Kösener Corps

Kösener Corps
Gründung: 15. Juli 1848 in Jena
Prinzipien: farbentragend, pflichtschlagend
Mitgliedsverbindungen (2008): 101
Verbandsorgan: CORPS - Das Magazin (viermal jährlich)
Geschäftsstelle: VAC-Büro Bad Kösen, Parkstraße 4-6, 06628 Bad Kösen
Website: http://www.die-corps.de

Der Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) ist seit 1848 der Dachverband der ältesten studentischen Verbindungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In ihm sind die Corps der älteren Universitäten im deutschsprachigen Raum zusammengefasst. Die Kösener Corps tragen Farben (Couleur) und pflegen die Tradition des studentischen Fechtens mit scharfen Waffen, die Mensur. Die Mitglieder des Dachverbandes haben das sog. Toleranzprinzip, d. h. die einzelnen Corps sind unpolitisch und offen für Studenten aller Konfessionenen und Nationalitäten.

Im Jahre 2008 sind 101 aktive Corps an 40 Hochschulorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz Mitglied im KSCV. Mehr als 2.000 Studenten und rund 14.000 berufstätige Akademiker bezeichnen sich als „Kösener Corpsstudenten“.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Während des 18. Jahrhunderts dominierten an den deutschen Universitäten sogenannte Landsmannschaften, in denen sich die Studenten nach ihrem Herkunftsland zusammenschlossen. Der Zusammenhalt war oberflächlich, man betrachtete sich als ein Schutzbündnis fern der Heimat und trennte sich nach Verlassen der Universität wieder. Um die Mitte des Jahrhunderts bildeten sich innerhalb der Landsmannschaften und teils neben ihnen die geheim organisierten Studentenorden, die freimaurerische Ziele verfolgten, teils aber auch in der Tradition der literarisch-philosophischen „Orden“ ihrer Zeit standen. Ihr Zusammenhalt war verbindlicher, sie entwickelten die ersten „geheimen“ Identitätssymbole, die teilweise auch heute noch von den Studentenverbindungen gepflegt werden, und strebten einen Zusammenhalt für das ganze Leben an.

Sie kümmerten sich aber nicht um studentische Belange, zum Beispiel um die Verbesserung des Umgangstons und der Sitten an den Universitäten, denn damals ging es hier sehr rau zu. Streitigkeiten wurden durchaus an Ort und Stelle mit der Waffe ausgetragen (rencontre frz. „Zusammentreffen, Gefecht“), die zivilisierte Verfeinerung des Duells war zwar schon bekannt, wurde aber selten eingehalten.

So bildeten sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts erste Gruppierungen, teils unter dem Namen Kränzchen, teils unter der alten Bezeichnung „Landsmannschaft“, die „geschriebene Gesetze“ forderten. So wie damals von den Herrschenden in Deutschland Verfassungen zur Eindämmung der Fürstenwillkür verlangt wurden, wollten die Studenten im Kleinen an der Hochschule anfangen und den bisher nur mündlich überlieferten und widersprüchlich interpretierten Comment in ausformulierte „Gesetze“ fassen und für alle Studenten als verbindlich erklären.

Diese Gruppierungen schlossen sich zu Senioren-Conventen (SC) zusammen und erließen SC-Comments, die als „Gesetze“ der Studenten an der Universität fungierten. Der Alleinvertretungsanspruch galt als berechtigt, denn alle landsmannschaftlichen Gruppierungen waren im SC beteiligt. Diese Entwicklung betrachten die Corps, besonders die Kösener Corps, als ihre Geburtsstunde.

Kösener Notgeld von 1921 mit corpsstudentischen Motiven

Einige studentische Kreise kamen aber bald auf die Idee, die landsmannschaftlichen Gruppierungen aufzulösen und eine allgemeine, quasi gesamtdeutsche Burschenschaft (=Studentenschaft) an jeder Universität zu gründen, was natürlich sofort zu Konflikten mit dem jeweiligen SC führte. In der Auseinandersetzung mit der Burschenschaft bildete sich in den folgenden Jahrzehnten die Identität der Corps und ihr Selbstbewusstsein. Auch der Name „Corps“ vereinheitlichte sich. Es kam das Bedürfnis auf, das „Corpsstudententum“, das nun nicht mehr identisch war mit der „Studentenschaft“, zu definieren.

