- Minentaucherkompanie
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Die Minentaucherkompanie ist eine maritime und litorale Spezialeinheit auf Kompanieebene der Deutschen Marine. Die speziell ausgebildeten Minentaucher (militärische Taucher) haben den Einsatzschwerpunkt der maritimen Waffenhandhabung, Kampfmittelbeseitigung und Such- und Rettungseinsätze (SAR). Die Einheit ist Teil der Spezialisierten Einsatzkräften Marine (SEK M) und hat ihren Standort in Eckernförde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Einsätze
Von 1957 bis 1984 wurden Minentaucher ausschließlich in deutschen Hoheitsgewässern, hauptsächlich in der Ostsee und dort überwiegend zur Räumung von Seeminen aus dem Krieg eingesetzt. Außerdem waren sie bei der Suche und Bergung von havarierten Schiffen, U-Booten und abgestürzten Flugzeugen eingebunden. Die gefährlichste Aufgabe der Minentaucher bestand darin, Kampfmittel aufzuspüren und zu bergen, die nach dem Weltkrieg in der Ostsee versenkt wurden, teilweise chemische Kampfstoffe enthalten und deshalb bis heute die Schifffahrt und Fischerei gefährden.
Die Räumung von frisch gelegten Minen im Herbst 1985 im Suezkanal stellte den ersten exterritorialen Einsatz von Minentauchern dar. Bei diesem NATO-Einsatz in einer internationalen Seestraße, bei der nicht das für offene See entwickelte Räumgerät (Troika) verwendet werden konnte, wurden deutsche Minentaucher eingesetzt. Danach erfolgten zahlreiche Einsätze weltweit auch in internationalen Gewässern im Rahmen der NATO Response Force und der German Task Force (EAV).
Auftrag
Ihre Einsatzgebiete sind:
- Suche, Klassifizierung und Beseitigung oder Bergung von Unterwasserwaffen wie Minen oder Sprengkörpern im Wasser
- Das Bedienen von Unterwasserdrohnen
- Kampfmittelbeseitigung zu Wasser und an Land, insbesondere Beseitigung von behelfsmäßigen Sprengvorrichtungen (Improvised Explosive Devices, IED)
- Rettungs- und Bergungseinsätze
Minentaucher sind hochqualifizierte Spezialisten, die mobil an Land oder von Bord eines Überwasserschiffes eingesetzt werden können. Stationierungsort der Minentaucher ist die Minentaucherkompanie in Eckernförde.
Organisation
2001 ging aus der Waffentauchergruppe das Bataillon Spezialisierter Kräfte hervor. Durch die Transformation formierten sich 2003 die Spezialisierten Einsatzkräfte Marine (SEK M). Die SEK M gliedern sich weiterhin in die Kampfschwimmerkompanie, die Minentaucherkompanie, die Boardingkompanie und eine Ausbildungsinspektion sowie weitere Unterstützungselemente.
Rekrutierung und Ausbildung
Die Ausbildung der Minentaucher findet in der Ausbildungsinspektion (AusbIn) in Eckernförde statt. Diese Einheit gehört zu den Spezialisierten Einsatzkräften Marine (SEK M), und diese wiederum zur Einsatzflottille 1. In der Ausbildung gilt es neben der Vermittlung der tauchmedizinischen und -physikalischen Grundlagen, der Einsatzverfahren und der stetigen Verbesserung der Tauchtechnik, die physische und psychische Belastbarkeit der Anwärter festzustellen, zu steigern und sie an die Grenzen der selbigen zu bringen. Dies geschieht nicht aus Willkür, sondern dient einzig und allein der Sicherheit des Minentauchers in seiner späteren ebenso fordernden Verwendung und führt zu einem überlegten, kontrollierten Handeln in einer etwaigen Stresssituation
Eingangsvoraussetzungen
Um sich für die Ausbildung der Minentaucher zu qualifizieren, sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen:
- Musterung mindestens T2 ohne Einschränkung für D700 Waffentaucher
- Verpflichtung als Soldat auf Zeit für mindestens 4 Jahre
- Absolvierung der Grundausbildung [unabhängig der TSK]
- Bestehen der TUKV-Untersuchung (Taucher UBoot Kampfschwimmer Verwendungsfähigkeit) am Schifffahrtmedizinischen Institut der Marine in Kronshagen
- Top-Kondition (körperliche Fitness), die in speziellen Tests vor und während der Ausbildung überprüft wird.
