Mitsubischi

Mitsubischi
Alf Poier posiert
Alf Poier (Wien 2008)

Alf Poier (* 22. Februar 1967 in Judenburg, Steiermark; eigentlich Alfred Poier) ist ein österreichischer Musiker, Kabarettist, Maler, (laut Eigenbeschreibung) „Extrem-Entertainer“ und Philosoph. Er kann aufgrund der Absurdität seiner Kabaretts, Bilder und Lieder auch zu den Vertretern des Dadaismus gezählt werden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde „mütterlicherseits geboren“ (Eigendefinition) und besuchte die Volksschule in St. Peter ob Judenburg. Anschließend absolvierte er die Handelsakademie in Judenburg mit positivem Abschluss 1987. Bis 1995 verrichtete Poier sehr unterschiedliche Arbeiten (laut eigenen Angaben: „Nachtwächter, Kellner, Tanzmusiker, Büroangestellter, Rußputzer, Empfangsdame, Türenverkäufer, Abflussreiniger …“). Daneben war er ein sehr erfolgreicher Langstreckenläufer und schaffte es bis ins Nationalteam.

1995 hatte Poier seinen ersten Kabarettauftritt beim Grazer Kabarettwettbewerb „Kleinkunstvogel“. Er erreichte den zweiten Platz. Im darauffolgenden August präsentierte er sein erstes Programm „Himmel, Arsch & Gartenzwerg“. Nachdem er es unzählige Male aufgeführt hatte, bekam Poier 1998 den Salzburger Stier.

Der Name des nächsten Programms (1999) lautete „Zen“. Für dieses Programm wurde Poier mehrfach ausgezeichnet. Bald darauf brachte er das Programm „Mitsubischi“ heraus.

Alf Poiers Programm „Kill Eulenspiegel“ (auch: „Kill Till“; vergl. Till Eulenspiegel, Kill Bill) hatte am 5. Oktober 2005 Premiere.

Im Februar 2005 kam Alf Poiers erstes Buch mit dem Titel „Mein K(r)ampf. Ein geistiges Sterbebuch“ (vergl. Mein Kampf) heraus.

Ab Herbst 2008 ist er in der Comedyserie „Alfs Welt” zu sehen.

Anfang September 2008 eröffnete er in Eggendorf (Tullnerfeld) sein Privatmuseum, die „Botschaft für Bewusstsein, Scheißdreck und Kunst”. Seitdem tritt er mit dem Programm: "Satsang" österreichweit auf.

Eurovision Song Contest

2003 vertrat Alf Poier Österreich beim Eurovision Song Contest. Mit seinem Titel „Weil der Mensch zählt“ erreichte er den 6. Platz, das beste Abschneiden für Österreich seit 1989. Sein Lied und seine Bühnenshow waren eine Parodie auf das Pop-Geschäft. Poier bekam von Island und Portugal jeweils 10 Punkte; das irische Televoting gewann er, wegen technischer Probleme musste Irland jedoch auf einen Jury-Entscheid zurückgreifen, in dem Poier keine Punkte erhielt.

Im Februar 2005 wollte er ein zweites Mal antreten, diesmal beim Eurovision Song Contest 2005 , doch in der österreich-internen Entscheidungs-Show wurde er mit dem Song „Good Old Europe is Dying“ mit 4 Punkten Abstand Zweiter. Allerdings wurde er dabei Opfer des Wertungssystems, das die Stimmen ungleich gewichtete: Der Veranstalter ORF ließ die Zuseher per Telefon und getrennt dazu per SMS abstimmen. Jedes Bundesland hatte gleich viele Punkte zu vergeben - obwohl Wien etwa die sechsfache Einwohnerzahl des Burgenlands hat. Die gesamte Stimmabgabe über SMS zählte zusammen nur so viel wie ein einzelnes „zehntes“ Bundesland. Diese ungleiche Gewichtung brachte Poier mit ca. 106.000 abgegebenen Stimmen auf Platz 2 hinter die Band Global Kryner, die zwar nur ca. 60.000 Stimmen erhielt, aber im Gegensatz zu Poier hauptsächlich von Festnetzanrufern aus Vorarlberg und dem Burgenland mit höherem Stimmgewicht unterstützt wurde.

Die ursprünglich geplante direkte Auswertung wurde erst wenige Tage vor der Abstimmung durch den beschriebenen indirekten Modus ersetzt; manche fassten dies als gezieltes Manöver zur „Verhinderung“ des künstlerisch sperrigen und dezidiert nicht folkloristischen Poier auf.