(Als Ausfluss dieses Abgrenzungsprozesses gegenüber den neu aufkommenden Verbindungsformen gilt im KSCV auch heute noch intern noch das Senioritätsprinzip. Dieses bedeutet beispielsweise, das die Angehörigen einer jüngeren Verbindung der älteren gegenüber nach dem Comment grußpflichtig sind. Insofern kam es vor dem 1. Weltkrieg und danach in diesem Verband zu einer ausgeprägten Erforschung der eigenen Geschichte der jeweiligen Corps mit dem Ziel der Rückdatierung des jeweiligen Stiftungstages. Dies hat dazu geführt, das die Corps des KSCV neben einer durchgängigen Dokumentation ihres Mitgliederbestandes in Form von Listen auf Verbands- und Corpsebene auch über eine tiefgehende eigene Geschichtsschreibung, meist in Form einer gedruckten Corpsgeschichte, verfügen.)

Erste universitätsübergreifende Kontakte wurden geknüpft. Vorreiter waren hier die SCs von Jena, Leipzig und Halle, deren Studenten sich oft auf der als Ausflugsziel beliebten Rudelsburg trafen. Sie gründeten bereits im Jahre 1821 einen Allgemeinen Senioren-Convent (ASC), der an wechselnden Orten (Halle, Köstritz, Camberg etc.) im Geheimen zusammentrat. Die Treffen dauerten bis 1842, obwohl Halle ab 1838 nicht mehr dabei war.

Gründung des Verbandes

Die Rudelsburg bei Bad Kösen

Beschleunigt durch den „Progress“, eine studentische Reformbewegung, die die alten Traditionen in Frage stellte, und die Gründung weiterer Formen von studentischen Zusammenschlüssen, wurde das Bedürfnis nach einem deutschlandweiten Austausch über die Werte des „Corpsstudententums“ dringender. Es sollte vor allem diskutiert und definiert werden, was ein Corps im Vergleich zu allen anderen, neu entstandenen Verbindungsarten auszeichnete. Hintergrund dürfte im Revolutionsjahr 1848 auch gewesen sein, dass die Corps einen Monat zuvor bei dem Zweiten Wartburgfest sich einer linken Mehrheit ausgesetzt sehen mussten, so dass das Verständnis für die Notwendigkeit einer gemeinsamen Interessenwahrnehmung geschärft war.

So trafen sich am 15. Juli 1848 auf Veranlassung von Friedrich von Klinggräff,[1] Senior der Vandalia Heidelberg, elf deutsche SC zu einem gemeinsamen Congress in Jena. Dieses Treffen gilt als die Gründung des Kösener Senioren-Convents-Verbands (KSCV). Bald darauf wurde Bad Kösen an der Saale (heute im Bundesland Sachsen-Anhalt) mit der Rudelsburg zum Tagungsort gewählt. Regelmäßige jährliche Treffen fanden ab 1855 statt.

Im Burghof der Rudelsburg um 1880, im Vordergrund, mit Bierkrug in der Hand, der erste und legendäre Rudelsburgwirt Gottlieb „Samiel“ Wagner

Einen erheblichen Zuwachs an Mitgliedscorps erfuhr der Verband nach dem Ersten Weltkrieg durch die Aufnahme von Corps in Österreich und der Tschechoslowakei (Wien, Graz, Innsbruck, Leoben, Brünn und Prag), sowie an der Forstakademie in Tharandt. Ebenso wurden die nach Hamburg übergesiedelten Corps des SC der früheren Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militäräztliche Bildungswesen in Berlin aufgenommen.

