit auf vier Felder: Neuauflagen von Werken der Verlagsproduktion 1956-1990, die Reflexion der Geschichte von NVA und Warschauer Pakt, regionale Militärgeschichte sowie die publizistische Auseinandersetzung mit der Militärpolitik der BRD und der NATO.[3]

Die „Rückkehr des Verlages an seinen früheren Standort“ wurde von ehemaligen führenden DDR-Militärs, darunter Ex-Verteidigungsminister Admiral a. D. Theodor Hoffmann, in einer Erklärung am 1. März 2010 begrüßt.

Verlagsprogramm

Zum Programm gehörten militärische und militärtechnische Fachliteratur, Zeitungen und Zeitschriften. Darunter war die Monatszeitschrift für die NVA, die „Armeerundschau“, die „Fliegerrevue“, der „Funkamateur“ und die „Modellbau heute“. Daneben wurden Bücher zu militärhistorischen Themen und Memoiren führender Militärpersonen herausgebracht. Ebenso gehörten Belletristik zu militärischen Themen und propagandistisch zur Stärkung des „sozialistischen Kampf- und Wehrbewusstseins“ nutzbare Literatur zum festen Bestandteil des Verlagsprogramms. Der Militärverlag veröffentlichte aber auch Science Fiction, die in der DDR utopische Literatur genannt wurde. Technische Sachliteratur ohne unmittelbaren militärischen Bezug wurde zu Themen der angewandten Elektronik, insbesondere der Mikroelektronik und Mikrocomputertechnik, und zur Raumfahrt herausgegeben.

Quellen

  1. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 7. Januar 1956.
  2. Klaus Feder, Jürgen Wagner, Ralf Swoboda: Militärische Abzeichen der Deutschen Demokratischen Republik. Militärverlag der DDR, Berlin 1988, ISBN 3-327-00523-0, S. 68.
  3. Neues Deutschland vom 1. März 2010, „Militärverlag zurück“

Weblinks


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