Mittelplatoniker

Mittelplatoniker

Der Mittelplatonismus stellt eine Entwicklung des Platonismus dar und ist eine Vorstufe des Neuplatonismus. Meist wird der Platonismus im 1. / 2. Jahrhundert nach Christus so bezeichnet. Bekannte Vertreter sind: Plutarch von Chaironeia (nicht zu verwechseln mit dem Neuplatoniker Plutarch von Athen), Albinus, Alkinoos, Philo von Alexandria, Lucius Apuleius, Maximus von Tyros und Attikos. Die Bezeichnung Mittelplatonismus geht auf den Klassischen Philologen Karl Praechter zurück. Philosophiehistorisch ist der Mittelplatonismus vor allem als Vorbereitung des Neuplatonismus von Interesse.

Inhaltsverzeichnis

Quellenlage

Von den Werken der dem Mittelplatonismus zuzurechnenden Autoren sind mit Ausnahme von Plutarchs umfangreichem Oeuvre, einer Einführung in die platonische Philosophie von Albinos und einem "Handbuch" ('Didaskalikos') nur Fragmente überliefert. Als Verfasser des "Handbuchs" ist in den Handschriften Alkinoos genannt. Bis vor wenigen Jahren hielt man diesen Namen für eine Verschreibung für "Albinos", doch wird in jüngster Zeit wieder der überlieferte Name benutzt.

Die Vorgeschichte des Mittelplatonismus ist nicht einhellig geklärt. Die Mittelplatonisten selbst gehörten nicht der platonischen Akademie an, die im ersten Jahrhundert vor Christus aufgehört hatte zu existieren. Ob der letzte bekannte Vertreter der Akademie, Antiochos von Askalon (130 - ca. 68 v. Chr.), mit seiner Rückkehr zu einer inhaltlich bestimmten Philosophie - die er selbst als Rückkehr zu Platon aufgefasst haben wird - nach der zweihundertjährigen skeptischen Periode der jüngeren Akademie als Vorbereiter gelten darf (so Willy Theiler) oder nicht (so Heinrich Dörrie und die Mehrzahl der Forscher), ist umstritten.

Lehre

Der Mittelplatonismus wird durch die Inkorporation eines Wesens, genannt "das Eine" (griech.: τὸ ἕν), charakterisiert. Das Eine dient dazu, die Einheit in der Vielfalt des Seienden im Kosmos herzustellen. Die Idee der Seele als verschieden vom Körper kam im Mittelplatonismus (im Vergleich zur Stoa) wieder neu auf. Der Mittelplatonismus lieferte den Hintergrund für die frühen christlichen Apologeten des zweiten Jahrhunderts (Justin der Märtyrer, Tatian, Athenagoras, Clemens von Alexandrien). Die Lehre des Mittelplatonismus war durch die stoische Ethik, die aristotelische Logik und die neupythagoräische Metaphysik und -Religion beeinflusst. Wurzeln der Metaphysik finden sich bereits bei Xenokrates (Leiter der Akademie von 339-314 v. Chr.).

Wegen der vielen Quellen, die in den Mittelplatonismus eingeflossen sind, gibt es viele verschiedene Positionen, die unter den Begriff Mittelplatonismus fallen. Entsprechend schwierig ist es, gemeinsame Elemente zu finden. Die Mittelplatoniker gingen davon aus, dass es möglich sein sollte, die platonische und aristotelische Lehre zu verbinden. Die platonischen Ideen oder Formen werden zu Gedanken im göttlichen Verstand. Einige Mittelplatonisten werteten die Materie ab und sahen sie als Wurzel des Schlechten an. Andere sahen Das Böse als ein Resultat der Verkörperung der Ideen.

Die Mittelplatonisten priesen die absolute Transzendenz des höchsten Verstandes (Gott). Dieser stand zuoberst in einer Hierarchie. Das Universum ist durch die Weltseele animiert. Direkte Erkenntnis des transzendenten Verstandes ist unmöglich, allerdings kann man in dieser Welt eine Vorstellung davon durch Induktion aus der Erkenntnis des Erkennbaren erhalten.

Literatur

  • Robert M. Berchman: From Philo to Origen: Middle Platonism in Transition. Scholars Press (1985), ISBN 0-8913-0750-8
  • John Dillon: The Middle Platonists: 80 B.C. to A.D. 220. London: Duckworth, 1981. Pbk. ISBN 0-7156-1604-8, 2. A. Ithaca 1996
  • Heinrich Dörrie, Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike. Grundlagen - System - Entwicklung. Stuttgart, Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog, 1987-. (bislang 6 Bände)
  • Stephen Gersh: Middle Platonism and Neoplatonism: the Latin Tradition. Notre Dame, IN: University of Notre Dame Press, 1986. (= Publications in Medieval Studies 23.) ISBN 0-2680-1363-2
  • Wolfgang L. Gombocz: Die Philosophie der ausgehenden Antike und des frühen Mittelalters. München: C.H.Beck, 1997. (= Geschichte der Philosophie. Hrsg. von Wolfgang Röd; 4.) ISBN 3-406-31268-3
  • P. Merlan: From Platonism to Neoplatonism, The Hague: M. Nijhoff 1953

Weblinks


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