- Willensstärke, die den Bewerber über die Grenzen von Reflexen und körperlichen Schmerzen hinaus belastbar macht.
Neben der weit über dem Niveau eines Sport- oder Berufstauchers liegenden Vermittlung von Kenntnissen in Tauchphysik und -medizin werden Kenntnisse über (jegliche Art von) Unterwassermunition, Taktik und Einsatzverfahren vermittelt. Den größten Teil der Ausbildung bilden praktische Übungen, Fitnesstraining und das damit verbundene „Aussieben“ von über 70 % der Lehrgangsteilnehmer in den ersten 5 Wochen der Minentauchervorausbildung.
Ausbildung
(Ein Beispiel für die Ausbildung zum MiTa-Bootsmann/Offizier, dabei können einige Module je nach Planung untereinander verschoben werden)
- Einstieg: allgemeine militärische Grundausbildung an einer Marineschule, vornehmlich der Marinetechnikschule Parow
- ab 13. Woche: Schwimmtaucherlehrgang im Ausbildungszentrum Schiffsicherung der Marine in Neustadt in Holstein
- ab 19. Woche: Minentauchervorausbildung in der Ausbildungsinspektion der Spezialisierten Einsatzkräfte der Marine (SEK M) in Eckernförde
- ab 24. Woche: Minentauchereinsatzausbildung (wie vor)
- ab 36. Woche: Sprenghelferlehrgang mit Tauchereinsatz (wie vor)
- ab 38. Woche: Kraftbootführerschein (wie vor)
- ab 41. Woche: Schiffssicherungstruppführer
- ab 42. Woche: Unteroffizierslehrgang 1 (MUS Plön)
- ab 46. Woche: Verwendung als Minentauchermaat an Bord eines Minenjagdbootes oder in der MiTaKp
- ab 25. Monat: Unteroffizierslehrgang 2 (MUS Plön)
- ab 28. Monat: Schiffssicherungsgruppenführer
- ab 29. Monat: Minentauchereinsatzleiterlehrgang in der Ausbildungsinspektion der SEK M
- ab 32. Monat: Sprengleiterlehrgang (wie vor)
- ab 33. Monat: Ausbildung zum Feuerwerker und Lehrgang Kampfmittelbeseitigung Marinemunition
- ab 40. Monat: Kampfmittelbeseitigung EOD - Landminen und Abwurfmunition am Zentrum für Kampfmittelbeseitigung in Stetten a.k.M.
- ab 42. Monat: Verwendung als Minentaucherbootsmann oder -offizier an Bord von Minenjagdbooten, in der MiTaKp
Zusatzqualifikationen
Bestandteil der Ausbildung ist der Kraftbootführerschein sowie die Ausbildung zum "Sprenghelfer der Marine mit Taucheinsatz". Danach erfolgt im Rahmen der Schiffssicherungsausbildung die Schulung zum Truppführer.
In Einzelfällen wird den Angehörigen der MiTaKp darüber hinaus die Teilnahme an zahlreichen Speziallehrgängen ermöglicht. Viele längerdienende Minentaucher (acht oder mehr Jahre verpflichtet) sind z.B. auch als Kraftfahrer BCE, Helmtaucher (staatlich geprüfter Taucher), Fallschirmspringer und/oder Einzelkämpfer qualifiziert.
Die Ausbildung und Einsatzplanung zielte ursprünglich auf die Abwehr konventioneller und "nichtkonventioneller" Unterwasserwaffen im Ernstfall im Rahmen einer möglichen Konfrontation der Nato mit dem Ostblock ab. Seit 1985 wurden die Aufgaben und entsprechend die Ausbildungsinhalte modifiziert. Die Ausbildung zur "Beseitigung unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen (IEDD)" findet nach wie vor in einem "Sonderlehrgang zur Erfüllung spezieller Einsatzaufträge" statt.
