Münchner Senioren-Convent

Münchner Senioren-Convent

Ein Senioren-Convent (SC) ist an Universitäten und Hochschulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die örtliche Vereinigung der studentischen Corps.

Der Ausdruck Senioren-Convent bezeichnet eigentlich das Gremium, das sich aus den höchsten Repräsentanten der einzelnen Corps, den Senioren oder Erstchargierten, zusammensetzt, oder das semesterwöchentliche Treffen dieses Gremiums.

Farben Göttinger Studentenmützen des Göttinger SC 1827
Farbentafel des Göttinger SC 1881

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Senioren-Convente wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts an deutschen Universitäten zu dem Zwecke gebildet, einen SC-Comment aufzustellen, der das Leben der Studenten an der Universität und in der Öffentlichkeit regeln sollte. Da damals in akademischen Kreisen sehr raue Sitten herrschten, sollte ein Regelwerk zur Mäßigung der Umgangsformen geschaffen werden.

Von jeher lag großes Augenmerk auf den Regelungen, wie bei Streitigkeiten und Ehrenhändeln, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch teilweise sehr formlos mit der Waffe ausgetragen wurden, zu verfahren sei. Der SC-Comment sollte regellose Duelle verbieten und gab präzise Anweisungen für die Umsetzung.

Die örtlichen SC beanspruchten damals das Alleinvertretungsrecht der Studenten an einer Universität. Sie bildeten eine Frühform der heute üblichen studentischen Gremien.

Durch die Bildung der ersten Burschenschaft im Jahre 1815 und Entstehung neuer Arten von Studentenverbindungen ab ungefähr 1840 verloren die SC ihren Alleinvertretungsanspruch. Sie beschränkten sich in der Folgezeit auf die Regelung interner corpsstudentischer Fragen.

Als im 19. Jahrhundert studentische Gepflogenheit stark in die Gesellschaft ausstrahlte, wurde die Bezeichnung auch für öffentliche Gremien verwandt[1][2]

Stellung der SC

Die Stellung der Senioren-Convente in Dachverband ist im KSCV und im WSC sehr unterschiedlich geregelt. Der KSCV ist bereits ausweislich seines Namens ein Senioren-Convents-Verband, damit ist er ein Zusammenschluss der einzelnen (Glied-)SC, die auf dem Kösener Congress allein stimmberechtigt sind, folglich auch einen relativ großen Einfluss auf den Dachverband ausüben und fast alle wesentlichen Befugnisse des Dachverbandes gegenüber den einzelnen Corps direkt wahrnehmen. Der WSC hingegen ist ein Zusammenschluss der einzelnen Corps, die direkte Mitglieder des Verbandes sind, mit einer relativ schwachen Stellung der Senioren-Convente.

Baltische Traditionen

Bei den baltischen Verbindungen in Dorpat und Riga, die sich an den Gepflogenheiten der deutschen Corps orientierten, hieß der Senioren-Convent Chargierten-Convent (abgekürzt Ch!-C!).

Münchner SC

Die Corps sind grundsätzlich nach Dachverbänden getrennt in den Senioren-Conventen zusammengeschlossen, was dazu führen kann, dass zwei SC an einem Ort bestehen (wie in Berlin) oder dass zwar ein Kösener SC besteht, aber ein vor Ort ansässiges Weinheimer Corps einem benachbarten Weinheimer SC angehört. Einzige Ausnahme ist hier der Münchner SC, in dem seit Ende des Zweiten Weltkriegs mit 11 Kösener, 7 Weinheimer, einem verbandsfreien sowie fünf angegliederten auswärtigen alle Corps vor Ort in einem gemeinsamen SC vereinigt sind.[3] Der Münchner SC ist damit der größte deutsche oder österreichische Senioren-Convent und außerdem, neben dem Wiener Cartellverband, der wohl größte örtliche Zusammenschluss von Studentenverbindungen überhaupt.

Quellen

  1. Seniorenkonvent. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 14, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 866.
  2. Artikel Hans Erlwein. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. März 2007, 18:49 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hans_Erlwein&oldid=28673733 (Abgerufen: 20. März 2007, 18:52 UTC)
  3. Webseite des Münchner SC

Siehe auch:

Comment, Liste verbindungsstudentischer Begriffe

Weblinks


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