Mährlen

Mährlen
Johannes Mährlen (1803–1871)

Johannes Mährlen (* 14. September 1803 in Ulm; † 19. März 1871 in Stuttgart) war ein deutscher Ökonom und Historiker.

Mährlen wurde als ältester Sohn eines Feldmessers und späteren Baurats geboren. 1820 trat er in das Niedere Theologische Seminar in Urach ein. 1822 wechselte er an das Evangelische Stift Tübingen. In dieser Zeit entstanden Freundschaften unter anderem mit Wilhelm Waiblinger, Friedrich Theodor Vischer und Eduard Mörike. Mährlen zählte zeitlebens zu den engsten Freunden Mörikes, unterstützte diesen wiederholt in privaten wie beruflichen Fragen und nicht zuletzt auch finanziell. 1827 trat Mährlen eine Stelle als Vikar in Zell unter Aichelberg an, ließ sich aber nach dem Tod der Mutter noch im gleichen Jahr beurlauben, um zunächst einige Wochen Philosophie bei Schelling in München zu studieren, und dann eine Stelle als Korrektor bei Cotta in Augsburg anzutreten. 1830 übersiedelte er nach Stuttgart und arbeitete als Journalist, unter anderem für den Hochwächter, die erste demokratische Zeitung Stuttgarts.

1831 wurde Mährlen in Tübingen zum Doktor der Philosophie promoviert. Er erhielt 1832 einen Lehrauftrag an der Gewerbeschule Stuttgart für die Fächer Religion, Sprache, Geographie und Geschichte. Hinzu kam ein Lehrauftrag für Sprache und Rhetorik am Königlichen Dramatischen Institut. Ab 1833 betreute er außerdem als Redakteur und Herausgeber die Bände 2-20 des insgesamt 25-bändigen Werkes Geschichte unserer Tage (erschienen im Verlag Schweizerbarth). 1838 wurde Mährlen als Professor an die Polytechnische Hochschule Stuttgart (Vorläufer der Universität Stuttgart) berufen. Ab 1841 lehrte er dort als erster in Württemberg das Fach Nationalökonomie. 1839 heiratete er die aus einer angesehenen Stuttgarter Familie stammende Elise Conradi (1816-1871), Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns. Ihr Onkel August Willibald Feuerlein war der erste Oberbürgermeister Stuttgarts. In der Ehe wurden drei Kinder geboren.

1842 reiste Johannes Mährlen als Berater des württembergischen Königs Wilhelms I. in Fragen des Eisenbahnbaues nach England und Belgien. Im gleichen Jahr publizierte er das Buch Die Bedeutung der Eisenbahnen für den deutschen Zollverein, mit besonderer Rücksicht auf Württemberg. Unter anderem setzte er sich für die (dann auch realisierte) Trassenführung von Stuttgart über die Schwäbische Alb nach Ulm ein. 1847 gab Mährlen seine Lehrtätigkeiten auf und betätigte sich einige Jahre als Bergbaudirektor in Schapbach. Ab 1854 lehrte er jedoch erneut am Polytechnikum in Stuttgart und übernahm 1855 den Lehrstuhl für Nationalökonomie und Gewerbestatistik. Im gleichen Jahr wurde er Geschäftsführender Sekretär der neugegründeten Stuttgarter Handels- und Gewerbekammer.

1860 trat Mährlen in das Statistisch-Topographische Institut ein, wurde Mitverfasser der Statistischen Jahrbücher und legte wesentliche Grundlagen zur einheitlichen Erhebung von Wirtschaftsdaten. In den folgenden Jahren veröffentlichte er eine Reihe von Schriften und Berichten zu wirtschaftlichen und sozialreformerischen Themen. 1866 war er Mitbegründer des Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen (heute Bau- und Wohnungsverein Stuttgart). 1867 verlieh im der württembergische König Karl das Ritterkreuz nebst Friedrichs-Orden für seine Verdienste beim Aufbau der Universität Stuttgart. Der 1871 verstorbene Johannes Mährlen wurde auf dem Stuttgarter Hoppenlaufriedhof beigesetzt.

Literatur

  • Peter Huber: Visionär in Zeiten des Umbruchs, Hohenheim Verlag, Stuttgart – Leipzig, 2008. ISBN 978-3-89850-161-3

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