Arnaldus de Villanova

Arnaldus de Villanova
Arnaldus de Villanova

Arnaldus de Villanova, auch Arnald, Arnold oder Arnoldo von Villanova (dt.), Arnau de Vilanova (katalanisch), Arnoldus de Villa Nova, Arnaud de Villeneuve (frz.), Arnaldo da Villanova (ital.), Arnaoult de Ville-Neuve (* um 1235 bei Valencia, Spanien; † 6. September 1311 auf See (Schiffbruch)) war ein bedeutender scholastischer Arzt, Chemiker, Pharmazeut, Tempelritter, Gelehrter und Rektor der Universität Montpellier[1].

Inhaltsverzeichnis

Mediziner, Chemiker und Pharmazeut

Er war Leibarzt des Königs von Aragon und von Papst Clemens V. sowie Professor der Universität von Montpellier.

Er entdeckte die Giftigkeit von Kohlenmonoxid und verwesendem Fleisch und war Verfasser zahlreicher medizinischer Werke, darunter das vierbändige „Handbuch der gesamten Medizin“ (Breviarium practicae medicinae) und sein Hauptwerk „Liber appellatus thesaurus thesaurorum, Rosarius philosophorum“, welches zum Großteil auf arabischen Quellen aufbaut.

Einreibungen, Kräuterauszüge, Mazeration

Diesen nannte er zunächst eau-de-vin, alsbald aber wegen seiner anregenden Wirkung bei medizinischen Einreibungen eau-de-vie. Zu seinen Experimenten gehörte es, alkoholische Extrakte von Heilkräutern herzustellen. Diese erfolgreiche Technik der Gewinnung von Wirkstoffen aus Pflanzen, Mazeration genannt, wird heute noch für medizinische Zwecke ebenso verwandt, wie für die Gewinnung von Aromastoffen z.B. für bestimmte Liköre oder Magenbitter.

Vin Doux Naturel

1285 in der Komturei der Tempelritter nahe Perpignan, damals Hauptstadt des Königreichs Mallorca, entdeckte er, dass man die Gärung des Traubenmostes durch Zugabe von Weingeist, also Alkohol, zum Stillstand bringen konnte. So wurde der Vin Doux Naturel geboren.[2] Auf diese Weise wurde der Wein haltbar, ging nicht in Essig über, und behielt gleichzeitig einen Rest seines natürlichen Zuckers.

Mit dieser Methode, mutage (verstummen lassen; Stoppen der Gärung von Wein durch Zugabe von Alkohol oder Schwefeldioxid), bescherte er den natursüßen und unverwüstlichen Weinen im Mittelalter und noch lange danach beachtlichen Erfolg.

Auf dieser Entwicklung beruhen u.a. auch Portwein und Madeira, nicht jedoch Sherry (siehe dort).

Lackmus

Weiterhin war er der erste Gelehrte, der Lackmus als Indikator für Säuren und Basen entdeckte und einsetzte.

Traumforscher

In der Geschichte der Traumforschung vor Sigmund Freud spielt Arnaldus de Villanova auch eine wichtige Rolle. So erwähnte er den diagnostischen Nutzen mancher Träume. Dabei verglich er die Träume mit einer Lupe, durch die man Krankheitssymptome erkennen könne, schon lange vor ihrer Wahrnehmbarkeit im Wachbewusstsein. So berichtete er beispielsweise von einem Kranken, der träumte, dass ihm mit einem Stein auf das Ohr geschlagen werde. Kurz danach bekam dieser Mann eine schwere Ohrenentzündung.[3]

Schiffbruch

Als er im Jahr 1311 im Auftrag Königs Friedrich II. von Sizilien unterwegs war zu Papst Clemens V., starb er beim Untergang seines Schiffes am 6. September im Mittelmeer.

Werke

Medizin

  • Breviarium Practicae

Wein

  • Liber de Vinis

Alchemie (von einigen Autoren angezweifelt)

  • Thesaurus Thesaurorum o Rosarius Philosophorum
  • Novum Lumen
  • Flos Florum

Sammlungen seiner Werke wurden herausgegeben 1505 und 1532 in Lyon, mit einer Biographie von Symphorianus Campegius, 1585 in Basel, 1603 in Frankfurt am Main und erneut 1686 in Lyon.

Literatur

deutschsprachig

  • Der Weintraktat des Arnoldus de Villa Nova. (Wien, bei Johann Singriener 1532). Neudruck, hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Lothar Hempe. Metzger, Stuttgart 1956.
  • Paul Diepgen (Hrsg. u. Übers.): Des Meisters Arnald von Villanova Parabeln der Heilkunst. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1968.
  • Manfred Gerwing: Vom Ende der Zeit. Der Traktat des Arnald von Villanova über die Ankunft des Antichrist, in der akademischen Auseinandersetzung zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Aschendorff, Münster 1996, ISBN 3-402-03996-6.
  • Willem Frans Daems: Ein mittelniederfränkisches Fragment des 'Liber de vinis' des Arnaldus de Villanova. Janus 47 (1958), S. 87-100.

französisch

  • Emmanuel Lalande: Arnaud de Villeneuve, sa vie et ses oeuvres. Chamuel, Paris, 1896.

englisch.

  • Joseph Ziegler: Medicine and religion, c.1300. The case of Arnau de Vilanova. Clarendon Press, Oxford 1998, ISBN 0-19-820726-3, (Oxford historical monographs). (Online)

spanisch.

  • Jaume Mensa i Valls: Arnau de Vilanova. Editorial Rafael Dalmau, Barcelona 1997, ISBN 84-232-0514-2, (Episodis de la Història).

Einzelnachweise

  1. Manfred Peter Koch und Gundolf Keil: Die spätmittelalterliche Gesundheitslehre des 'Herrn Arnoldus von Mumpelier[!]', Sudhoffs Archiv 50 (1966), S. 361-374
  2. André Dominé: Die Kunst des Aperitif: Rezepte, Getränke, Philosophie, Kunstverlag Weingarten, 1989, ISBN 3-8170-0013-8, Seite 21
  3. Medard Boss: „Der Traum und seine Auslegung“ aus der Reihe „Geist und Psyche“, Kindler Verlag GmbH München 1974, ISBN 3-463-18137-1, S. 183.

Weblinks

Originalwerke:


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