- Mor Lam
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Mor Lam (Thai หมอลำ) ist eine alte Liedform der Lao von Laos und Isaan. Mor bedeutet „Könner“ und Lam bedeutet „Musik“ oder „Gesang“. Andere Umschreibungen sind Maw Lam, Maw Lum, Mo Lam, Moh Lam und Mhor Lum. In Laos kennt man diese Musik als Lam Lao, also Lao-Musik.
Traditioneller Mor Lam ist der improvisierte Gesang zur Begleitung der Khaen, einer Mundorgel aus Bambus. Die moderne Spielart ist jedoch meist durchkomponiert und wird von elektrischen Musikinstrumenten begleitet. Musikalisch zeichnet sich der Mor Lam durch schnelle Tempi und Vortragsweise aus.
Neben dem üblichen Thema der unerwiderten Liebe schildert der Mor Lam die Widrigkeiten des Lebens im ländlichen Isaan und Laos aus einer ironisierenden Perspektive. In seinem Kernland sind Mor-Lam-Aufführungen oft wichtige Bestandteile von Festen und Zeremonien, während die Musik außerhalb seiner eigentlichen Heimat ebenfalls zu einiger Bekanntheit gekommen ist, was den Arbeitsmigranten zu verdanken ist, für die der Mor Lam ein wichtiges Bindeglied in die Heimat darstellt.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Einige Forscher vertreten die Ansicht, dass die Wurzeln des Mo Lam in schamanistischen Gesängen liegen. Das mag die Variante erklären, die Lam Phi Fah genannt wird, und die üblicherweise von älteren Frauen vorgetragen wird, die tanzend und singend die Geister anrufen.
Andere Spielarten entsprechen ganz dem zentralthailändischen Lam Tad, was den Schluss nahelegt, beim Lam handle es sich um ein formalisiertes Werberitual. Eine der beliebtesten Arten des Mo Lam, der Mor Lam Klon, ist ein stimmlicher „Kampf“ zwischen einem Mann und einer Frau, die im Wechsel einander neckende Lieder improvisieren.
Die neueste Version ist der Mor Lam Sing, der sich durch zotige Texte, provokante Präsentation und elektrische Instrumentalbegleitung auszeichnet.
Diese Musik hat sich weniger in Laos entwickelt als in Thailand, wo sie besonders dem zentralthailändischen Luk Thung und westlicher Popmusik ausgesetzt war. Dennoch wandelt sich auch in Laos die Musik unter dem Einfluss der Thai-Kultur.
Darbietung
Nachdem Siam im 18. und 19. Jahrhundert sein Einflussgebiet auf Laos ausgedehnt hatte, begann die Musik von Laos ihren Zug ins thailändische Kerngebiet. Selbst König Mongkuts Uparatcha (etwa: „Zweiter König“) Pinklao soll von ihr bezaubert worden sein. Nach seinem Tod im Jahre 1865 wurden öffentliche Aufführungen des Mor Lam verboten – unter Berufung auf seine Gefährlichkeit für die Kultur der Thai.
In der Folgezeit war der Mor Lam eine weitgehend regionale Angelegenheit, die sich auf Festivals in Isaan und Laos beschränkte. Als jedoch die Einwohner von Isaan begannen, auf der Suche nach Arbeit in andere Landstriche auszuwandern, wanderte ihre Musik mit ihnen. Und bereits 1946 fand im Ratchadamnoen Boxstadion in Bangkok eine Mor-Lam-Darbietung statt, die von Lautsprecherwagen angekündigt wurde. Als die Lao fern ihrer Heimat die vertrauten Klänge vernahmen, folgten sie den Lautsprecherwagen, so dass schließlich etwa 3000 Zuschauer die Aufführung verfolgten.
Dennoch war die Anzahl der Arbeiter aus Isaan relativ klein und Mor Lam blieb von der Außenwelt unbeachtet. Das änderte sich erst in den späten 1970er und frühen 1980er, als immer mehr Menschen Isaan verließen, um Arbeit zu suchen. Mor-Lam-Künstler erschienen nun im Fernsehen und das Genre gelangte zu nationaler Bekanntheit. Die Musik bleibt eine wichtige Verbindung zur Heimat für die Arbeitsmigranten in der Hauptstadt, denen Mor-Lam-Nachtclubs und Karaoke-Bars als Treffpunkte dienen.
Liveaufführungen sind oft Großveranstaltungen mit mehreren Sängern, einer Tänzertruppe und Comedians. Die Tänzer ( Hang Khreuang) tragen dabei nicht selten spektakuläre Kostüme, und für die Sänger ist es nichts besonderes, mehrmals im Laufe des Abends das Outfit zu wechseln.
Kleinere Aufführungen sind üblich im Rahmen von Tempelfesten und Zeremonien wie Hochzeiten oder Trauerfeiern.
Merkmale
Instrumente
Die traditionellen Instrumente des Mor Lam sind:
- die Khaen: eine Mundorgel aus Bambus mit etwa vierzehn Einzelpfeifen
- die Phin, eine meist 3-saitige Laute
- die Ching, ein kleines zimbelähnliches Instrument
- die Sor, ein Streichinstrument
- Panflöten und
- Trommeln
Die meisten kommerziellen Interpreten bedienen sich heutzutage zumindest einiger elektrischer Instrumente, meist eines Keyboards, das sich anhört wie eine Farfisa-Orgel aus den 1960ern. E-Gitarren sind ebenfalls üblich. Die Beliebtheit weiterer westlicher Instrumente wie des Saxophons und des Schlagzeugs nimmt zu.