Bis zu seiner Zwangsauflösung im Jahre 1935 umfasste der KSCV vor allem die Corps in Deutschland und Österreich. Aus der Schweiz hatten alle früheren Corps, Alamannia Basel, Rhenania Bern, Helvetia (sog. Grün-Helvetia) Zürich im KSCV schon früher suspendiert, zuletzt (1932) das Corps Tigurinia in Zürich, das 1927 noch nach Köln verlegt worden war.

Von der Rekonstitution bis heute

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden die Kösener Corps an den Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich neu. Die Corps an den Universitäten auf dem Gebiet der DDR, der deutschen Ostgebiete (Königsberg, Breslau) und in Böhmen/Mähren (Prag, Brünn) verlegten ihren Standort an Universitäten in der Bundesrepublik beziehungsweise in Österreich, wobei viele mit befreundeten Corps im Westen fusionierten. Unter anderem im Zuge dieser „Westwanderung“ wurden auch neue Universitäten (zeitweilig oder bis heute) zu Corpsstandorten, wie Saarbrücken, Regensburg, Augsburg, Trier, Düsseldorf, Bochum, Mainz, Konstanz, Passau und Ulm in Deutschland sowie Salzburg und Linz in Österreich. Die Corps in Czernowitz sind nicht wieder entstanden, allerdings war ihr Antrag von 1926, in den KSCV aufgenommen zu werden, abgelehnt worden.

Die Rekonstitution des Verbandes wurde durch eine Interessengemeinschaft in die Wege geleitet, die die Auflösung des Verbandes 1935 für nichtig erklärte. Der Tagungsort des ordentlichen Kösener Congresses (oKC) in Bad Kösen wurde während der Zeit der deutschen Teilung von 1951 bis 1994 in den Westen, zunächst nach Bad Godesberg und Weinheim, ab 1954 ständig nach Würzburg (mit der Festung Marienberg) verlegt.

Eine Krise erlebte der KSCV im Zuge der Veränderungen nach 1968 im Zusammenhang mit der Pflichtmensur. Nachdem zehn Jahre zuvor das Corps Palatia Bonn aufgrund entsprechender Erwägungen aus dem Verband ausgeschlossen worden war, wurde nun wie in allen mensurschlagenden studentischen Verbänden auch im KSCV diskutiert, ob man das Mensurfechten aufgeben solle. Führend waren in der Debatte Corps des grünen, blauen und weißen Kreises. Schließlich traten vier Corps des grünen Kreises im Jahre 1971 wegen der Fechtfrage aus dem Verband aus. Dies waren die Corps Bremensia Göttingen, Vandalo-Guestphalia Heidelberg, Suevia Tübingen und Rhenania Straßburg zu Marburg. Die drei erstgenannten bilden heute das sog. „urgrüne Kartell“. Auch das Corps Marchia Bochum gab das Fechten auf und verließ den KSCV.

Bald nach der deutschen Wiedervereinigung verlegten viele Corps ihren Sitz wieder an ihren ursprünglichen Universitätsort im Osten Deutschlands, zum Beispiel nach Rostock, Greifswald, Halle an der Saale, Leipzig, Tharandt und Jena. Neue ostdeutsche Standorte Kösener Corps sind Potsdam und Frankfurt (Oder). Seit 1994 finden die Tagungen des Verbandes wieder in Bad Kösen statt.

Dies war der vor allem von seiten der Aktiven CC in den Kösener Corps lange gesuchte Grund um die Zusammenarbeit mit sämtlichen anderen Dachverbänden einzustellen, deren, vor allem bei der Deutschen Burschenschaft auftretendes, konservatives Gedankengut diese schon lange nicht mehr mittragen wollten. Immer wieder war den Corps, wenn sie sich von vermeintlich undemokratischen Verbindungen distanzieren wollten, vorgeworfen worden, in diesem Dachverband mit allen anderen zu sein.

Neben dem Bestand in Deutschland und Österreich konstituierte sich im Jahr 2007 mit Tigurinia Zürich auch in der Schweiz wieder ein Corps im KSCV. Darüber hinaus bestehen Assoziierungsabkommen des Verbandes mit den Corps Brandenburgia-Berlin und Teuto-Rugia zu Cleveland/Ohio (beide suspendiert), dem Corps Flaminea Leuven und dem Corps Selonia in Riga.

