- Mittelhelladikum
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Das Mittelhelladikum (die mittlere Bronzezeit des griechischen Festlands), umfasst ungefähr den Zeitraum von ca. 2000 bis ca. 1600/1550 v. Chr. [1]. Über die Entwicklungen jener Epoche ist bisher vergleichsweise wenig bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ende des Frühhelladikums sind an vielen Orten in Griechenland Zerstörungen aufzufinden. Dies hatte man lange Zeit auf die Einwanderung von Indogermanen zurückverfolgt. Ob die Indogermanen tatsächlich schon im Frühhelladikum eingewandert sind, wird jedoch nach heutigem Forschungsstand bezweifelt, da die Zerstörungen nicht ganz Griechenland heimsuchten. Sicher auf jeden Fall ist, dass zu Beginn des Mittelhelladikums in mehreren Schüben[2] indogermanische Elemente in Griechenland einwandern, teils friedlich, teils kriegerisch. Sie sind Träger einer patriarchalen Zivilisation. Durch deren Vermischung mit der vorindogermanischen Bevölkerung Griechenlands bildet sich das Griechentum, dessen erste Hochkultur die mykenische Kultur des Späthelladikums ist. Eine besondere Neuerung bringen die Neuankömmlinge mit sich nach Griechenland: die Nutzung des Pferdes, welches von ihnen in großem Umfang verwendet wird. Schließlich beginnen sich die Indogermanen mit dem Meer auseinanderzusetzen. Sie betreiben vor allem mit den Kykladen Handel, wo sie zum ersten Mal in Kontakt mit den Kretern kommen.
Siedlungsstruktur
Die bisher bekannt gewordenen Siedlungen waren größtenteils befestigt und meist auf Anhöhen gelegen. Im Zentrum der Siedlung lag der Wohnsitz des Anführers. Gewöhnlich wurden Gebäude in rechteckiger Hausform, teilweise in Megaron-Form errichtet. Im Laufe der Zeit wurden viele der Plätze besetzt, bzw. auf den Siedlungsresten des Frühhelladikums neu besiedelt, die zum Teil in den folgenden Jahrhunderten große Bedeutung hatten: z. B. Mykene, Tiryns und die Insel Aigina. Unter den gut ausgegrabenen und deshalb bekannten Orten sind Malthi in Messenien (das antike Dorion) und Lerna (Schicht V) hervorzuheben. Andere Orte des Frühhelladikums wurden vorerst verödet liegen gelassen und erst im Späthelladikum wieder besiedelt. Die Siedlungsweise des Mittelhelladikums zeigt keine grundlegenden Unterschiede zu der des Frühhelladikums.
Kunst und Keramik
In dieser Epoche ist die Kunst noch wenig entwickelt, aber es setzt sich in vielen Regionen ein Typ feiner, auf der Drehscheibe gearbeiteter, polierter Keramik durch, die monochrom, meist grau, oft aber auch schwarz (vor allem in der Argolis), selten rot oder gelb gefärbt ist. Sie wurde bereits von Heinrich Schliemann als minysche Keramik bezeichnet - nach den sagenhaften Minyern, welche nach Homer die Bewohner von Orchomenos in Böotien waren. Entgegen früheren Meinungen ist die minysche Keramik offenbar nicht von Einwanderern zu Beginn des Mittelhelladikums in Griechenland eingeführt worden, denn es sind frühe Formen dieses Keramiktyps neuerdings in Fundzusammenhängen zu Tage getreten, die aus der späten Phase des Frühhelladikums (FH III) stammen (z. B. in Tiryns). Neben der minyschen Keramik gibt es noch die sog. "Matt-Painted" (matt bemalte)-Keramik, die nach heutigem Forschungsstand keinen Vorläufer im Frühhelladikum hat. Mit Ausnahme der Keramik fiel das Kunsthandwerk im Mittelhelladikum verglichen mit der Kunst des Frühhelladikums qualitativ ab.
Siehe auch
Literatur
- W. Schiering: Griechenland, II. Vorgeschichtliche Kulturen,[4] Mittlere Bronzezeit. In: Lexikon der alten Welt, Artemis-Verlag, Zürich-München 1990, Unveränderter Nachdruck der einbändigen Originalausgabe von 1965, ISBN 3-7608-1034-9, S. 1142-1143
- Eric H. Cline: The Oxford Handbook of the Bronze age Aegean (ca. 3000-1000 BC). Oxford University Press, Oxford 2010, ISBN 978-0-1953-6550-4
- H.G. Buchholz (Hrsg.), Ägäische Bronzezeit, 1987.
- Gianfranco Maddoli: Die minoisch-mykenische Kultur. In: SYBEX-Verlag GmbH (Hrsg.): Der Große Ploetz: die Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte. SYBEX-Verlag GmbH, Düsseldorf 2000, ISBN 3-8155-9484-7
Anmerkungen
- ↑ die angegebenen absoluten Daten richten sich nach der traditionellen Chronologie - das bedeutet ohne Berücksichtigung der Hochdatierung des Vulkanausbruchs auf Thera um rund ein Jahrhundert, die von einigen Forschern vertreten wird. Siehe dazu auch Minoische Kultur und Minoische Eruption
- ↑ Die Einwanderung erfolgte wahrscheinlich in zwei oder drei Schüben. Die Befürworter der Theorie von zwei Schüben gehen davon aus, dass die ersten Eindringlinge Ionier waren und um 1600 v. Chr. eingewandert waren. In einer zweiten Einwanderungswelle (um 1580 v. Chr.) kamen schließlich erst die Achaier (Mit "Achaiern" ist in diesem Fall nicht die Gesamtheit aller Griechen (wie sie bei Homer verwendet werden), sondern der einzelne Stamm gemeint.) und Aioler an. Andere Forscher meinen, dass bereits vor den Ioniern sog. Protogriechen (Vorgriechen), darunter auch die Thraker, eingewandert waren, und befürworten deshalb eine Theorie von drei Einwanderungswellen
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