- Corps Suevia München
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Das Corps Suevia München ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität, der Technischen Universität München und der Universität der Bundeswehr München. Die Corpsmitglieder werden „Münchner Schwaben“ genannt.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Suevia hat die Farben „schwarz-weiß-blau“ mit silberner Perkussion. Dazu wird eine schwarze, große Tellermütze getragen. Die Schwabenfüchse tragen ein Fuchsenband in „schwarz-blau“ auf silberner Perkussion.
Der Wahlspruch lautet „Virtute comite, fortuna salus!“, der Wappenspruch „Sit ensis noster vindex!“.
Geschichte
Das Corps Suevia wurde am 16. Dezember 1803 von Studenten an der Universität Landshut gegründet, die im Jahre 1826 nach München verlegt wurde. Damit ist Suevia die älteste Münchner Studentenverbindung und eine der ältesten deutschen Studentenverbindungen überhaupt.
Das Corps gründete als Vertreter des Münchner Senioren Convents (SC) im Jahr 1848 den Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) mit, ratifizierte den Beitritt allerdings erst im Jahr 1862. Dreimal - 1877, 1978 und 1978 - stellte Suevia die Vorsitzenden des oKC. Ebenso unterstützte das Corps die Gründung das Verbandes alter Corpsstudenten (VAC) im Jahr 1888 und stellte mit dem königlich bayerischen Justizminister Ferdinand Ritter von Miltner den ersten Vorsitzenden. Dem auf Anregung Kaiser Wilhelm II. und des Reichskanzler Fürst Otto von Bismarcks gegründeten Verein trat das Philisterium des Corps allerdings erst Jahre später bei.
Den Beitritt der österreichischen Corps in den KSCV förderte Suevia München gemeinsam mit anderen Corps von 1898 an maßgeblich und erreichte die endgültige Aufnahme aller österreichischen Corps schließlich im Jahr 1919.
1934 weigerte sich das Corps Suevia München gemeinsam mit vier weiteren Corps, der Forderung des Dachverbandes auf Ausschluss seiner mit jüdischen Ehefrauen verheirateten (so genannt „nichtarisch-versippten“) Corpsbrüder nachzukommen. Diese Forderungen wurden auf der Basis des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom April 1933 gestellt. Mit der Ablehnung folgte das Corps damit trotz Androhung staatlicher Sanktionen dem eigentlich für alle Studentenverbindungen gültigen Grundsatz, dass die einmal verliehene (Voll-)Mitgliedschaft einem Angehörigen nur auf der Basis schwerwiegenden Fehlverhaltens aberkannt werden kann.
Ab 1939 konnte das Corps einen offiziellen Aktivenbetrieb nicht mehr aufrechterhalten. Um die Traditionen des Corps zumindest verdeckt während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu erhalten, schlossen sich einige Alte Herren der Kameradschaft „Prinz Eugen“ des NSDStB an und versuchten, die Kameradschaftsangehörigen von corpsstudentischen Ideen zu überzeugen. Die Studenten dieser Kameradschaft, die während des Dritten Reiches verbotenerweise eine oder mehrere Mensuren geschlagen oder nach dem Kriege zumindest eine Mensur „nachgefochten“ hatten, wurde daher 1948 nachträglich als Corpsangehörige aufgenommen.
Im Jahr 1951 wurde auf Suevias Antrag hin der bis heute an den Universitäten deutschland- und österreichweit einzige gemeinsame, dachverbandsunabhängige Senioren-Convent Kösener, Weinheimer und freier Corps gegründet. Der Münchner Senioren Convent (MSC) ist mit 19 angeschlossenen Corps der bei weitem größte örtliche Zusammenschluss von Studentenverbindungen in Deutschland.
Aufgrund der Struktur seiner Verhältnisse zu anderen Corps wird das Corps Suevia zum „Schwarzen Kreis“ innerhalb des KSCV gezählt und ist Mitglied im „Eisenacher Kartell“.
Mitglieder
Mit über 2.600 (Voll-)Mitgliedern (Corpsbrüdern) seit der Stiftung im Jahre 1803 ist das Corps Suevia das größte Corps und eine der größten nichtfusionierten Studentenverbindungen in Deutschland und Österreich überhaupt. Bekannte Mitglieder des Corps Suevia waren oder sind:
- Heinrich Becher (1865-1941), Jurist, Vater von Johannes R. Becher
- Wilhelm Behringer (1853-1931), Reichsgerichtsrat
- Steffen Berg (1921-2011), Rechtsmediziner
- Rolf Böger (1908-1995), Bundestagsabgeordneter
- Otto von Bollinger (1843-1909), Anatom und Pathologe
- Alois von Brinz (1820-1887), Rechtswissenschaftler und Politiker
- Karl Friedrich Heinrich von Closen (1786-1856), Jurist und Politiker, Mitstifter des Corps Suevia 1803
- Karl Dyroff (1862-1938), Orientalist
- Richard Frommel (1854-1912), Gynäkologe
- Christoph Haußner (* 1958), Maler und Graphiker
- Wilhelm von Kastner (1824-1911), Reichstagsabgeordneter
- Moritz Klönne (1878-1962), Industrieller und Mitglied des Reichstags (1924-1930)
- Julius Kollmann (1834-1918), Zoologe, Anthropologe und Anatom
- Otto von Kühlmann (1834-1915), Politiker
- Wolfgang Küßwetter (1940-1998), Orthopäde
- Hermann Lingg (1820-1905), Dichter
- Ludwig Maurer (1859-1927), Mathematiker
- Thomas Mayer (1815-1870), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und der bayerischen Kammer der Abgeordneten
- Carl Ritter von Mayer (1825-1883), Heraldiker
- Hellmut Mehnert (* 1928), Internist
- Ferdinand Ritter von Miltner (1856-1920), bayerischer Justizminister (1902-1912)
- Julius Petersen (Politiker) (1835-1909), OLG-Präsident und Mitglied des Reichstags
- Julius Petersen (Literaturwissenschaftler) (1878-1941), Germanist
- Heinrich von Prieser (1797-1870), württembergischer Justizminister (1839-1848)
- Arthur Rühl (1901-1955), Internist, Ordinarius in Prag
- Manfred H.G. Sanden (* 1940), Landtagsabgeordneter NRW
- Karl-Heinz Schäfer (1911-1985), Pädiater, Rektor der Universität Hamburg
- Otto Scheib (1893-1965), Architekt und Städtebauer
- Jean Louis Sponsel (1858-1930), Kunsthistoriker und Museumsdirektor
- Johann Stobbe (1860-1938), Chemiker, Professor an der Universität Leipzig
- Ludwig Thoma (1867-1921), Schriftsteller
- Herbert Trenkler (1907-1992), Montanwissenschaftler, Rektor der Montanistischen Hochschule Leoben
- Clemens Weber (1905-2008), Architekt
- Theodor Wiegand (1864-1936), Archäologe
- Ludwig Wille (1834-1912), Reformpsychiater in Basel
- Julius von Zenetti (1822-1905), Regierungspräsident von Mittelfranken (1890-1897)
Träger der Klinggräff-Medaille
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:
- Christian Zippel (2009)
Literatur
- Hans-Bernhard Herzog (Hrsg.): 100 Jahre Eisenacher Kartell. 1909 - 2009, Neustadt an der Aisch 2009, ISBN 978-3-87707-754-2
Weblinks
Commons: Corps Suevia München – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband
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