Verbandsstrukturen

Offizielle Struktur

Im Gegensatz zu den meisten anderen Dachverbänden studentischer Verbindungen besteht der KSCV nicht aus Einzelverbindungen, sondern aus den örtlichen Zusammenschlüssen der Corps, den Senioren-Conventen (SC), in denen wiederum die Corpsburschen-Convente (CC) der einzelnen Corps Mitglied sind. So hat bei Abstimmungen auf dem Kösener Congress in der Regel jeder SC eine Stimme. Nur bei bestimmten Themen wird nach CC abgestimmt.

Inoffizielle Struktur/Kreise

Nachdem sich im KSCV ab 1855 das Verbandsleben gefestigt hatte, begannen sich in den 1860er Jahren innere Strukturen zu bilden. Die seit alters her üblichen Kartelle (feste freundschaftliche Verbindungen von Corps an verschiedenen Universitätsstädten) formierten sich langsam zu festen Kreisen (zuerst „Kartellkreise“ genannt), die verbandspolitische Bedeutung zu entwickeln begannen. Es ging wohl hauptsächlich darum, im Verbund mit den Kartellcorps die eigenen Auffassungen im Kösener Congress besser zur Geltung bringen zu können. Später weitete sich diese Politik aus, es wurde üblich, sich seine befreundeten Corps und Kartellcorps nur noch aus dem jeweiligen Kreis zu wählen und andere Verhältnisse abzubrechen. Dies führte zum Bruch von sehr alten Beziehungen. Auch wenn der Kösener Corpsstudent seinen Universitätsort wechselte, wurde erwartet, dass er an der neuen Universität bei einem Corps seines Kreises verkehrte und auch nur dort eine eventuelle zweite Mitgliedschaft einging. Das gilt bis heute im KSCV als ungeschriebenes Gesetz. Der oKC 1920 schloss sich folgender Erklärung des Corps Bremensia Göttingen an: Ohne die Beziehungen zu den uns durch persönliche und erprobte Freundschaft verbundenen und nahestehenden Corps dadurch zu berühren, erklären wir, daß wir in der Art des jetzigen Bestehens und der jetzigen Handhabung, ganz besonders aber in einem weiteren Ausbau der nach unserer Ansicht verhängnisvollen Kreispolitik eine schwere Gefahr für das deutsche Corpsstudententum sehen. Seither bedauern alle offiziellen Publikationen des KSCV diese Entwicklung und stellen ihre Ergebnisse als wenig nützlich für das Corpsstudententum dar, obwohl die Kreispolitik (mit all ihren folkloristischen Auswüchsen) bis heute die Kultur des KSCV prägt (siehe Verhältnisvertrag).

Den Anfang machten Ende der 1860er Jahre die Corps Thuringia Jena, Brunsviga Göttingen, Borussia Greifswald, Saxonia Leipzig und Silesia Breslau. Der Name „schwarzer Kreis“ für diese Gruppe wurde aus den Mützenfarben von Thuringia und Brunsviga abgeleitet. In den nächsten zwei Jahrzehnten entwickelten sich der „grüne Kreis“ (nach den Mützenfarben der Corps Franconia Jena, Corps Bremensia Göttingen, Misnia III Leipzig) und der „blaue Kreis“ (nach den überwiegenden Mützenfarben des „Goldenen Kartells" der Corps Teutonia Marburg und Lusatia Leipzig; Hannovera Göttingen hat hingegen nur die Farben des Bandes gemein). Seit 1828 standen die Corps Saxo-Borussia Heidelberg und Borussia Bonn in einem Kartell, beide tragen weiße Stürmer und bildeten den Kern des „weißen Kreises“, zu dem noch das Corps Saxonia Göttingen gerechnet wird. Der rote Kreis hat seinen Ursprung in dem Kartell von Saxonia Halle und Saxonia Jena, welches seit 1805 bestand. Zeitweise sprach man auch von einem „silbernen Kreis“ und von einem „gelben Kreis“. Es gab auch einen violetten Kreis, der vor allem aus Palatia Bonn und Palatia Straßburg bestand.

