Møller-Streuung

Møller-Streuung
Feynmandiagramme
t-Kanal
Moller-t-channel.png
u-Kanal
Moller-u-channel 1.png

Als Møller-Streuung bezeichnet man die Streuung zweier Elektronen aneinander. Mit Ausnahme von sehr hochenergetischen Kollisionen, wie sie z.B. in modernen Teilchenbeschleunigern künstlich erzeugt werden, kann die Wechselwirkung zwischen den Elektronen als rein elektromagnetisch angenommen werden. Unter dieser auch der Originalpublikation von Christian Møller zugrundeliegenden Annahme, kann die Streuung mit der Quantenelektrodynamik (QED) beschrieben werden. Bei höheren Energien treten messbare Korrekturen durch andere Wechselwirkungen, dem Austausch von Z-Bosonen im Standardmodell der Elementarteilchenphysik (SM) oder anderen Austauschteilchen in exotischen Physikmodellen („Physik jenseits des Standardmodells“) auf.

Inhaltsverzeichnis

Quantenelektrodynamik

Die einzige in der Quantenelektrodynamik vorhandere Wechselwirkung ist die elektromagnetische Wechselwirkung. In der Sprechweise der quantenfeldtheoretischen Störungstheorie geschieht der Impulsaustausch zwischen den beteiligten Elektronen über den Austausch virtueller Photonen.

Die einfallenden Elektronen tragen vor dem Stoß die Impulse p1 und p2. Nach dem Stoß existieren zwei Elektronen mit den Impulsen p3 und p4. In erster Näherung der Störungstheorie existieren zwei Feynmandiagramme, die den Prozess beschreiben (siehe Abbildung rechts). Die beiden Diagramme, nach den im Nenner des jeweiligen mathematischen Ausdrucks auftretenden Mandelstamvariablen t-Kanal und u-Kanal genannt, unterscheiden sich nur durch den Zusammenhang der Impulse. Anschaulich kann man sich dies so vorstellen, dass das auslaufende Elektron mit Impuls p3 vor der Streuung den Impuls p1 oder den Impuls p2 gehabt haben kann, und daher beide Möglichkeiten zur Streuwahrscheinlichkeit (dem Wirkungsquerschnitt) beitragen.

Im Schwerpunktsystem ergibt sich im relativistischen Grenzfall, also wenn die Energien der Elektronen deutlich grösser als 512 keV sind, der differentielle Wirkungsquerschnitt[1]

 \frac{d \sigma}{d\Omega} = \frac{\alpha^2}{8E^2} \left[ \frac{1+\cos^4 (\theta/2)}{ \sin^4 (\theta/2)} + \frac{2}{ \sin^2(\theta/2)\cos^2(\theta/2)}+\frac{1+\sin^4(\theta/2)}{\cos^4(\theta/2)} \right],

wobei E die Energie eines Elektrons, α die Kopplungskonstante der QED, und θ der Streuwinkel ist.

Weitere Wechselwirkungen

Selbst in erster Näherung (Baumgraphennäherung) muss der Impulsaustausch der Elektronen nicht zwangsläufig über ein intermediäres Photon geschehen. Beispielsweise erlaubt das Standardmodell der Teilchenphysik auch einen Impulsaustausch über ein intermediäres Z-Boson. Die entsprechenden Feynman-Diagramme gleichen den Diagrammen aus der Elektrodynamik, wobei die innere Linie nun ein Z-Boson ist. Die zugehörigen Terme unterscheiden sich jedoch in zwei wichtigen Punkten:

  • Der Beitrag des intermediären Teilchens zur Streuwahrscheinlichkeit hängt von dessen Masse ab. Insbesondere ist der Beitrag von ausgetauschten Z-Bosonen für Schwerpunktsenergien deutlich unterhalb 91 GeV/c², der Masse eines Z-Bosons, vernachlässigbar gegenüber dem Beitrag durch Elektronenaustausch. Bei entsprechend hohen Energien, wie sie beispielsweise in Teilchenbeschleunigern erzeugt werden können, ist der Beitrag des Z-Bosons jedoch messbar.
  • Im Gegensatz zum Photonenaustausch ist der Austausch eines Z-Bosons sensitiv auf die Polarisation der Elektronen. Dies führt zu einer messbaren Abhängigkeit des Gesamtwirkungsquerschnitts von der Elektronpolarisation.[2]

