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Als Mulchen (mnd. mul, „zerfallende Erde, Staub“; siehe Mull) wird in Gartenbau und Landwirtschaft das klein- oder großflächige Bedecken des Bodens mit unverrotteten organischen Materialien (Mulch) bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Bedeutung des Wortes Mulch
Das heutzutage gebrauchte Wort Mulch ist eine zeitgenössische Entlehnung (spätes 20. Jh.) aus dem Englischen (mulch "unverrottetes organisches Material").
Es gibt jedoch auch ein seit dem 16. Jh. belegtes Adjektiv mulsch, das in einigen oberdeutschen Dialekten "angefault, weich" bedeutet (auch in der Gestalt mölsch, molsch, melsch). Der Wortstamm ist auf die gleiche Wurzel wie mahlen und mild zurückzuführen (vgl. gr. malakos "weich", heth. malisku- "schwach, leicht, unbedeutend").
Die fachsprachliche Definition von Mulch ist "Bodenbedeckung zur Förderung der Gare".
Mulchen im Gartenbau
Im Gartenbau bezeichnet Mulchen eine spezielle Methode, die im Garten, in Parks und beim Obst- und Gemüsebau angewendet wird. Der offene Boden zwischen Gemüsepflanzen, Blumen, Sträuchern und Bäumen wird hierbei mit Rasenschnitt, Laub, Blattwerk, und ähnlichem bedeckt.
In Staudenbeeten und unter Sträuchern setzt man auch Rindenmulch aus zerkleinerter Rinde von Nadelbäumen, meist Fichten ein. Das Material sollte ausreichend lange, d. h. mindestens 3 Monate abgelagert sein, um sicher zu stellen, dass die phytotoxisch wirksamen Inhaltsstoffe der Rinde und des Baumharzes wie Gerbstoffe und Tannine bereits abgebaut wurden. Dabei ist es wichtig, vor dem Ausbringen der Mulchschicht eine Stickstoffausgleichsdüngung vorzunehmen. Diese Notwendigkeit beruht auf folgenden Vorgängen: während die Bodenorganismen die Rinde im Laufe der Zeit zu Humus abbauen, verbrauchen sie im Boden enthaltenen Stickstoff, einen der Hauptnährstoffe für Pflanzen. Sie bauen den Stickstoff in ihre Körpermasse ein, wo er den Pflanzenwurzeln nicht mehr zur Verfügung steht (=Stickstoffimmobilisierung). Damit die Pflanzen infolge dessen keinen Nährstoffmangel erleiden, muss der Stickstoff von außen zugeführt werden. Bewährt haben sich in Staudenpflanzungen Mengen von 50 bis 80 gr Hornspänen je Quadratmeter. Erst nach Verteilen dieses langsam und nachhaltig wirkenden, organischen Düngers wird die Rindenmulchdecke in einer Stärke von 5 bis 8 cm aufgebracht.
Der Mulch kann auch mit anorganischem Material wie Gesteinsmehl, Kies oder Schotter versetzt werden.
Bei Hitze werden damit die Wurzeln kühl gehalten, der Feuchtigkeitsverlust des Bodens vermindert und Unkrautwuchs gebremst. Bei starkem Regen wird durch die Mulchschicht die Verschlämmung des Bodens wie auch des Auswaschen, bei Wind Winderosion verhindert. Gleichzeitig wird die Mulchschicht nach und nach Kompostiert und der entstehende Humus wirkt als organischer Dünger: Regenwürmer und andere Kleinlebewesen bringen das Mulchmaterial in tiefere Bodenschichten ein und wandeln es in wertvolle Pflanzennahrung um. Nachteilig am Mulchen ist, dass durch die organischen Gartenabfälle auch Schneckenbefall begünstigt werden kann.
Mulchen ist eine wichtige Technik im Rahmen der Reihenmischkultur sowie der Permakultur.
In Gemüsekulturen und unter Topf- und Containerpflanzen verwendet man – im übertragenen Sinne der Abdeckung – Bioplastik und verschiedene Typen von Kunststofffolien zum Mulchen.
Mulchen in der Landwirtschaft
In der Landwirtschaft oder großflächiger Gartenkultur wie auch der Landschaftspflege bezeichnet Mulchen auch das Abmähen mit gleichzeitigem Zerkleinern des Mulchgutes. Dazu werden Sichel- oder Schlegelmulchgeräte verwendet, die es in verschiedener Ausführung zum Front-, Zwischenachs- und Heck-Anbau für Traktoren oder auch Einachsschlepper gibt.
Vorteil gegenüber dem Mähen ist, dass auch gröbere und verholzte Pflanzen damit abgeschlegelt und zerkleinert werden können. Das Mulchgut bleibt - möglichst fein zerteilt - auf der Fläche liegen und verrottet dort wesentlich schneller als langstieliges Mähgut. So ist das Mulchen in der Landschaftspflege ein Ersatz dort, wo Mahd oder Beweidung nicht möglich sind, z. B. weil der Bewuchs zur Futtergewinnung unbrauchbar ist, oder die Entsorgung des Mähguts zu teuer wäre. Das Mulchen ist also ein Teil der Brachlandwirtschaft.
Voraussetzung für den Erhalt von landwirtschaftlichen EU-Subventionen ist seit 2005, dass aus der Nutzung gefallene Acker- und Gründlandflächen vom Subventionsempfänger (landwirtschaftlicher Betrieb) durch Mulchen (bei Grünland auch Mähen mit Abräumen alle zwei Jahre) offen gehalten werden, also vor der Verbuschung geschützt werden. Das soll dafür sorgen, das derzeit nicht rentabel bestellbare landwirtschaftliche Nutzflächen nicht nur bewirtschaftbar bleiben, sondern auch in ihrer Bodenqualität verbessert werden.
In den Offenhaltungsversuchen des Landes Baden-Württemberg werden die Auswirkungen des Mulchens von Grünlandflächen auf verschiedenen Standorten als Landschaftspflegemaßnahme seit 1975 untersucht und mit der Entwicklung bei ungestörter Sukzession verglichen.[1]
Literatur
- Kurt Kretschmann, Rudolf Behm: Mulch total. OLV Organischer Landbau Verlag, März 2003, ISBN 3-922201-18-0
- Dettmer Grünefeld: Das Mulchbuch. pala-verlag, Januar 2008, ISBN 978-3-89566-218-8
Weblinks
- Mulchen in der Landschaftspflege, LEL Schwäbisch Gmünd (Infodienst der baden-württembergischen Landwirtschaftsverwaltung)
Einzelnachweise
- ↑ Offenhaltungsversuche des Landes Baden-Württemberg, LEL Schwäbisch Gmünd
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