Alf Poiers Stellungnahme[1] dazu:

„Wer auf dieser Welt Gerechtigkeit fordert ist ein Idiot!
Wer auf dieser Welt Verständnis fordert ist geistesgestört!
Ich danke Euch allen im Namen der Wahrheit!
Alf Poier Platz 2 mit 106.000 Stimmen
Global Kryner Platz 1 mit 60.000 Stimmen

Euer geistesgestörter Idiot Alf POIER“

Auf Kritik stieß die Textpassage aus „Good Old Europe is Dying“: „… und weil sich Mohamed so gut vermehrte singt schon bald in Rom der Muezzin …“. Poier wurde „Islamfeindlichkeit“ und Rassismus vorgeworfen, unter anderem wurde er vom Moderator Martin Blumenau des öffentlich-rechtlichen Radiosenders FM4, der schon seit Poiers erster Song Contest-Teilnahme gegen ihn polemisierte, als Idiot bezeichnet, „der Österreich in eine Hetz-Debatte hineinzöge“. Poier zog aufgrund der Kritik die inkriminierte Textpassage zurück und ersetzte sie durch „buddhistisches Schweigen“.

2006 wurde Poier für einen Amadeus Austrian Music Award nominiert.

Botschaft für Bewusstsein, Scheißdreck und Kunst

Der Hof in Eggendorf im Tullnerfeld, den er im Sommer 2008 gemietet hat, ist wurde zur Botschaft für Bewusstsein, Scheißdreck und Kunst gewidmet. Am 8. September 2008 wurde die Botschaft eröffnet, um sogleich wieder geschlossen zu werden, es sind aber weitere Aktionen geplant. Auch in Poiers Kabarettprogramm Satsang vom Herbst 2008 geht es um seine Botschaft.

Die „Botschaft” ist eine dadaistisch inspirierte Mischung aus Museum, Fundus und Installation. Poier selbst sagt, es sei seine Bestimmung, „einen Platz zu schaffen, der der allen berechenbaren Strukturen widerspricht” und dessen Gesetze nicht einmal er selbst kenne. [2]

Ausgestellt sind neben Requisiten und Memorabilia seiner Kabarettprogramme auch zahlreiche Nonsense-Objekte, etwa ein „elektrischer Stuhl” (im Sinne von Exkrementen), ein „Faschingskarpfen” oder Objekte, die zwischen Kitsch, Spititualität und Erotik schillern, wie eine Madonna mit gespreizten Beinen.

Markenzeichen

Alf Poiers wohl bekanntestes Markenzeichen sind die zahlreichen Bilder, die er in seinen Programmen zeigt. Die komische Wirkung dieser Bilder ergibt sich wie auch beim sprachlichen Teil seiner Programme aus absurden, jede Logik verachtenden Widersprüchen (Beispiel: „Päpste beim Fachsimpeln“). Poier vermischt Worte und Bedeutungen zu absurden Konstruktionen und bringt damit die von vielen Menschen für so sicher und bestimmt erachtete Welt des begrifflichen Denkens gehörig durcheinander.

Poiers Programme sind auch von Musikeinlagen durchzogen, die ebenfalls aus den verschiedensten Stilrichtungen zusammengewürfelt sind. Er hat mehrere CDs mit Liedern veröffentlicht. Seine neueste CD „Lustige Lieder der Traurigkeit und Not“ ist Anfang März 2005 erschienen.

Auszeichnungen

Literatur

  • Alf Poier, Mein Krampf. Ein geistiges Sterbebuch, Genie&Wahnsinn 2005, ISBN 3-200-00286-7

Sonstige Veröffentlichungen

  • Himmel, Arsch & Gartenzwerg, CD, 1996
  • Zen, CD, 2001*
  • Alf singt die schönsten Lieder mit Band, CD, 2003.
  • Weil der Mensch Zählt, CD, 2003.
  • Reh-Port 2003, 2003
  • Lustige Lieder der Traurigkeit und Not, CD, 2005
  • Mitsubischi, DVD, 2003
  • Zen, DVD 2007
  • Kill Eulenspiegel, DVD, 2007
  • Mitsubischi DVD neu 2008

Einzelnachweis

  1. Stellungnahme auf alfpoier.at
  2. http://www.meinbezirk.at/Melk/bez_8/Alf-Poier/channel_1-9/chsid_4/uid_2230/id_13990

Weblinks



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