Ausrüstung
Bei Minentauchern kommen Pressluft- und Mischgastauchgeräte, sogenannte Rebreather, zum Einsatz. Die maximale Einsatztiefe mit den Presslufttauchgeräten, die auch zum Sporttauchen eingesetzt werden, liegt bei 50 Metern. Bei dem Mischgasgerät LAR VII(CCR/SCR) ist die Tiefe im Sauerstoff-Modus mit Kreislaufbetrieb (CCR) auf 7 Meter beschränkt. Für Tiefen bis 24 Meter wird das sogenannte Nato B-Gemisch (60% Sauerstoff, 40% Stickstoff) im halboffenen Modus (SCR) konstant zugeführt.
Seit 2002 wurde das Tauchgerät „FGT II“ durch ein geschlossenes, elektronisch gesteuertes Mischgaskreislauftauchgerät, das „Stealth EOD-M“ der Firma Divex ersetzt. Bei diesem Gerät wird der Sauerstoff-Partialdruck konstant gehalten bzw. über das Mischverhältnis entsprechend der Tiefe reduziert, dadurch kann mit dem Einsatztauchgerät eine Tiefe von 54 m erreicht werden.
Abgesehen von den mechanischen und elektronischen Spezialwerkzeugen werden von Minentauchern ansonsten Ausrüstungsteile verwendet, wie sie auch zur zivilen Tauchausrüstung gehören, im Einsatz wird aber nur nichtmagnetische Ausrüstung benutzt.
Tauchsicherheit
Für die Durchführung eines Minentauchereinsatzes gilt es vorschriftsmäßige personelle (tauchermedizinisches Personal, Sicherheitstaucher, etc.) und materielle Voraussetzungen zu gewährleisten. Darüber hinaus verfügen die 10 Boote der Frankenthal-Klasse, darunter das Minentaucher-Einsatzboot Rottweil (als Ersatz für die 2007 außer Dienst gestellte Mühlhausen) und das Taucherschulboot Langeoog als Ersatz für die Hansa in Eckernförde über bordeigene Druckkammern für bis zu 6 Personen, in denen Taucher nach Unfällen sofort versorgt werden können. In Kiel befindet sich die größte Druckkammer der Deutschen Marine, in der bis zu 12 Personen gleichzeitig die druckspezifische Wirkung von Tauchgängen simulieren können oder bei Bedarf eine Behandlung eines eingeschleusten, verletzten Tauchers unter Druck vorgenommen werden kann. Aus diesem Grund und aufgrund der hervorragenden Ausbildung sind die Anzahl und die Folgen von schweren und tödlichen Tauchunfällen bei den Minentauchern in der Deutschen Marine im Verhältnis zu vergleichbaren Einheiten in anderen Ländern auffallend gering.
Sonstiges
- Motto der Minentaucher: nec aspera terrent (Die das Raue/Widrigkeiten nicht fürchten, Fahnenspruch der Hannoverschen Armee 1617 - 1866)
- Tätigkeitsabzeichen der Minentaucher: Schwertfisch vor Ankertauminengefäß
- Anzahl der aktiven Minentaucher: ca. 80 im Verband der SEKM, zusätzlich ca. 10 aktive an verschiedenen Dienststellen der Bundeswehr (Flottenkommando, Marineamt etc.)
- Bisherige Einsätze: Diverse nationale und internationale Einsätze an Bord von Minenjägern im Rahmen der Minenabwehr in Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer, als Kampfmittelbeseitiger an Land in Kontingenten der UN im Irak, Kosovo, Usbekistan, in Bosnien, Afghanistan und Libanon, sowie Einsätze im Rahmen der Amtshilfe für andere deutsche Behörden (bspw. bei Leichensuchen und -bergungen, während der Oderflut oder bei SAR-Einsätzen) und eine Vielzahl von jährlichen Übungseinsätzen zur Erhaltung und Verbesserung der eigenen Fähigkeiten.
Verweise
Interne Verweise
Weblinks
Kategorien:- Berufstauchen
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