Neben dem Beitrag durch den Austausch von Z-Bosonen sind auf Baumgraphenniveau auch weitere Beträge durch bisher unbekannte Elementarteilchen denkbar. Da solche Beiträge bisher nicht gemessen wurden, müssen diese Teilchen entweder eine geringe Wechselwirkung mit den Elektronen haben, wie z.B. ein mögliches Graviton, oder eine hohe Ruhemasse besitzen, so dass ihre Beiträge für Schwerpunktsenergieen unterhalb dieser Masse stark unterdrückt sind.

Literatur

Quellen und Referenzen

  1. James Bjorken, Sidney Drell: Relativistische Quantenmechanik („Relativistic quantum mechanics“). Akademischer Verlag Spektrum, Heidelberg 1998, ISBN 3-86025-595-9.
  2. Imran Younus: First results from E158 Measurimng Parity Violation in Moller Scattering. In: Adam Para (Hrsg.): Neutrino factories and superbeams. 5th Internatational Workshop on Neutrino Factories and Superbeams, New York 5–11. June 2003 (AIP Conference proceedings; 721). American Institute of Physics, New York 2004, ISBN 0-7354-0201-9, S. 367–370, doi:10.1063/1.1818436

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Möller-Streuung — Die Møller Streuung ist eine Elementarteilchenwechselwirkung. Als Møller Streuung bezeichnet man die Wechselwirkung zweier nichtunterscheidbarer Elektronen in der Betrachtungsweise der Quantenelektrodynamik. Man betrachtet die Streuung eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Møller — ist der Familienname folgender Personen: Arnold Peter Møller (1876–1965), dänischer Schiffsreeder Christian Møller (1904 1980), dänischer Physiker Claus Michael Møller (* 1968), dänischer Radrennfahrer Erik Møller (1898–1988), dänischer Architekt …   Deutsch Wikipedia

  • Moeller-Streuung — Die Møller Streuung ist eine Elementarteilchenwechselwirkung. Als Møller Streuung bezeichnet man die Wechselwirkung zweier nichtunterscheidbarer Elektronen in der Betrachtungsweise der Quantenelektrodynamik. Man betrachtet die Streuung eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Christian Møller — Christian Møller, 1963 in Kopenhagen Christian Møller (* 22. Dezember 1904 in Hunslev, Alsen; † 14. Januar 1980 in Ordrup bei Kopenhagen) war ein dänischer Physiker. In …   Deutsch Wikipedia

  • Feynman-Graph — Feynman Diagramm eines Beitrags zur Elektron Elektron Streuung durch Austausch eines virtuellen Photons (Zeitachse von unten nach oben) …   Deutsch Wikipedia

  • Feynmandiagramm — Feynman Diagramm eines Beitrags zur Elektron Elektron Streuung durch Austausch eines virtuellen Photons (Zeitachse von unten nach oben) …   Deutsch Wikipedia

  • Feynman-Diagramm — eines Beitrags zur Elektron Elektron Streuung durch Austausch eines virtuellen Photons (Zeitachse von unten nach oben). Man kann das Bild auch „festkörper physikalisch“ als Austausch eines Phonons zwischen zwei einlaufenden und zwei auslaufenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Homi Jehangir Bhabha — (* 30. Oktober 1909 in Bombay; † 24. Januar 1966 am Glacier des Bossons bei Chamonix) war ein indischer Physiker parsischer Abstammung. Sein Arbeitsschwerpunkt war die Elementarteilchenphysik. 1955 leitete er als …   Deutsch Wikipedia

  • PET-CT — Die Positronen Emissions Tomographie (von altgr. τομή, tome, „Schnitt“ und γράφειν, graphein, „schreiben“), Abkürzung PET, ist ein bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin, das Schnittbilder von lebenden Organismen erzeugt, indem es die… …   Deutsch Wikipedia

  • PET-Scan — Die Positronen Emissions Tomographie (von altgr. τομή, tome, „Schnitt“ und γράφειν, graphein, „schreiben“), Abkürzung PET, ist ein bildgebendes Verfahren der Nuklearmedizin, das Schnittbilder von lebenden Organismen erzeugt, indem es die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”