Mutišov

Mutišov
Mutišov
Mutišov führt kein Wappen
Mutišov (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihočeský kraj
Bezirk: Jindřichův Hradec
Gemeinde: Slavonice
Geographische Lage: 49° 1′ N, 15° 23′ O49.01416666666715.375500Koordinaten: 49° 0′ 51″ N, 15° 22′ 30″ O
Höhe: 500 m n.m.
Einwohner: 66 (1. März 2001)
Postleitzahl: 378 81
Kfz-Kennzeichen: C
Verkehr
Straße: Slavonice - Cizkrajov
Bahnanschluss: Slavonice - Dačice

Mutišov (deutsch Muttischen) ist ein Ortsteil der Stadt Slavonice im Okres Jindřichův Hradec in Tschechien. Er liegt zwei Kilometer nordöstlich von Slavonice.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Mutišov befindet östlich der Javořická vrchovina in der Talmulde des Mutišovský potok. Östlich erhebt sich der Montserrat (562 m). Am östlichen Ortsrand verläuft die Eisenbahn von Slavonice nach Dačice.

Nachbarorte sind Dolní Bolíkov im Norden, Cizkrajov im Nordosten, Mutná im Osten, Chvaletín im Südosten, Slavonice im Südwesten, Kadolec und Stálkov im Westen sowie Vlastkovec und Nová Ves im Nordwesten.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahre 1365 unter dem Namen „Muthissowicz“. Für 1369 ist die Schreibweise „Mutoschowicz“ und für 1409 „Muttisow“ belegt.[1] Die Veste im Ort besteht seit dem Jahre 1386. Der Ort wurde im Jahre 1548 an die Herren Kraiger von Kraigk verkauft. Ab ist das Schicksal des Ortes eng mit Datschitz verknüpft. Die Matriken des Ortes werden seit dem Jahre 1790 in Sitzgras geführt. Im Jahre 1879 vernichtete ein Großbrand einen Teil der Ortschaft. Um das Jahr 1900 erhielt der Ort eine Haltestelle für die Anschlusslinie an die Franz-Josefs-Bahn.

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Friedensvertrag von Saint Germain 1919 erklärte den Ort zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Nach dem Münchner Abkommen 1938, das die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland regelte, rückten im Oktober deutsche Truppen im Ort ein, der bis 1945 zum Gau Niederdonau gehörte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8.Mai 1945) wurden die im Münchener Abkommen (1939) an Deutschland übertragenen Territorien, also auch der Ort Muttischen, im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Nahtlos wurde der Ort anschließend von tschechischen „Partisanen“ ( damalige Bezeichnung für die ortsfremden militanten Tschechen ) übernommen und alle Deutschmährer über die Grenze nach Österreich vertrieben. Laut Beneš-Dekret 108 vom 25.Oktober 1945 wurde das gesamte Vermögen der deutschen Bürger konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.

Wappen und Siegel

Die älteste Abbildung des Siegels von Muttischen stammt aus dem Jahre 1749 und zeigt innerhalb der Umschrift „SIGILL.DES.DORF.MVTISCHN“ ein abwärts gerichtetes Pflugeisen.[2]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 155 153 2 -
1890 145 143 2 -
1900 132 129 3
1910 141 141 -
1921 166 156 4 6
1930 163 154 2 7
1991 57
2001 66

[3][4]

Sehenswürdigkeiten

  • Die Kapelle des hl. Johannes des Täufers wurde 1904 an der Stelle einer früheren Holzkapelle errichtet
  • 2 Marterl
  • 4 Feldkreuze
  • Montserratkirche auf dem Montserrat

Persönlichkeiten

  • Thomas Zach (*1922), akademischer Maler, Grafiker und Kulturpreisträger

Brauchtum

Reiches Brauchtum bestimmte den Jahreslauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Geheiratet wurde vor allem zur Fasching- oder Herbstzeit. Traditionsgemäß wurde die Braut von ihren Eltern vor dem Elternhaus feierlich verabschiedet. Anschließend erfolgte der sogenannte Hochzeitsauszug. Voran der Brautführer mit der Braut, im Anschluss daran die Kranzljungfern mit dem Bräutigam, dem junge Paare folgten. Den Abschluss bildeten die ledigen Männer. Erfolgte die Feier im Nachbarort Sitzgras, wurde der Hochzeitszug bei der Rückkehr nach Muttischen zweimal von Menschenketten aufgehalten, ein Wegzoll musste verrichtet werden, bevor der Weg wieder freigegeben wurde.

Literatur

  • Bruno Kaukal: Wappen und Siegel, (1992), Muttischen S.153
  • Gerald Frodl, Walfried Blaschka: Neubistritz von A bis Z, (2008), S. 204
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, Muttischen S.327. 335, 339, 340, 342. ISBN 3-927498-27-0,

Weblinks

 Commons: Mutišov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. J.Tiray: Slavonicky okres, Brünn 1907, S.176,183
  2. Codex Diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band X, S.30
  3. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  4. http://www.czso.cz/csu/2009edicniplan.nsf/t/010028D080/$File/13810901.pdf

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