Den meisten dieser Kreise wird ein bestimmtes Charakteristikum zugeschrieben, gewisse Eigenschaften oder auch „Prinzipien“. Aber auch die sind weder klar definiert noch schriftlich formuliert, ja werden in offiziellen Publikationen des KSCV gar geleugnet. Und sie unterliegen der Interpretation. So gibt es für jedes Charakteristikum eine ursprünglich-abstrakte Interpretation, die sich an allgemein akzeptierte Kösener Grundsätze anlehnt, und eine verflacht-banalisierte, an Äußerlichkeiten orientierte, die dann jeweils kolportiert wird.

So wird dem „schwarzen Kreis“ nachgesagt, das „konservative Prinzip“ zu verfolgen (Prinizip der Sparsamkeit und Biederkeit), also alte studentische Gebräuche und Werte ohne Rücksicht auf eigene vordergründige Nachteile und Bequemlichkeiten zu vertreten. Da sich dieses am besten durch eine strenge Mensurauffassung belegen lässt, heißt es vielfach, das sei das „Fechtprinzip“. Mit dem „blauen Kreis“ wird das „Gesellschaftsprinzip“ assoziiert, also das Pflegen niveauvoller Geselligkeit, da diese meist bürgerlichen Ursprungs waren, wohingegen weiße Corpsstudenten zumeist aus dem Adel kamen, die grünen zumeist mit dem Adel verschwägert waren. Der „grüne Kreis“ bekennt sich zum einfachen, ungezwungenen Leben, so förmlich wie nötig, so frei wie möglich, mit Liebe zur Natur („Schnefterprinzip“). Die drei Corps des „weißen Kreises“ haben zu einem sehr hohen Prozentteil Mitglieder aus adligen oder mit ihnen verschwägerten Familien. Der rote Kreis definiert seine Eigenart als Freundschaftsprinzip.

Die Kreiszugehörigkeit ist bis heute vollkommen inoffiziell. Der KSCV veröffentlicht keine expliziten Listen. Alles beruht auf tradierten, aber heute noch gelebten gesellschaftlichen Usancen. Trotzdem bilden diese eigentlich nicht vorhandenen Charakteristika die Kultur des Kösener Verbandslebens.

Eine gewisse Ausnahme bildet hier der „schwarze Kreis“, da innerhalb des „schwarzen Kreises“ eine konsistentere Struktur besteht. Als Kern des schwarzen Kreises wird häufig das „Eisenacher Kartell“ bezeichnet. Das „Eisenacher Kartell“ besteht aus den Corps Suevia München (1803), Brunsviga Göttingen (1813), Hassia Gießen (1815) sowie Thuringia Jena (1820). Bei Bedarf lädt das im Eisenacher Kartell präsidierende Corps zu einem „Schwarzer Kreis Treffen“ ein, um Fragen von gemeinsamer Bedeutung zu klären. Außerdem wird im Rahmen des Kösener Congresses jährlich ein „Schwarzer Abend“ im Rittersaal der Rudelsburg zelebriert, den traditionell der Senior der Thuringia Jena (als Vertreter des Eisenacher Kartells) und ein Altherrenvertreter der Normannia Berlin (als Ideengeber für den Veranstaltungsort) eröffnet.

Noch verbindlicher ist es beim „Süddeutschen Kartell“ (mit je drei Corps aus Deutschland (Franconia Würzburg, Bavaria Erlangen, Makaria München) und Österreich (Joannea Graz, Athesia Innsbruck, Schacht Leoben )) und dem neun Corps umfassenden Magdeburger Kreis. Diese Gruppierungen sind vertraglich definiert und veröffentlichen Mitgliedslisten.