Die Musik
Der Gesang ist stakkatoartig und umfasst einen großen Notenumfang: der Sänger wechselt sehr schnell zwischen einer Anzahl von Tonhöhen. Dazu kommen plötzliche Tempowechsel, so vom langsamen Intro zum Hauptteil eines Stückes. Fast jeder Mor-Lam-Titel ist mit folgender Bass-Sequenz unterlegt, die melodisch oder rhythmisch ausgeschmückt wird, z. B. durch Spielen von Achtelnoten statt Vierteln:
Die Ching spielen normalerweise einen synkopischen Rhythmus im Offbeat, um der Musik ihren charakteristisch schnellen Beat und scheppernden Sound zu verleihen.
Liedteile
Ein Mor-Lam-Titel ist in der Regel dreigeteilt, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen:
- Der Gern ist die langsame, gesungene Einleitung, die meist von der Khaen begleitet wird und oft die Worte O La Naw (=„Oh Schicksal“) enthält.
- Der Plaeng ist die gesungene Strophe.
- Der Lam ist der Rap-artige Refrain.
Inhalt
Die Texte sind meist in Lao oder der Sprache von Isaan, manchmal auch in einer Mischung aus Isaan und Thai verfasst. Wie in vieler „Unterhaltungsmusik“ ist die unerwiderte Liebe ein oft behandeltes Thema im Mor Lam. Es wird jedoch auch ein beträchtliches Maß an Humor aufgewendet, wie die Titel bekannter Stücke wie „Ich will einen ausländischen Ehemann“ oder „Jeans, die der Vergangenheit angehören“ verraten. Viele Lieder handeln von einem treuen Jungen oder Mädchen, das in Isaan bleibt, während sein(e) Geliebte(r) nach Bangkok geht und dort einen neuen, reichen Partner findet.
Aufnahmen
Immer weniger Mor-Lam-Sänger schreiben ihr Material selbst, was einige Interpreten dazu befähigt, mehrere Alben pro Jahr auf den Markt zu bringen. Bekannte Sänger veröffentlichen ihre Musik auf Musikkassette, CD und auf Video-CD. Die Alben heißen nach ihren Titelstücken oder werden oftmals einfach durchnummeriert.
Mor Lam Video-CDs können für Karaoke benutzt werden. Eine VCD-Veröffentlichung enthält normalerweise eine Musikvorführung und eine erzählerische Filmhandlung, welche gelegentlich zusammengeschnitten werden. Der Film bezieht sich in der Regel auf das Thema des Stückes. Gelegentlich spielt der Musikinterpret die Hauptrolle der Filmhandlung. Im Musikvideo wird die Musik unter Tanzeinlagen einer meist weiblich besetzten Tänzergruppe vorgetragen. Kostümwechsel, auch zwischen traditioneller Bekleidung und modern-westlichen Kostümen, sind Standard. Die Bluescreen-Technik wird häufig eingesetzt, um psychedelische Hintergrundeffekte zu erzeugen.
Laotische sind generell schlichter gehalten.
Zu den beliebtesten Mor-Lam-Künstlern gehören gegenwärtig Banyen Rakgan, Chalermphol Malaikham, Jintara Poonlarp und Siriporn Ampaipong. Eine Exotin im Geschäft ist die niederländischstämmige Sängerin Christy Gibson.
Richtungen des Mor Lam
Von den zahlreichen Spielarten des Mor Lam kann schon deshalb keine allgemeingültige Liste existieren, da sie sich nicht gegenseitig ausschließen, manche nur in bestimmten Gegenden gehört werden oder in verschiedenen Gegenden auch verschiedene Bezeichnungen tragen. Traditionelle Richtungen werden heutzutage weniger nachgefragt. Die folgende Liste ist ein Versuch, einen Überblick zu verschaffen:
- Lam Phi Fah – eine rituelle Form
- Mor Lam Klorn – ein stimmlicher „Kampf der Geschlechter“
- Mor Lam Sing – eine moderne, elektrisch begleitete Form
- Mor Lam Mu – Volksoper
- Mor Lam Soeng – für ein Tanzensemble
- Lam Phun – Vortrag von Legenden oder Jataka-Geschichten durch einen männlichen Interpreten
- Mor Lam Diao – Solovortrag
- Mor Lam Ku – ein Dialog zwischen einem Mann und einer Frau
- Mor Lam Ploen – ein feierlicher Vortrag durch eine Sängergruppe
- Lam Tang San – kurzer Titel
- Lam Tang Yao – langer, langsamer Titel
- Lam Kiu – wörtlich „Sichel-Lied“ (handelt vom Landleben)
- Lam Toei – eine mittelschnelle, werbende Form
- Lam Tangwai – eine langsame Variante
Eine andere Einteilung sieht folgendermaßen aus:
- Mor Lam Klorn
- Mor Lam Phuen / Mor Lam Ruang
- Mor Lam Krap
- Gewöhnlicher Mor Lam Klorn
- Mor Lam Chingchu
- Mor Lam Mu
- Mor Lam Man Tup Tao
- Mor Lam Pheun
- Gewöhnlicher Mor Lam Mu
- Mor Lam Phi Fa
Hörbeispiele
- Broughton, Simon (Hrsg.). World Music Volume 2. Rough Guides (2000).
- Chawiwan Damnoen. Mo Lam Singing of Northeast Thailand (CD). World Music Library (1991).
Weblinks
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