Mont-Cenis-Basistunnel

Mont-Cenis-Basistunnel

Der Mont-Cenis-Basistunnel (auch Basistunnel Lyon-Turin oder Mont-d’Ambin-Basistunnel) ist der zentrale Bestandteil des Projekts einer neuen Eisenbahnverbindung Lyon-Turin.

Für den internationalen Abschnitt wird häufig die Bezeichnung „(Eisenbahn-)Basistunnel Lyon-Turin“ verwendet. Daneben ist, angelehnt an den bestehenden Mont-Cenis-Eisenbahntunnel, die Bezeichnung „Mont-Cenis-Basistunnel“ gebräuchlich. Die Einzeltunnel tragen die Namen „Mont-d’Ambin-Basistunnel“ (westlich gelegen, 52 km lang) und „Bussoleno-Basistunnel“ (östlich, 12 km lang) und sollen nahe bei der italienischen Gemeinde Susa durch das „Venaus-Viadukt“ verbunden werden.

Inhaltsverzeichnis

Streckeneinbindung

Das Projekt, das den Eisenbahn-Transitverkehr in Ost-West-Richtung zwischen Frankreich und Italien beschleunigen soll, gehört zu der TEN-Eisenbahnachse Nr. 6 zwischen Lyon und Budapest und wird somit von der EU unterstützt.

Die Transalpine Eisenbahnverbindung Lyon-Turin setzt sich aus drei Abschnitten zusammen:

  • einem französischen Teil zwischen der Metropolregion Lyon und Saint-Jean-de-Maurienne,
  • einem italienischen Teil zwischen Bruzolo (bei Bussoleno) und dem Ballungsraum Turin,
  • einem gemeinsamen franko-italienischen Teil, bestehend aus zwei Tunneln, die durch ein Viadukt verbunden sind.

Der französische Teil fällt in die Zuständigkeit der französischen Eisenbahn-Netzbetreibergesellschaft RFF, den italienischen Teil verantwortet die italienische Netzgesellschaft RFI. Für den internationalen Abschnitt ist das 2001 gegründete Unternehmen Lyon-Turin Ferroviaire (LTF) zuständig, das nach französischem Recht als „société par actions simplifiée“, abgekürzt „SAS“ (vereinfachte Aktiengesellschaft), firmiert. An ihm sind die Netzgesellschaften Frankreichs (RFF) und Italiens (RFI) zu gleichen Teilen beteiligt.

Unter Alpetunnel GEIE firmierte eine Gesellschaft, die 1994 mit Vorstudien für den Basistunnel beauftragt worden war. Nachdem sich Frankreich und Italien durch einen Vertrag vom 29. Januar 2001 verpflichteten, den Basistunnel zu erstellen, wurde diese Gesellschaft zum Ende 2001 aufgelöst.

Mitte 2004 äußersten sich die Regierungen Italiens und Frankreichs im Rahmen eines Ministertreffens erstmals über die Finanzierung des Projekts. Demnach sollten die geschätzten Kosten von 12,5 Milliarden Euro größtenteils (je fünf Milliarden Euro) von beiden Ländern getragen werden; die EU sollte sich mit 2,6 Milliarden Euro beteiligen. Die Vertreter beiden Seiten unterzeichneten eine Absichtserklärung. Mit der Eröffnung des 52 km langen Tunnels wurde 2018 gerechnet.[1]

Anfang 2005 wurde der Auftrag für den Bau eines Erkundungsstollens ab der italienischen Ortschaft Venaus (bei Susa) vergeben. Die geplanten Kosten von 80 Millionen Euro sollten durch Frankreich, Italien und die Europäische Union finanziert werden. Die Erkundung sollte 2007 abgeschlossen werden. Drei weitere Erkundungsstollen waren auf französischer Seite zu dieser Zeit geplant.[2]

Kritik

Bereits in den 1990er Jahren entstanden auf französischer und italienischer Seite Initiativen von regionalen Politikern und Unternehmen, welche sich für die Projektziele engagierten und für die politische Unterstützung sorgten. Gegner des Projektes im italienischen Susatal, aber auch viele Umweltverbände wie z. B. Legambiente, die nicht nur dessen Nutzen in Zweifel ziehen, sondern auch immer wieder darauf hinweisen, dass die Tunnelarbeiten durch asbest- und uranhaltiges Gestein geführt werden sollen, gehen seit 2005 mit großen Demonstrationen an die Öffentlichkeit.[3][4]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meldung Mont-Cenis-Basistunnel. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2004, ISSN 1421-2811, S. 320.
  2. Meldung Erkundungstunnel am Mont-Cenis. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4/2005, ISSN 1421-2811, S. 184.
  3. Michael Braun: Tal probt den Aufstand. taz.de, 8. Dezember 2005, abgerufen am 31. Juli 2011.
  4. NoTav: momenti di tensione nella notte. Abgerufen am 31. Juli 2011 (italienisch)., auf youreporter.it

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