Beziehungen zu anderen Verbänden

Der KSCV gehörte 1951 zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Andernach der mensurbeflissenen Verbände (AGA). Seit 1955 ist er zudem durch einen Kartellvertrag mit dem Weinheimer Senioren-Convent (WSC) verbunden, dem vor allem Corps an technischen Universitäten und Hochschulen angehören. Dieser Vertrag ermöglicht es Corpsstudenten, Mitglied in zwei oder mehr Corps beider Verbände zu sein. KSCV und WSC geben gemeinsam die Zeitschrift „Corps – das Magazin“ heraus.

Ab den 1950er Jahren beteiligte sich der KSCV in hochschulpolitischen Fragen auch an der Mitarbeit im Convent Deutscher Korporationsverbände (CDK). 1998 kam es im Zusammenhang mit der offiziellen Teilnahme am Festakt der Korporationen in der Frankfurter Paulskirche zu einem Eklat und zur Einstellung der überverbandlichen Kooperation. Als Begründung wurde ausgeführt, dass die Deutsche Burschenschaft einen zu großen Einfluss auf die Veranstaltung genommen hätte und die Corps nicht als „trojanische Esel“ für die DB dienen wollten, in der es eine Reihe von Verbindungen gebe, „in denen nachweisbar rechtsextremistisches und nationalistisches Gedankengut vertreten wird und in denen frauenfeindliche und rassistische Ideen fröhliche Urständ feiern“. Unter Führung des Vororts, des SC zu Jena, trat hierauf der KSCV aus dem CDK aus.

Heute finden lediglich mit WSC und Coburger Convent (CC) als drittem pflichtschlagendem Verband sog. "Dreiverbändegespräche" auf Vorortebene statt, in denen die jeweiligen Belange geklärt werden. Ein weitergehendes Abkommen mit dem CC besteht nicht.

Außeruniversitäre Weiterbildung

Um die Qualifizierungslücke zwischen der rein fachlichen Hochschulausbildung, wie sie die moderne Massenuniversität bietet, und den tatsächlichen Anforderungen des Arbeitslebens zu schließen, hat der Verband Alter Corpsstudenten e.V. (VAC) die „CORPS AKADEMIE“ als gemeinnützige Institution gegründet.

Sie bietet allen Studentinnen und Studenten hochwertige und praxisorientierte Weiterbildung professioneller Management-Trainer zu Preisen auf studentischem Niveau. Seminarinhalte sind vor allem so genannte Soft Skills wie „Arbeitstechniken und Selbstorganisation“, „Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit“, „Kompetenzen für zukünftige Führungskräfte“ etc.

Die Seminare werden an 52 Hochschulstandorten Deutschlands, Österreichs und Belgiens angeboten. Ein Wissenschaftlicher Beirat sichert die hohe Qualität der Veranstaltungen.

Eine weitere Aktivität der Corps Akademie ist die Förderung des Vereins „Jugend aktiv e.V.“. Diese Initiative unterstützt begabte und hochbegabte Schüler in Gymnasien.

Als eine weitere Anerkennung besonderen Engagements über das Studium hinaus zeichnet der „Stifterverein Alter Corpsstudenten e.V.“ alljährlich junge Akademiker für herausragende Leistungen im Studium und im Corps mit der „Friedrich-von-Klinggräff-Medaille“ aus. Der Verein möchte dadurch zeigen, das sich hervorragende Leistungen im Studium auch bei einer überdurchschnittlichen Aktivität in einem Corps erbringen lassen.

Kösener Publikationswesen

"Kösener" Kleinanzeigen im Kladderadatsch 1879

Von 1872 bis 1884 benutzte der KSCV wie auch die einzelnen Corps und Altherrenvereine, aber auch eine große Zahl anderer Korporationen, das von 1848 bis 1944 in Berlin erschienene politische Satireblatt Kladderadatsch als Veröffentlichungsorgan. Im Archiv finden sich 377 Korporationen mit 1.673 Veröffentlichungen: Einladungen zu Stiftungsfesten und Kommersen, Todes- und Hochzeitsanzeigen. Diese Verlegenheitslösung war praktikabel, weil der Kladderadatsch in akademischen Kreisen sehr beliebt und weit verbreitet war.

