Minysche Keramik

Minysche Keramik

Die Minysche Keramik (auch: minische Keramik) ist eine Keramikform des mittelbronzezeitlichen Griechenlands (ca. 2000-1600/1550 v. Chr.), das zu dieser Zeit in künstlerischer Hinsicht erst wenig entwickelt war. Eine weitere bedeutende Keramikgattung des Mittelhelladikums war die Mattbemalte Keramik.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit dem Eindringen indogermanischer Stämme, die zuerst wahrscheinlich Ionier, vielleicht auch Thraker waren, erst in einer zweiten Einwanderungswelle um 1580 v. Chr. Aioler und Achaier, entwickelte sich der neue Keramikstil und trat an die Stelle der Urfirniskeramik, die in der Bauernkultur des Frühhelladikums vorkam.[1] Allerdings bezweifeln heutige Forscher, dass das Aufkommen der Keramik mit dem Eindringen der indogermanischen Völker verbunden war, denn es sind frühe Formen dieses Keramiktyps neuerdings in Fundzusammenhängen zu Tage getreten, die aus der späten Phase des Frühhelladikums (FH III) stammen (z. B. in Tiryns). Zeitgleich mit der minyschen Keramik gab es die nach ihrem matten Glanz benannte mattbemalte Keramik, die nach heutigem Forschungsstand keine Vorläufer im Frühhelladikum hat. Im Späthelladikum wurde die minysche Keramik langsam von der mykenischen abgelöst, die hellgrundig mit dunklem Firnis ist. Die grauminysche Keramik kam noch im Späthelladikum vor, die etwas seltenere gelbminysche Keramik lebte in der aufstrebenden neuen mykenischen Keramik weiter.

Beschaffenheit und Untergruppen

Die Keramik zeichnet sich durch einen verfeinerten, auf der Töpferscheibe gedrehten, polierten Typ aus. Nach lokal bezogenem Vorkommen lässt die Gattung sich in weitere Untergruppen unterteilen, die sich in Farbigkeit, Oberflächenstruktur und Drehtechnik unterscheiden. Alle weisen jedoch einen minoischen und anatolischen Einfluss auf.

Grauminysche Keramik

Die häufigste vorkommende minysche Keramik ist grau und besitzt einen leicht seifig wirkenden Glanz auf der Oberfläche. Die hartgebrannte Gattung hatte ihr Zentrum in Mittelgriechenland. Die grauminyschen Gefäße sind meist dünnwandig und zeichen sich durch scharfe Profile aus.

Schwarzminysche Keramik

Neben der graumynischen Keramik war auch vor allem in der Peloponnes, besonders in der Argolis, eine schwarze Gattung in Gebrauch. Stücke dieser Keramikuntergruppe sind in Orchomenos, wo es die größten Vorkommen minyscher Keramik gibt, bis jetzt sehr selten zu Tage getreten.

Gelbminysche Keramik

Ferner gab es eine gelbe Keramik, die im Späthelladikum in der neuen, mykenischen Keramik weitergelebt haben soll.

Rot- und braunminysche Keramik

Es soll auch noch eine vierte und fünfte, rote und braune Untergruppe gegeben haben, die oft auch Bemalungen aufweisen.

Etymologie

Die Bezeichnung geht auf den deutschen Archäologen Heinrich Schliemann zurück, der die Keramikart nach den Minyern benannte, einem sagenhaften Volk, das nach Homer als erstes Volk Orchomenos in Böotien bewohnte. Obwohl die Keramik nichts mit den Minyern zu tun hat und auch nicht in Orchomenos entwickelt wurde, wurde der Name beibehalten, da in jener Stadt die meisten Fundstücke der Keramik gefunden wurden.

Literatur

  • Andreas Schachner: Untersuchungen zur chronologischen Stellung der grau-minyischen Keramik in Westanatolien unter Berücksichtigung der Schliemann-Sammlung im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte, in: Acta Praehistorica et Archaeologica 26-27, 1994-1995, S. 90-115
  • Andreas Schachner: Minysche Ware, in: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Bd. 8, 1997, S. 216-218
  • Florens Felten (Hg.), Walter Gauß (Hg.), Rudolfine Smetana (Hg.): Middle Helladic Pottery and Synchronisms, Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften 2007, ISBN 978-3700137832

Weblinks

Anmerkungen

  1. Mit "Achaiern" ist in diesem Fall nicht die Gesamtheit aller Griechen (wie sie bei Homer verwendet werden) gemeint, sondern der einzelne Stamm. Siehe dazu auch Achaier

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