Motorboot

Motorboot
Offenes Motorboot
Motoryacht
Daimlers Boot Neckar von 1886 (Modell)

Ein Motorboot ist ein von einem oder mehreren Verbrennungsmotoren oder Elektromotoren angetriebenes Wasserfahrzeug. Es wird sowohl auf Binnen- als auch auf Küstengewässern eingesetzt. Beim Führen von Motorbooten ist in Deutschland zu beachten, dass bei einer Leistung an der Propellerwelle über 3,68 kW (5 PS) mindestens ein Sportbootführerschein erforderlich ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das erste Motorboot entstand 1886 mit einem nach dem Ottomotor-Prinzip arbeitendem Gasmotor nach dem Patent Nr. 39367 von Gottlieb Daimler. Im August 1886 fanden Probefahrten des Bootes mit Daimler und Wilhelm Maybach auf dem Neckar statt. Bereits Ende 1886 erfolgte die erste öffentliche Vorstellung eines Motorbootes auf dem Waldsee bei Cannstatt[1]. Daimler schenkte 1888 dem deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck ein derartiges Motorboot, das auf den Namen von Bismarcks Tochter Marie getauft wurde. Bismarck soll damit den Schlossteich in Friedrichsruh befahren haben. Die Familie von Bismarck schenkte es 1922 an Daimler-Benz zurück, heute ist es ein Exponat im Mercedes-Museum in Stuttgart-Bad Cannstatt.[2] 1898 entwickelte der Erfinder Herman F. L. Linden den Autonauten, vollkommen unabhängig davon Peter Beckmann das Roller-Boot, beide ausgestattet mit einem Antrieb, der einen Teil der kinetischen Energie der Orbitalbewegung des umgebenden Wassers in eine Vorwärtsbewegung umsetzte.[3] Bei den Olympischen Sommerspielen 1908 in London war Motorbootfahren olympische Disziplin.

Verwendung

Motorboote, die zu Freizeitzwecken eingesetzt werden und bewohnt werden können, werden Motoryachten genannt. Es gibt besonders stark motorisierte Motorboote, die zum Beispiel zum Ziehen von Wasserskifahrern oder zu sportlichen Offshore-Fahrten verwendet werden.

Eher selten sind Forschungsschiffe in Bootsgröße, z.B. die Mercator.

Im militärischen Bereich werden Motorboote als M-Boote (bei der Marine V-Boote für Verkehrsboot) bezeichnet. Einsatzzwecke der mit Lkw transportierten Boote sind:

  • Versetzen von Personal und Material auf Binnengewässern oder in Überschwemmungsgebieten
  • Rettung und Bergung von Personen
  • Manövrieren von Fähren und Schwimmbrücken oder Teilen davon (militärisches Pionierwesen)

Bootstypen

Je nach Baumerkmal oder Art der Motorisierung wird zwischen folgenden Motorboottypen unterschieden:

Konstruktionsprinzipien

Es gibt zwei grundlegende Konstruktionsprinzipien – Verdränger und Gleiter. Ein Verdränger verdrängt die Wassermenge, die gleich seinem eigenen Gewicht ist, und bewegt sich dadurch nach vorne. Ein Gleiter, meist ein leichteres Boot, ist durch seine Konstruktion fähig, die Bugwelle hinter sich zu lassen und dadurch weniger Wasser zu verdrängen, als seinem Gewicht entspricht. Dadurch verursacht ein Gleitboot auch einen geringeren Wellenschlag und „gleitet“ über dem Wasser.

Jedes Schiff hat eine rechnerisch zu ermittelnde Rumpfgeschwindigkeit, die sich aus der Länge der Wasserlinie ergibt. Die Formel lautet: Wurzel aus der Wasserlinienlänge in Metern × 4,5 = Geschwindigkeit in km/h.

Beide Konstruktionsformen haben Vor- und Nachteile. Ein Verdränger kann seine Höchstgeschwindigkeit (zugleich Rumpfgeschwindigkeit) mit einer relativ geringen Motorisierung erreichen und ist sparsamer im Verbrauch. Er läuft auch weicher als ein Gleitboot. Ein Gleitboot dagegen kann ein Mehrfaches seiner Rumpfgeschwindigkeit erreichen. Ein Gleiter hat allerdings den Nachteil, dass er bei rauem Wasser zu hart aufschlägt und dadurch eventuell gar nicht ausgefahren werden kann.

Als Faustformel gilt: Nur Boote unter 22 kg/kW (16 kg/PS) kommen ins Gleiten.

Als Mischform sind auch Halbgleiter bekannt. Diese Boote sind zum Gleiten ausgelegt, können aufgrund ihres Gewichts aber nur schwer in die Gleitfahrt kommen – meist liegen sie zwischen 22 und 41 kg/kW (16 bis 30 kg/PS). Da sich unter ihrem Boden noch ein merklicher Staudruck aufbaut, der das Boot etwas aus dem Wasser hebt und dadurch den Widerstand verkleinert, laufen sie etwas schneller als die Rumpfgeschwindigkeit.

Fast alle schnellen Motorkreuzer ab 9 Meter Länge aufwärts sind als Halbgleiter ausgelegt. Ab 18 Meter Länge werden die Boote überwiegend als Verdränger gebaut.

Bodenformen

Je nach Bootstyp wird eine der folgenden Rumpfformen bei der Konstruktion verwendet:

  • Tiefer V-Boden – charakteristisch durch eine bis zum Heck durchlaufende V-Form. Typisch für seetüchtige Kajütboote. Läuft weich im rauen Wasser, wegen der größeren Bodenfläche allerdings nur mit stärkerer Motorisierung ins Gleiten zu bringen.
  • Gemäßigter V-Boden – läuft bis zum Heck ziemlich flach aus und wird hauptsächlich für Außenborderboote verwendet. Kommt leicht ins Gleiten, läuft aber härter im rauen Wasser.
  • Rundspant-Boden – mit dieser Rumpfform kommt ein Boot nicht ins Gleiten, erreicht aber mit relativ schwacher Motorisierung seine Rumpf- bzw. Höchstgeschwindigkeit. Rundspant-Boden ist eine typische Bodenform aller Verdränger.

Siehe auch

Einzelnachweis

  1. Hans-Jürgen Reuß: Automobil und Motorschiff haben dieselben Wurzeln. In: Hansa, Heft 2/2011, S. 20–21, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2011, ISSN 0017-7504
  2. Motorboot Marie (1888) bei Traumarchiv.de
  3. Schult, Joachim: Aus der Jugendzeit des Motorbootes. Verlag Delius, Klasing + Co., Bielefeld, Berlin 1971, ISBN 3-7688-0129-2 (S. 44-45).

Literatur

SBF Binnen
  • Heinz Overschmidt, Ramon Gliewe: Sportbootführerschein Binnen – Motor. Delius-Klasing, Bielefeld 2004 (11. Auf.) ISBN 3-7688-0658-8 (Mit offiziellen Prüfungsfragen)

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Motorboot – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Motorboote – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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