Dr. Paul von Salvisberg

Auf dem Kösener Congress 1883 wurde beschlossen, ein eigenes Publikationsorgan zu schaffen. Am 26. April 1884 wurden von Dr. Paul von Salvisberg (Corps Rhenania Bern) auf Schloss Erolzheim die Akademischen Monatshefte (A.M.) gegründet. Die Redaktion zog 1885 nach München um. Auf dem Kösener Congress 1886 wurden die A.M. zum offiziellen Publikationsorgan des KSCV erklärt.

Im Jahre 1894 wurden Verlag und Redaktion von Karl Rügemer (Corps Baruthia Erlangen) übernommen und die offizielle Funktion als Organ des KSCV bestätigt. Der Titel des Publikation wurde im Jahre 1913 in „Deutsche Corpszeitung“ (DCZ) geändert. Als Karl Rügemer im Jahre 1916 - mitten im Weltkriege - verstarb, war die Fortführung unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen nicht möglich.

Zwischen den Weltkriegen bestand die DCZ von 1920 bis 1936. Die Auflösung des Verbandes machte die Fortführung der Publikation hinfällig. 1952 entstand die DCZ und wird nach der Vereinigung mit dessen Zeitschrift "Die Wachenburg" heute unter dem Namen „CORPS - das Magazin“ zusammen mit dem Weinheimer Senioren-Convent (WSC) herausgegeben.

Die Satzungen des Verbandes und der ihm angehörenden Mitgliedsorganisationen schließen ein Allgemeinpolitisches Mandat aus, so dass der Verband, die Seniorenconvente und die Einzelcorps sich in der Regel zu derartigen Fragen im Unterschied zu den Burschenschaften nicht äußern und auch nur eine äußerst zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit betreiben.

Quellen und Literatur

Quellen

Das Verbandsarchiv befindet sich im Institut für Hochschulkunde der Universität Würzburg.

Literatur

  • Wilhelm Fabricius: Die Deutschen Corps. Eine historische Darstellung mit besonderer Berücksichtigung des Mensurwesens. Berlin 1898 (2. Aufl. 1926)
  • Rolf-Joachim Baum (Hrsg.): „Wir wollen Männer, wir wollen Taten!“ Deutsche Corpsstudenten 1848 bis heute, Siedler-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-88680-653-7
  • Manfred Studier: Der Corpsstudent als Idealbild der Wilhelminischen Ära - Untersuchungen zum Zeitgeist 1888 bis 1914, Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, Band 3, Schernfeld 1990, ISBN 3-923621-68-X
  • Handbuch des Kösener Corpsstudenten, Band I und II, 6. Auflage, 1985, herausgegeben vom Vorstand des Verbandes Alter Corpsstudenten e.V. (VAC) Würzburg (nicht im Buchhandel erhältlich)
  • Christian Helfer: Kösener Brauch und Sitte. Zweite Auflage 1991. ISBN 3980147525
  • Erich Bauer: Schimmerbuch für junge Corpsstudenten, 7. Auflage 2000, Selbstverlag des Verbandes Alter Corpsstudenten (VAC) (nicht im Buchhandel erhältlich)
  • Sven Waskönig: Der Alltag der Berliner Verbindungsstudenten im Dritten Reich am Beispiel der Kösener Corps an der Friedrich-Wilhelms-Universität. in: Christoph Jahr (Hrsg.): Die Berliner Universität in der NS-Zeit. Band I: Strukturen und Personen. Franz Steiner Verlag 2005. ISBN 3-515-08657-9 S. 159-178.

Periodika

Einzelnachweise

  1. † 1887 als Gutsherr auf Pinnow bei Neubrandenburg; vgl. Heinrich Langwerth von Simmern: Aus der Mappe eines verstorbenen Freundes (Friedrichs von Klinggräff). Berlin 1891

Weblinks


Siehe auch: Corps, Liste Kösener Corps, Liste Weinheimer Corps, Liste der Dachverbände von Studentenverbindungen, Liste verbindungsstudentischer Begriffe!


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